eic kyf msh nnz uhz tv nt
Mi, 15:09 Uhr
28.01.2015

Musterarbeitgeber steht vor Personalabbau

Tarifbewegung in der Metall- und Elektroindustrie Thüringen. IG Metall erhöht den Druck. Beim Warnstreik in Sondershausen vor der WAGO Kontakttechnik GmbH ging es aber auch laut IG Metall um einen möglichen Personalabbau. Hier die Meldung der IG Metall Nordhausen...


Für 13:00 Uhr hatte die IG Metall die Kolleginnen und Kollegen der Frühschicht der WAGO Kontakttechnik in Sondershausen zum Warnstreik aufgerufen. Die IG Metall fordert 5,5% mehr Entgelt, einen neuen Tartifvertrag für die Altersteilzeit und verbesserte tarifliche Bestimmungen zur Qualifizierung.

Unter schwierigen Rahmenbedingungen haben rund 50 Kolleginnen und Kollegen mit ihrer Arbeitsniederlegung unterstrichen, dass sie hinter diesen Forderungen stehen.

Anzeige symplr
Die Beschäftigten der WAGO in Sondershausen stehen zum einem hinter den Forderungen ihrer IG Metall, gleichzeitig werden sie mit innerbetrieblichen Veränderungen konfrontiert. In Verbindung mit den geplanten Veränderungen im Unternehmen der WAGO wachsen die Ängste bei den Beschäftigten des „Musterarbeitgebers“ in Sondershausen.

Leiharbeiter, teilweise mit Beschäftigungszeiten von bis zu 10 Jahren sollen bzw. werden abgemeldet, Beschäftigten wird angeraten nach Minden ins Hauptwerk zu wechseln und Haus und Hof in ihrer Heimat den Rücken zu kehren, Versetzungen mit Abgruppierungen (Entgeltkürzungen) und der Ausgabe von neuen, schlechteren Arbeitsverträgen sind die Tagesthemen im Unternehmen.

Eine neue Unternehmenskultur, wie sie die Beschäftigten bisher nicht kannten. So die ersten Feststellungen von Bernd Spitzbarth, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Nordhausen und Kirsten-Joachim Breuer 2. Bevollmächtigter der IG Metall Erfurt und Betriebsbetreuer.

Zu den Tarifforderungen:
Am 21. Januar trafen in Arnstadt die Thüringer Arbeitgeber und die IG Metall zur ersten Tarifverhandlung zusammen. Hier gaben sich die Arbeitgeber in ihrer Argumentation völlig festgefahren. Weder in der Fragen des Entgeltes noch zur Alterszeit oder zur Weiterbildung ließen sie einen Spielraum für Verhandlungen erkennen. Bei der Altersteilzeit fordern sie sogar dazu auf, dass nur die Beschäftigten ausscheiden können sollten, die auch tatsächlich nicht mehr arbeiten könnten. Dies wertet die IG Metall als ein Schlag ins Gesicht derjenigen Kolleginnen und Kollegen, die Tag für Tag ihre Gesundheit am Arbeitsplatz lassen. Ebenso wollen die Thüringer Arbeitgeber selbst entscheiden können, wem eine Weiterbildung zu steht und wem nicht. Eine Ausweitung der Mitbestimmung in Qualifizierungsfragen lehnen sie als „Herr im Haus“ ab. Zusätzlich konnten sie auch ihren Sächsischen Verbandsbrüdern in der Frage der Angleichung an das Westniveau nicht folgen.

„Die logische Konsequenz ist, dass wir unseren Druck erhöhen müssen. Es ist nicht unser Ziel mit Warnstreiks die Verhandlungen zu begleiten. Derzeit scheint dies jedoch das einzige Mittel zu sein, um überhaupt ernsthaft ins Gespräch kommen zu können,“ so Spitzbarth. Weiter ging Spitzbarth auf die Situation in der Metall- und Elektroindustrie ein.

„Das Klappern zum Handwerk gehört ist nicht neu, aber bei den Gewinnen unsere Forderung als überzogen zu bezeichnen lehnte er kategorisch ab. Unsere Forderungen sind nicht nur gerecht, sondern auch finanzierbar rief er den Beschäftigten bei der WAGO zu.

Musterarbeitgeber steht vor Personalabbau (Foto: Karl-Heinz Herrmann) Musterarbeitgeber steht vor Personalabbau (Foto: Karl-Heinz Herrmann)

53 Mrd. Euro Gewinn habe die deutsche Metall- und Elektroindustrie 2014 eingefahren und die WAGO war nicht bei den Verlieren zu finden. Die komplette Umsetzung der IG-Metall-Forderungen würde rund 10,2 Mrd. Euro kosten. "Dieses Geld ist bei den Kollegen besser aufgehoben, es kurbelt die Kaufkraft an, fördert den Fachkräftebedarf und sichert den Beschäftigten einen sicheren, verdienten Übergang in den Ruhestand. Das ist gesellschaftlich allemal besser, als es für überzogene Dividendenzahlungen auszugeben oder den Spekulanten weiter den Hof zu machen".

Kirsten Joachim Breuer, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Erfurt, thematisierte in seiner Rede an die Beschäftigten die wirtschaftliche Situation des Unternehmens und sagte wörtlich: „die WAGO steht exemplarisch für die Entwicklung der gesamten Branche. Das Geschäftsjahr 2014 konnte das Unternehmen mit einem Überschuss von 10% über ihrer eigentlichen Planung abschließen. Da ist reichlich Spielraum für eine Beteiligung der Beschäftigten am unternehmerischen Erfolg.“

Markus Hoffmann, Vertrauensmann bei der WAGO: „Arbeiten bis zum Umfallen, das ist mit uns genau so wenig zu machen wie die Hinnahme weitere Einschränkungen in der Bildungsfrage. Wir brauchen einen neuen Tarifvertrag zur Altersteilzeit, der einen flexiblen und fairen Übergang in die Rente ermöglicht. Es gibt auch noch ein Leben außerhalb der Arbeitswelt. Die Menschen haben ein Recht darauf, ihren Lebensabend gesund verbringen zu können. Weiter, wenn die Arbeitgeber das Thema Bildung nicht langsam als einen der wichtigsten Standortfaktoren erkennen, dann gefährden sie die Zukunft des Landes. Unsere Kolleginnen und Kollegen brauche faire Chance für ihre persönliche Weiterbildung und das geht am besten durch tariflich gesicherte Ansprüche auf Teilhabe.
Autor: khh

Kommentare

Bisher gibt es keine Kommentare.

Kommentare sind zu diesem Artikel nicht möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr