Fr, 06:47 Uhr
22.07.2016
Waschbären:
Erfolgreiche Einbürgerung - nutzlose Jagd
Die Einbürgerung des Waschbären ist erfolgreich verlaufen und nicht mehr rückgängig zu machen, wir sollten deshalb lernen, mit ihm leben zu müssen, konstatierte bereits 1981 Dr. Walburga Lutz, eine Pionierin der deutschen Waschbärenforschung...
Der Waschbär ist bei uns angekommen (Foto: www.andersfotografiert.com)
Die erste erfolgreiche und dokumentierte Aussetzung der possierlich anmutenden Kleinbären erfolgte mit Erlaubnis des Preußischen Landesjagdamtes 1934 in Nordhessen. Heute kommt der Waschbär in unterschiedlichen Bestandsdichten in ganz Deutschland vor. Vor drei Jahren wurde der Bestand noch mit mindestens 500 Tausend beziffert, inzwischen dürften etwa 600 bis 800 Tausend Waschbären des Nachts durch Wald und Flur ziehen.
Das Tierchen mit der Zorro-Maske ist ein Allesfresser, ein sogenannter Nahrungsopportunist: Was er leicht bekommen kann, holt er sich. Er ernährt sich liebend gerne von Obst – und frisst im Verbund auch schon einmal ganze Obstbäume leer – er verschmäht Insekten nicht, räumt aber auch mal Vogelgelege aus und verwertet menschliche Nahrungsabfälle.
Lokale Berichte über negative ökologische Auswirkungen von Waschbären liest man in den letzten Jahren immer wieder. Gleichwohl hat bis dato keine wissenschaftliche Untersuchung dieser nach dem Bundesnaturschutzgesetz heimischen Tierart den ernsthaften Druck auf andere Tierarten nachgewiesen.
Für den Deutschen Jagdverband ist das allerdings kein Grund, diese Tiere nicht zu verunglimpfen. Seit Jahren verbreitet die Jägerorganisation immer wieder die gleichen vagen Behauptungen. So sollen die überwiegend nachtaktiven Räuber auch für den Bestandsrückgang der europäischen Sumpfschildkröte verantwortlich sein (aktueller Bestand in Brandenburg etwa 70 bis 100 Stück) und auch Graureiherkolonien dezimiert haben. Wissenschaftler konnten sich vor Ort ein Bild machen und widersprechen diesen Darstellungen.
In der Folge des von den Jägern ausgehenden Waschbären-Mobbings liest man in Print- und in Onlinemedien Headlines wie Der maskierte Jäger erobert das Land, Terror-Waschbär macht Regierungsviertel unsicher, Aggressive Waschbären killen Jagdhunde oder Waschbären für Artensterben verantwortlich. Die Intention dieses breitangelegten Mobbings wird meist mitgeliefert: Wir brauchen weiterhin die Fallenjagd.
Der Waschbärenforscher Frank Michler wirft dem Deutschen Jagdverband in diesem Zusammenhang eine tendenziöse Argumentation vor. Der Jagdverband verbreite ein undifferenziertes und vorgefertigtes Meinungsbild und Daten, die nicht der Faktenlage entsprechen. Man könnte meinen, hier handele es sich um einen vorsätzlichen Täuschungsversuch der Öffentlichkeit.
Im Jagdjahr 2014/15 wurden über 116.000 Waschbären in Deutschland getötet. Die Bestandsentwicklung wird dadurch nicht einmal aufgehalten, ein messbarer Beitrag zum Artenschutz ist ebenfalls nicht zu erkennen. Es wird deshalb Zeit, dass die zuständigen Politiker in Bund, Ländern und Kommunen aufwachen, und das Jägerlatein nicht ungeprüft zur Vorlage von Gesetzen und Verordnungen machen, die der Allgemeinheit nicht nutzen und den Tieren erhebliches Leid zufügen.
Autor: nnzDer Waschbär ist bei uns angekommen (Foto: www.andersfotografiert.com)
Die erste erfolgreiche und dokumentierte Aussetzung der possierlich anmutenden Kleinbären erfolgte mit Erlaubnis des Preußischen Landesjagdamtes 1934 in Nordhessen. Heute kommt der Waschbär in unterschiedlichen Bestandsdichten in ganz Deutschland vor. Vor drei Jahren wurde der Bestand noch mit mindestens 500 Tausend beziffert, inzwischen dürften etwa 600 bis 800 Tausend Waschbären des Nachts durch Wald und Flur ziehen.
Das Tierchen mit der Zorro-Maske ist ein Allesfresser, ein sogenannter Nahrungsopportunist: Was er leicht bekommen kann, holt er sich. Er ernährt sich liebend gerne von Obst – und frisst im Verbund auch schon einmal ganze Obstbäume leer – er verschmäht Insekten nicht, räumt aber auch mal Vogelgelege aus und verwertet menschliche Nahrungsabfälle.
