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Do, 13:48 Uhr
28.04.2016
verschlungene Pfade der Integration

Odyssee einer Fachkraft

Er kommt aus Pakistan, ist Maschinenbauingenieur, beherrscht zehn Sprachen - Syed Wajeeh-ud-Hassan ist ein Paradebeispiel für die Akademiker unter den Flüchtlingen. Seine Geschichte zeigt die Hürden, die man als Neuankömmling überwinden muss, wenn man Arbeit finden will...

Syed Wajeeh-ud-Hassan ist jung, gut ausgebildet, intelligent, begabt - eine echte Bereicherung für das Land. Syed spricht Englisch, Hindi, Urdu, Panjabi und Saraiki. Arabisch, Farsi und Dari, eine Form des Persischen, kann er lesen und schreiben.

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Als Sprache Nummer neun ist in den letzten Jahren noch Deutsch hinzugekommen. Und der bedient sich Syed inzwischen so gut, das er gestern in Sondershausen auf der Fachtagung zum Integrations- und Netzwerkprojekt "Multipotential" über seinen Weg in Deutschland Auskunft geben konnte.

Maschinenbau hat er in Deutschland studiert, berichtet Syed, nach dem Studium wollte er eigentlich zurück in die Heimat, in Pakistan standen da gerade Wahlen an. Seine ganze Familie sei politisch, erzählt er, und fand sich nach der Wahl in der Opposition wieder. Nur ist dieser Zustand wohl weniger harmlos als hierzulande, die Familie wird bedroht und rät ihrem Sohn davon ab überhaupt nach Hause zurückzukehren.

Und damit beginnt Syeds Laufbahn als Flüchtling in Deutschland. Er stellt seinen Antrag auf Asyl und wird zunächst in Eisenhüttenstadt untergebracht. Zwei Wochen lebt er in dort in einer Sporthalle bevor es weitergeht nach Frankfurt an der Oder. Mit zehn anderen teilt sich Syed hier einem Raum, neun Monate lang. Angemerkt sei an dieser Stelle das man das Jahr 2014 schreibt, der große Flüchtlingsstrom steht erst noch bevor. Im März 2015 wird ihm die "Freizügigkeit" zugestanden. Konkret heißt das er kann überall in Deutschland hinreisen. Aber nicht überall arbeiten oder wohnen.

Odyssee einer Fachkraft - Syed Wajeeh-ud-Hassan sprach gestern in Sondershausen über seine Erlebnisse als Flüchtling in Deutschland (Foto: Angelo Glashagel) Odyssee einer Fachkraft - Syed Wajeeh-ud-Hassan sprach gestern in Sondershausen über seine Erlebnisse als Flüchtling in Deutschland (Foto: Angelo Glashagel)

Die nächste Etappe folgt nach einer weiteren Verlegung ins brandenburgische Hoppegarten. In der Berliner Peripherie findet er eine Anstellung in einem Restaurant, drei Monate dauert es bis er die entsprechende Arbeitserlaubnis erhält. Ein halbes Jahr arbeitet er hier und macht seinen Führerschein. Die Wohnungen und der öffentliche Nahverkehr so nah an Berlin sind teuer, am Ende des Monats bleibt nicht viel über vom Mindestlohn.

Über Bekannte wird er schließlich auf eine Stelle in Mühlhausen aufmerksam, beim Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft. Nur will er hier arbeiten, braucht er auch eine neue Arbeitserlaubnis. Wieder gehen zwei Monate ins Land, die Stelle in Thüringen ist da längst weg. "Welcher Chef wartet schon so lange", sagt Syed. Das Glück ist ihm schließlich doch noch hold, die Stelle wird wieder frei und man erinnert sich an den jungen Pakistani.

Heute arbeitet er in Mühlhausen als Integrationsbegleiter. Nur wohnen darf er hier immer noch nicht. Der "Umverteilungsantrag" liegt seit Wochen bei der Ausländerbehörde in Brandenburg, Telefonate auch von Seiten seiner Chefs, haben bisher nicht geholfen, die Mühlen der Bürokratie mahlen in ihrem eigenen Tempo. Im Moment behilft er sich indem er in einer Pension nächtigt, theoretisch müsste er jeden Tag acht Stunden pendeln.

Es ist nur eine von vielen Geschichten, die sich in dieser oder anderer Form gerade in Deutschland abspielen. Syeds Erlebnisse werden dabei nicht als repräsentativ gelten können, sie führen aber doch vor Augen welche Hürden auch ein voll ausgebildeter Akademiker nehmen muss, wenn er in Deutschland ankommen will.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Schultze
28.04.2016, 15.52 Uhr
Im real existierenden Kapitalismus angekommen?
Vielleicht hätte ihn Brandenburg auch als Übersetzer und Integrationsbegleiter gebraucht ? Aber dort gibt es weniger Geld? Vielleicht kommt morgen ein Bundesland und zahlt noch besser zb Bayern?
Ob sein Land ihn auch gebraucht hätte mag ich nicht zu beurteilen.
Paulinchen
28.04.2016, 22.18 Uhr
Es gibt DEUTSCHE, die...
...fahren teilweise 400 km eine Tour zur Arbeit und wohnen somit auch weit weg von ihren Familien. Wenn die zum Wo-ende nach Hause kommen, müssen die Ehefrauen die üblichen Arbeiten schon getätigt haben. Aber was nimmt man nicht alles auf sich, wenn man nicht von ALG II leben will! So ist das eben in Deutschland.
wonne
28.04.2016, 23.43 Uhr
Wer baut sein Land wieder auf ?
Der junge Akademiker soll einfach wieder nach Hause fahren und seine Heimat wieder aufbauen !!!!
Unsere Vorfahren waren Vertriebene aus Ostpreußen und Schlesien,sie haben Ihr Land wieder aufgebaut und sind nicht in die goldene neue Welt ausgewandert !!
Wer fragt danach ob unsere ,gut ausgebildeten Akademiker eine Anstellung bekommen die ihrer Qualifikation entspricht ?
Bei solchen Artikeln kommt mir nur noch die Galle hoch !
Und dann fragt sich Herr Gabriel warum das Pack die SPD nicht mehr wählt !
Mueller13
29.04.2016, 00.04 Uhr
Integrationsbegleiter!?
Er hat Maschinenbau studiert - spricht fließend zwölf Sprachen und arbeitet jetzt bei unserem Fachkräftemangel als Integrationsbegleiter? Könnte er nicht besser Werte erschaffen, als von unseren Ressourcen zu leben?

