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Do, 07:50 Uhr
25.08.2016
psychische Belastungen bei Kindern

Es gibt keinen Königsweg

Die moderne Welt verlangt dem Menschen heute vieles ab. Klagen über Müdigkeit, Stress, Überforderung und Erschöpfung betreffen aber nicht nur Erwachsene. Auch Kinder und Jugendliche haben mit Belastung, Ängsten und den Folgen zu kämpfen. Die Lösung solcher Probleme liegt dabei nicht allein beim Nachwuchs...

Es gibt keinen Königsweg - psychische Belastung bei Kindern  (Foto: Angelo Glashagel) Es gibt keinen Königsweg - psychische Belastung bei Kindern (Foto: Angelo Glashagel)

Wenn es in den Kindergarten gehen soll, ist das Theater da: vom herzerweichenden Heulen bis zum tobenden Wutanfall. Im eigenen Bett schreien die lieben Kleinen Zeter und Mordio anstatt zu schlafen, bis Mama oder Papa nachgeben und manch größeres Kind sieht mit Grauen dem nächsten Schultag entgegen.

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Schulangst nennt man letzteres heute. Neben Leistungsangst sind es auch Trennungsängste, Depressionen, soziale Auffälligkeiten und Aufmerksamkeitsdefizite, mit denen sich Verhaltenstherapeuten beschäftigen, erzählt Doreen Heinicke. Die Psychotherapeutin hat mehrere Jahre in Kassel und Nordhausen mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet und will sich demnächst ganz der Arbeit im Südharz in einer eigenen Praxis in Nordhausen widmen. Sie kennt die Probleme, denen Eltern und Kinder im Alltag immer wieder begegnen.

Und das nicht erst seit heute. Früher habe man für die Diagnosen, die man heute verwende keine oder zumindest andere Namen gehabt, meint die Psychotherapeutin - heute ADHS, damals „Zappelphillip“. „Das Diagnosesystem ist im psychischen Bereich, wie anderswo auch, engmaschiger geworden. Man kann nicht einfach sagen das es heute mehr Verhaltensauffälligkeiten als früher gäbe, wir erkennen einfach mehr“, sagt Therapeutin Heinicke, das Faktoren wie Veränderungen im sozialen Gefüge oder bei gesellschaftlichen Normen hier auch eine Rolle spielten ließe sich aber ebenso wenig ausschließen.

Doreen Heinicke ist Psychotherapeutin für Kinder- und Jugendliche (Foto: Angelo Glashagel) Doreen Heinicke ist Psychotherapeutin für Kinder- und Jugendliche (Foto: Angelo Glashagel) Das etwas nicht stimmt, zeigen Kinder- und Jugendliche vor allem im Verhalten. Wenn in der Schule die Noten in den Keller gehen und der Sprössling gegenüber anderen auffälliges Verhalten an den Tag legt, dann werden Probleme externalisiert, also nach außen getragen. Wird ein Kind hingegen immer stiller und nimmt kaum noch oder gar nicht mehr am Unterricht teil, spricht man von Internalisierung, einer Art Rückzug auf sich selbst. „Diese Fälle sind schwerer zu erkennen, denn die ruhigen Kinder gehen eher unter.“, sagt Heinicke, oft seien es Kinderärzte, die irgendwann einmal den Finger in die Wunde legen würden, denn häufig ließen sich Überforderungssymptome in Form von körperlichen Beschwerden wie Kopf-, oder Bauchschmerzen, Schwindel und Schlafprobleme beobachten.

Einen Königsweg wie man solchen Problemen begegnen oder sie am besten gleich ganz vermeiden kann, gebe es nicht, sagt die Therapeutin, „man muss jeden Fall individuell betrachten“. Und man müsse immer auch auf die Familie schauen. „Die Eltern müssen mitziehen, ist das nicht der Fall, bleiben auch die Erfolge aus“, meint Heinicke, „eine Therapie kann auch den Eltern richtig an die Substanz gehen, aber es ist auch schön zu sehen wie sie mit ihren Kindern gemeinsam lernen die Probleme anzugehen. Wie die Mutter die ihr Kind „zur Belohnung“ wieder einmal im elterlichen Bett schlafen lassen wollte und dann selber gemerkt hat, das dass eher kontraproduktiv wäre.“ Sowohl für die Kinder wie auch für ihre Eltern gebe es in der Therapie „Hausaufgaben“, man erarbeitet Strategien, die helfen könnten, schaut wie andere es hinbekommen und versucht das umzusetzen. Man sollte Rituale schaffen und altersentsprechend konsequentes Verhalten zeigen, meint Heinicke, tut man das nicht dann erzieht nicht der Erwachsene das Kind, sondern umgekehrt. Für Eltern würde es auch darum gehen, sich selber stärker zu reflektieren. „Jeder bringt sein eigenes Paket mit sich, oft merkt man gar nicht, was man alles auf sein Kind überträgt“.

Die moderne Zeit mit all ihren Möglichkeiten ist da ein zweischneidiges Schwert. „Es gibt unheimlich viele gut gemeinte Angebote, viel mehr als früher. Aber das kann Eltern, und in der Folge auch die Kinder, überfordern. Man darf nicht zuviel machen. Wer zum Sport, zur Schul-AG und zur Musikstunde geht und irgendwann auch Hausaufgaben machen muss, der ist am Ende des Tages schlicht fertig mit der Welt.“ Die bereits erwähnten Überforderungs- und Erschöpfungssymptome können die Folge sein.

Dabei muss nicht jeder Gang zum Therapeuten auch gleich in eine Therapie münden. Es gebe immer wieder Eltern die, auch aus ihrer eigenen Biographie heraus, Leiden sehen würden, die bei ihren Kindern so gar nicht vorhanden seien, sagt Heinicke, „und es gibt schlicht auch Etappen, durch die man einfach durch muss“.

Wer unsicher ist, der sollte nachfragen, meint die Therapeutin, es gebe die Möglichkeit der sogenannten „Probatorik“, acht Therapiestunden, in denen Probleme angesprochen werden können und man Zeit hat, sich kennen zu lernen. „Es muss gegenseitige Sympathie geben, sonst kann man nicht miteinander arbeiten“. Wenn man sich gefunden hat und auf die Herausforderungen einlassen kann, dann können auch schwere Problemlagen gelöst werden, weiß Doreen Heinicke. „Es ist sehr spannend zu sehen wenn die Leute anfangen umzudenken, wenn alle daran arbeiten, die Bedingungen für alle Beteiligten besser zu machen, dann kann man da sehr viel erreichen“.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Real Human
25.08.2016, 12.54 Uhr
Ich hab' den Königsweg auch nie gefunden ;–(
Hopla, Schule muss ja etwas Schreckliches sein, wenn ohne Psychiater und Ritalin alles aus dem Ruder läuft? Warum werden dann überhaupt noch Kinder geboren? Nur zur Versorgung der „Alten Säcke“, die fleißig zu jeder Wahl gehen und damit die Zukunft ihrer Enkelkinder versauen?

Ich lasse es mal bei diesen drei Zeilen und verweise auf etwas Unterhaltsameres:

https://www.youtube.com/watch?v=pJn62aYgYkQ (Meine Meinung: Man muss die DVD nicht unbedingt kaufen – Der Trailer ist aussagekräftig genug. :–) Obwohl!? ... https://www.youtube.com/watch?v=gnLKO2cvzk0 Die gemeinen Yankees werden darin ganz schön durch den Kakao gezogen.

(Und nicht vergessen: Wer abends tankt, tankt billiger!–)
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