Lokale Berichte über negative ökologische Auswirkungen von Waschbären liest man in den letzten Jahren immer wieder. Gleichwohl hat bis dato keine wissenschaftliche Untersuchung dieser nach dem Bundesnaturschutzgesetz heimischen Tierart den ernsthaften Druck auf andere Tierarten nachgewiesen.
Für den Deutschen Jagdverband ist das allerdings kein Grund, diese Tiere nicht zu verunglimpfen. Seit Jahren verbreitet die Jägerorganisation immer wieder die gleichen vagen Behauptungen. So sollen die überwiegend nachtaktiven Räuber auch für den Bestandsrückgang der europäischen Sumpfschildkröte verantwortlich sein (aktueller Bestand in Brandenburg etwa 70 bis 100 Stück) und auch Graureiherkolonien dezimiert haben. Wissenschaftler konnten sich vor Ort ein Bild machen und widersprechen diesen Darstellungen.
In der Folge des von den Jägern ausgehenden Waschbären-Mobbings liest man in Print- und in Onlinemedien Headlines wie Der maskierte Jäger erobert das Land, Terror-Waschbär macht Regierungsviertel unsicher, Aggressive Waschbären killen Jagdhunde oder Waschbären für Artensterben verantwortlich. Die Intention dieses breitangelegten Mobbings wird meist mitgeliefert: Wir brauchen weiterhin die Fallenjagd.
Der Waschbärenforscher Frank Michler wirft dem Deutschen Jagdverband in diesem Zusammenhang eine tendenziöse Argumentation vor. Der Jagdverband verbreite ein undifferenziertes und vorgefertigtes Meinungsbild und Daten, die nicht der Faktenlage entsprechen. Man könnte meinen, hier handele es sich um einen vorsätzlichen Täuschungsversuch der Öffentlichkeit.
Im Jagdjahr 2014/15 wurden über 116.000 Waschbären in Deutschland getötet. Die Bestandsentwicklung wird dadurch nicht einmal aufgehalten, ein messbarer Beitrag zum Artenschutz ist ebenfalls nicht zu erkennen. Es wird deshalb Zeit, dass die zuständigen Politiker in Bund, Ländern und Kommunen aufwachen, und das Jägerlatein nicht ungeprüft zur Vorlage von Gesetzen und Verordnungen machen, die der Allgemeinheit nicht nutzen und den Tieren erhebliches Leid zufügen.
Kommentare
tannhäuser
22.07.2016, 08.10 Uhr
Hilfe, bitte einen (Tierarzt)
Erfolgreiche Einbürgerung des Waschbären...ein Thema für eine Büttenrede!
Danke liebe Redaktion, mit einem Lachen in den Tag zu starten ist besser, als sich gleich über die Sparkasse zu ärgern.
Bekommen die Waschbären auch einen Aufenthaltstitel, EC- und Krankenkassenkarte und Geld, wenn sie freiwillig ausreisen?
Einen Nutzen des Waschbären kann ich dem Artikel nicht entnehmen und mir hat auch noch niemand von sowas berichtet. Und die Beispiele für Räuberei...wer weiss, ob der angebliche derzeitige Nicht-Schaden in einigen Jahrzehnten doch zur Gefährdung anderer Arten führt?
Allerdings kenne ich gleich 3 Hauseigentümer, die solche "possierlichen" Familien auf dem Dachboden hatten. Sie sind allesamt Tierfreunde mit Hunden oder Katzen und ihnen war es egal, ob sie diese Besetzer auf eine sanfte oder harte Tour loswerden würden.
Leider romantisieren viele Menschen die Possierlichkeit von Tieren oder handeln unverantwortlich. Siehe freilaufende Katzen und Nichtsterilisierung.
Danke liebe Redaktion, mit einem Lachen in den Tag zu starten ist besser, als sich gleich über die Sparkasse zu ärgern.
Bekommen die Waschbären auch einen Aufenthaltstitel, EC- und Krankenkassenkarte und Geld, wenn sie freiwillig ausreisen?
Einen Nutzen des Waschbären kann ich dem Artikel nicht entnehmen und mir hat auch noch niemand von sowas berichtet. Und die Beispiele für Räuberei...wer weiss, ob der angebliche derzeitige Nicht-Schaden in einigen Jahrzehnten doch zur Gefährdung anderer Arten führt?
Allerdings kenne ich gleich 3 Hauseigentümer, die solche "possierlichen" Familien auf dem Dachboden hatten. Sie sind allesamt Tierfreunde mit Hunden oder Katzen und ihnen war es egal, ob sie diese Besetzer auf eine sanfte oder harte Tour loswerden würden.
Leider romantisieren viele Menschen die Possierlichkeit von Tieren oder handeln unverantwortlich. Siehe freilaufende Katzen und Nichtsterilisierung.
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