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Mo, 10:10 Uhr
19.12.2011

Großer Aufholbedarf

Während eine flächendeckende Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern in fast ganz Europa Standard ist, herrscht in Deutschland noch immer Aufholbedarf – insbesondere im Westen. Die Bertelsmann-Stiftung hat die Bundesländer gecheckt und lobt die neue Bundesländer...

Der Osten liegt vorn (Foto: Bertelsmann Stiftung) Der Osten liegt vorn (Foto: Bertelsmann Stiftung)

In den ostdeutschen Bundesländern besuchten Anfang 2010 zwar gut drei Viertel (75,4 Prozent) der Grundschulkinder ein Ganztagsangebot, in den westdeutschen Ländern war es aber nur etwas mehr als jedes fünfte Kind (21,4 Prozent). Die Betreuung findet in Deutschland einerseits in Kindertageseinrichtungen, den Horten, statt, ander­seits in Ganztagsschulen.

Verbindliche Qualitätsstandards für Betreuungsumfang und für pädagogi­sches Fachpersonal gibt es jedoch fast nur in den Horten. Das sind zentrale Ergebnisse des Länderreports Frühkindliche Bildungssysteme 2011, den die Bertelsmann Stiftung heute vorgestellt hat.

„Wir brauchen in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Ganztagsschule“, forderte Jörg Dräger, für Bildung zuständiges Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. „Ein verlässliches Ganztagsangebot verbessert die Bildungschancen der Kinder und für die Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“

Von einem entsprechenden Angebot für alle Grundschulkin­der sind viele Bundesländer jedoch noch weit entfernt: In jedem ostdeutschen Bundesland nutzen mehr als 60 Prozent der Grundschüler ein Ganztagsangebot, auch in Berlin liegt der Anteil bei fast 70 Prozent. Im deutschlandweiten Vergleich liegen die Teilhabequoten von Hamburg (fast 48 Pro­zent), Bremen (knapp 37 Prozent), dem Saarland und Nordrhein-Westfalen (jeweils knapp 29 Pro­zent) im Mittelfeld.

Nur etwas weniger als ein Viertel der Grundschüler nutzen in Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Hessen (jeweils 24 Prozent) ganztägige Angebote. Den größten Aufholbe­darf haben Bayern (knapp 16 Prozent), Niedersachsen (knapp 15 Prozent) und Baden-Württem­berg (knapp 13 Prozent).

Während die Grundschulkinder in Ostdeutschland überwiegend in Horten betreut werden, ist im Westen die offene Ganztagsschule das am weitesten verbreitete Angebot. Der Länderreport zeigt, dass die Horte im Vergleich zu den Ganztagsangeboten an Schulen die umfangreichere Betreuung und besser qualifiziertes Personal bieten: Im Hort besteht an vier bis fünf Tagen in der Woche bis mindestens 17 Uhr ein Angebot.

Demgegenüber ist eine Schule laut Kultusministerkonferenz be­reits dann eine Ganztagsschule, wenn an mindestens drei Tagen in der Woche für täglich sieben Zeitstunden ein Angebot besteht. Für die gebundenen Ganztagsschulen in Bayern, Berlin, Ham­burg, Rheinland-Pfalz und Thüringen gelten wiederum andere Regeln: Sie sind an mindestens vier Tagen mindestens je acht Stunden geöffnet. In Berlin, Rheinland-Pfalz und Thüringen müssen sie zudem eine Ferienbetreuung anbieten – Horte müssen dies grundsätzlich.

Auch verbindliche Mindeststandards für die Qualifikation und Anzahl des Personals sind in den meisten Bundesländern nur bei der Hortbetreuung fest verankert. Für die offene Ganztagsschule bestehen dagegen nur in etwa der Hälfte der Bundesländer Regelungen zur Personalausstattung, Anforderungen an die Qualifikation des Personals oder zur maximalen Gruppengröße. In zwei Bundesländern dürfen ausnahmslos pädagogische Fachkräfte für außerunterrichtliche Angebote tätig werden: in Sachsen-Anhalt nur Lehrkräfte und staatlich anerkannte Erzieherinnen und in Ber­lin ausschließlich Erzieherinnen.

„Die in den Horten bereits etablierten Qualitätsstandards sind erfreulich“, kommentierte Dräger die Ergebnisse. „Mittelfristig brauchen wir in Deutschland jedoch überall gebundene Ganztagsschulen, denn davon profitieren die Kinder am meisten. Die enge Verzah­nung der Vor- und Nachmittagsangebote ermöglicht, alle Kinder individueller und damit besser zu fördern.“

Grundlage der Auswertungen sind Daten der statistischen Ämter des Bundes und der Länder aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik sowie der Kultusministerkonferenz des Jahres 2010 sowie ei­ner Befragung aller zuständigen Fachministerien der Bundesländer durch die Bertelsmann Stif­tung. Die Berechnungen hat der Forschungsverbund DJI/TU Dortmund durchgeführt. Der Länderre­port bietet für jedes Bundesland ein Profil seines frühkindlichen Bildungssystems.

Hier haben wir die Daten für Thüringen ausgewiesen.
Autor: nnz

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