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Mi, 14:27 Uhr
20.04.2016
Neues aus Bad Frankenhausen

Geh doch rüber!

Feinste Beobachtungen aus Ost und West. Von der gestrigen Buchlesung in Bad Frankenhausen erreichte kn dieser Bericht...

Geh doch rüber! (Foto: Wahlkreisbüro Kersten Steinke) Geh doch rüber! (Foto: Wahlkreisbüro Kersten Steinke) Dass er bei der Talisa mit Handschlag begrüßt wird, daran hat sich Jan Korte (MdB, DIE LINKE) mittlerweile in all der Zeit gewöhnt. Seit 11 Jahren sitzt der geborene Osnabrücker für DIE LINKE im Bundestag und hat seinen Wahlkreis im Osten. Und das in Bitterfeld-Wolfen, dem Chemiestandort mit dem "anrüchigen" Ruf. Er fühlt sich mittlerweile wohl im Osten, aber das Leben hier war ein Erkenntnisprozess. Den hat er in einem Buch, seinem Dritten übrigens, auszugsweise festgehalten und am Abend in Bad Frankenhausen daraus gelesen.

Vorher begleitete er seine Fraktionskollegin Kersten Steinke in ihrem Wahlkreis bei einem Besuch bei der Talisa in Artern. Suppenküche, Tafel, Möbel- und Kleiderkammer sowie eine Beratungsstelle sind hier unter einem Dach vereint. Karin Franke, Leiterin der Beratungsstelle, informierte die beiden Bundestagsabgeordneten über Arbeit und Probleme der Talisa. Rund 250 Bedürftige nutzen die Angebote der Tafel, Tendenz steigend. Allerdings werden die Lebensmittel nicht mehr, die man für die Ausgabe erhält. In einem so reichen Land wie Deutschland seien Tafeln mittlerweile zur Normalität geworden und könnten die Not trotzdem nicht lindern, so Karin Franke. Das sei erschreckend.

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Weitere Ausgabestellen der Tafel gibt es neben Artern noch in Bad Frankenhausen und Roßleben. Da benötige man natürlich viel ehrenamtliche Unterstützung. In Bad Frankenhausen habe man da ein großes Team, in das auch Kersten Steinke eingebunden ist.

Ein Abstecher zum schiefen Turm und eine Führung im Panorama gehören natürlich zu einem Besuch in Bad Frankenhausen unbedingt dazu. Dem konnte sich auch Jan Korte nicht entziehen.

Korte engagierte sich frühzeitig in der Politik. Und im Westen hörte man üblicherweise den Satz "Geh doch rüber!" (gemeint war in die DDR), wenn man sich systemkritisch äußerte. Und da er, auch wenn die DDR nun nicht mehr existierte, 2005 tatsächlich "drüben im Osten" landete, bot sich dieser Titel für sein Buch an und wurde erweitert um den Zusatz "Feinste Beobachtungen aus Ost und West". Seine Kurzgeschichten sind scharfsinnige Beobachtungen, die er mit Witz und Charme an die Zuhörer bringt. Dabei hatte er kein Problem, sich selber auch Mal auf die Schippe zu nehmen.

Geh doch rüber! (Foto: Wahlkreisbüro Kersten Steinke) Geh doch rüber! (Foto: Wahlkreisbüro Kersten Steinke) Seine ersten Kontakte mit den Wählern im Osten waren holprig. Etwas erschrocken registrierte er, dass ihm wildfremde Leute die Hand zur Begrüßung entgegen streckten. Was er nicht kannte und somit nicht erwiderte. Sofort war er damit als arroganter Wessi verschrien und das Gespräch sehr distanziert. Doch er gewöhnte sich an dieses Ritual und seine Erweiterung, dass man nicht mehr die Hand gibt, wenn mehr als zehn Leute am Tisch sitzen. Man klopfe dann einfach mit der Bemerkung "Ich mach mal so!" auf den Tisch, was den Handschlag anerkannt ersetze. Allerdings führte dies nun im Westen zu Problemen, als er ehemalige Studienkollegen traf. Fünf saßen da, also zu wenig, um auf den Tisch zu klopfen. Die Begrüßung mit Handschlag führte dann unweigerlich zu dem Urteil: Kaum im Bundestag, schon ein Wichtigtuer!

Und so konnte das Publikum über Schlüpper-Westpakete und Erlebnisse mit dem B 1000 herzhaft lachen, sich selber wiederfinden bei den Beobachtungen zu Steckaktionen in Briefkästen und verstehen, wieso es Bundestagsabgeordnete gibt, die ihren fernsehwirksamen Platz im Bundestag zwar nicht mit einem Handtuch, aber doch wie eine Hotelliege am Pool im Urlaub rechtzeitig reservieren.

Und so wurde es ein kurzweiliger Abend mit dem schreibenden Bundestagsabgeordneten Jan Korte. Wer nicht dabei war, hat wirklich was verpasst.

Wahlkreisbüro Kersten Steinke
Autor: khh

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