Und wenn er 10 Sprachen spricht und Deutsch die neunte ist, was ist die zehnte? Migrantisch?
Micha123
29.04.2016, 07.06 Uhr
Die "Fachkraft" hat nicht viel über vom Mindestlohn..
"Paradebeispiel".. Besser hätte es der Verfasser des Artikels nicht schreiben können. Es sind ja alles hochausgebildete Fachkräfte, welche nun unser Land "bereichern". Alles Akademiker - Doktoren - Spitzenkräfte. Ich sehe sie täglich in unseren Straßen.

Lieber Syed Wajeeh...
Willkommen in Deutschland! Wir sind hier nicht bei "Wünsch dir was".
Da wir ja nun nicht so weit in die Geschichte greifen wollen - gehen wir 26 Jahre zurück.
Vielleicht ist Dir Syed das auch in Erinnerung.
Da gab es einen Staat - DDR. In diesem Land hatte fast jeder Einwohner eine Arbeit, eine Ausbildung, es gab viele gute Fachkräfte. Das Regime war aber eine Diktatur - rote Genossen überall. Wer die Grenze überqueren wollte - wurde erschossen. Wer sich kritisch äußerte wurde eingesperrt. Kinder wurden den Familien weggenommen. Bespitzelt wurde man überall - sogar in der eigenen Familie. Das Volk ging aber auf die Straßen und stürzte dieses System.
Aber...
Plötzlich waren die Arbeitsplätze weg - weil die Betriebe nicht "wirtschaftlich" genug waren oder vielleicht auch nur, weil sie der westlichen Konkurrenz im Wege waren.
So zogen viele Menschen weg aus diesem ehemaligen Staat - oder sie sind seitdem Pendler - sehen ihre Familien nur an den Wochenenden.
Viele machen einen Job - der mit ihrer Ausbildung nix mehr zu tun hat. Mancher Ingenieur macht Hilfsarbeiter Tätigkeiten - oder trägt Zeitungen aus. Noch dazu muss er mit ALG2 "aufstocken".

Das ist die Realität- Seit 26 Jahren!
Hat es der Politik interessiert? Wohl kaum..!!! Ab und an gibt es eine "Nebelbombe" und die Gemüter sind wieder beruhigt. Aber jeder wurde mit seinem Schicksal am Ende alleine gelassen.

Tja Syed.. so ist es in Deutschland! Vielleicht bringst Du es ja "vom Tellerwäscher zum Millionär".. es ist alles möglich! Und beschwere Dich nicht, wenn vom Mindestlohn nicht viel übrig bleibt.. frag einmal durch die Runde - wer wie viel am Monatsende übrig hat... .

Aber Syed....
Was ist mit Deiner Heimat? Bedeutet Dir diese nichts?
Gerade so einer wie Du kann in Deinem Land was bewegen! Angst? Nein! Widerstand! Macht etwas gegen das Regime - ändert dort etwas und verschwindet nicht alle. Die Geschichte von Deutschland und vieler anderer europäischer Länder hat es gezeigt - wie das Volk etwas bewegen kann. Warum macht ihr also nichts?
Junge Männer "fliehen" - dabei sind die es, welche für ein besseres Leben in ihrer Heimat kämpfen können.
N. Baxter
29.04.2016, 07.52 Uhr
Unverständnis
wenn es denn wirklich so wie im Artikel beschrieben ist, zeigt sich hier mal wieder wie grandios die deutsche Bürokratie und Verwaltungskultur zuschlägt - aber es sei auch erwähnt, dass es ebenso gut mehr als genug Bespiele von einheimischen Staatsbürgern gibt die täglich das nakte Chaos auf Ämtern erleben (müssen).

Gerade mit so einer Ausbildung sollte es doch nicht allzuschwer sein den beruflichen Einstieg in die erlernte Brachne / Tätigkeit zu schaffen. Allerdings bringen Ihnen die meisten Sprachen hier in Westeuropa wohl kaum einen großen Vorteil, bis auf Englisch und evtl. Hindi. Vermutlich wären Ihre Chancen im arabischen und indischen Raum deutlich größer. Ich kenne genug Ing. die ordenlich Geld in Saudi-Arabien, VAE oder auch Indien verdienen. Speziell in Indien kenne ich einige deutsche Maschinenbaufirmen (persönliche Kontakte) die dort produzieren. Wenn Sie möchten, können Sie mich über die NNZ kontaktieren. Warum nicht auch per Greencard nach Australien oder Kanada, auch dort hätten Sie besten Chancen.

Was ich allerdings auch nicht verstehe ist, warum sind Sie in keinen Karriere-Netzwerk zu finden?
Franziskus
30.04.2016, 21.37 Uhr
Flüchtlinge bzw Vertriebene
@07.06. der Beitrag ist wie aus der Seele "gesprochen".
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