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Mi, 11:57 Uhr
26.04.2017
Thema Waldwildnis diskutiert

Frage nach gescheiterter Waldwildnis nicht beantwortet?

Die Frage Waldwildnis auf dem Possen beschäftigt die Menschen, leider weniger die Politker? Zum Thema Waldwildnis hatte kn beim NABU Thüringen nachgefragt...

Nach Veröffentlichung eines Leserbrief im Heimatecho der Stadt Sondershausen
Leserbrief zur Heimatecho zu Waldwildnis
sind wir als Kyffhäuser Nachrichten gleich mehrfach angesprochen worden, warum man so viel Wert gerade auf den Possen, weil ja bereits früher schon mit einem Versuch Waldnis Possen gescheitert war.

Es steht bei vielen Bürgern jetzt die Frage im Raum, handeln NABU und Grüne mit so einer Forderung nicht entgegen den Interessen der Natur?

Gerade als langjähriger ehrenamtlicher Wegewart im Bereich der Hainleite werde ich oft angesprochen, was geschiet mit den Orchidenbeständen, die ja in Schutzgebieten stehen. Werden solche Schutzgebiete erhalten (Filsberg bei Berka) und die Bestände bei Seega und Günserode zum Beispiel geschützt?

Stellungnahme NABU zu den Fragen



Warum brauchen wir Urwälder in Thüringen?

Viele Tier- und Pflanzenarten sind auf Naturwälder angewiesen, in denen alle Waldentwicklungsstadien repräsentiert sind und Bäume alt werden dürfen und nicht bereits im jugendlichen Alter gefällt werden. Die natürliche Entwicklung in mitteleuropäischen Laubwäldern ist gekennzeichnet durch Verjüngungsphase, Jugendphase, Optimalphase, Terminalphase und Zerfallsphase. Im Wirtschaftswald wird dieser Zyklus spätestens in der Optimalphase und einem Baumalter von etwa 150 Jahren unterbrochen. Dann werden die Bäume geerntet.

In diesem Alter haben Buchen aber erst etwa ein Drittel ihrer natürlichen Lebensspanne erreicht. Der größte Teil der natürlichen Waldentwicklung wird im normalen Forstbetrieb daher unterbunden.In Thüringen sind z.B. eine Vielzahl holzbewohnender Arten („Xylobionten“) entweder ausschließlich oder überwiegend in ihrem Vorkommen auf den Nationalpark Hainich beschränkt. Auch die Wildkatze hat in Thüringen ihren Verbreitungsschwerpunkt im Nationalpark. Ausschlaggebend hierfür ist der Totholzreichtum, welcher sich erst in reifen Waldökosystemen ausbildet. Die für Naturwälder charakteristischen teils mächtigen Totholzmengen in allen Zerfallsstadien sind die Basis für die Regeneration der Waldböden. Nur in großflächig ungenutzten Waldlebensräumen bildet sich das spezifische Flächenmosaik aus dynamisch wechselnden Waldentwicklungsstadien, welches vor allem für sogenannte Urwaldarten die Nischen zum Überleben bietet.

Thüringen verfügt zwar bereits über ein Netz von Naturwaldparzellen inklusive der Kernzonen in den Biosphärenreservaten, welches die unterschiedlichen Waldstandorte Thüringens repräsentiert. Die durchschnittliche Flächengröße dieser Parzellen liegt aber unter 100 ha. Die größte, zusammenhängende nutzungsfreie Waldfläche bildet zur Zeit der Nationalpark Hainich. Nach internationalen Expertenempfehlungen („Wild Europe Initiative“) wird für Deutschland jedoch aufgrund der naturräumlichen Gegebenheiten für Wälder eine Mindestgröße von 1.000 Hektar als Fachstandard definiert. Auch der Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung (SRU) fordert mehr Raum für Wildnisgebiete auf großer Fläche in Deutschland und liefert hierfür zahlreiche auch volkswirtschaftliche Argumente.


Warum gerade der Possenwald?

Als Teil der Hainleite bildet der Possen ein wichtiges Verbindungsglied zwischen den urwaldartigen Buchenwäldern der Hohen Schrecke und dem Nationalpark Hainich. Er liegt im Naturpark Kyffhäuser und gehört zum EU-Vogelschutzgebiet „Hainleite-Westliche Schmücke“ sowie zum FFH-Gebiet „Hainleite-Wipperdurchbruch-Kranichfeld“. Durch die Nutzungsfreistellung von 2.500 Hektar Wald im Possenwald kann in Thüringen eine Kette von Urwaldgebieten entstehen, die bisher in Deutschland einzigartig ist und ein hohes Potenzial nicht nur für den Artenschutz, sondern auch für „grünen“ Tourismus birgt. Die Lebensräume am Possen sind mit großflächig zusammenhängenden Waldmeister- und Orchideen-Kalk-Buchenwälder bestanden. Das ist typisch für die klimatischen Verhältnisse der Region. Der Possenwald beherbergt zudem eine Vielzahl gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Unter anderem bildet der Possen ein Schwerpunktvorkommen des gefährdeten Hirschkäfers.

Und besonders herausragend: das Gebiet ist unzerschnitten und bietet deshalb die beste Voraussetzung für ein Waldwildnisgebiet. Deshalb wurde das Gebiet Bestandteil des EU-Vogelschutzgebietes Hainleite-Westliche Schmücke und des FFH-Gebietes Hainleite-Wipperdurchbruch-Kranichfeld. Der als FFH-Gebiet geschützte Teil des Possenwaldes hat eine Gesamtfläche von ca. 3.300 ha.


Was passiert mit den Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Lebensräumen?

Die von einer möglichen Sukzession betroffenen FFH-Lebensräume liegen überwiegend am nördlichen Rand des Waldgebietes. Bei Auswahl der der 2.500 ha Kulisse für den Nutzungsverzicht, kann diese so gelegt werden, dass sensible FFH-Offenlandlebensräume und Eichenwälder nicht betroffen sind.

Die von Ihnen genannten Orchideenbestände sind in der Tat sehr schützenswert. Es handelt sich teilweise um Halboffenland- und Offenlandstandorte, welche der naturschutzfachlichen Pflege bedürfen. Die Standorte (Filsberg bei Berka, Bestände bei Seega und Günserode) liegen außerhalb des vorgeschlagenen Waldwildnisgebietes. Sie sind als FFH Gebiet geschützt.


Einige Fragen stellen sich



Jeder Leser kann sich ein eigenes Bild machen, aber trotz intensiven Durchlesens kn nicht entdecken, dass die Frage nach dem gescheiterten Versuch einer Waldwildnis laut Leserbrief beantwortet wurde.

Da drängt sich automatisch die Frage auf, geht es dem NABU und den Grünen weniger um die Entwicklung des Possen, als nur darum endlich, ein Waldgebiet gefunden zu haben das die Größe hat um die fünf Prozent Waldwildnis zu erfüllen, unabhängig davon ob eine Waldwildnis für den Possen langfristig überhaupt die richtige Lösung ist?

Am Sonntag sprach kn mit einem Verantwortlichen aus Thüringenforst der informierte, dass durch die geringen Niederschläge im Gebiet der Hainleite der Bestand der Buchwälder langfristig gefährdet werden könnte, besonders beim Neuwuchs.
Leider kann man so ein Ergebnis wohl erst in einigen Generationen bemerken. Es ist bei den dramtischen Klimaveränderungen, auch in unserer Region, nicht besser lieber Flächen zu schaffen auf denen klimarestente Baumarten gepflanzt werden? Gerade diese Frage wird immer öffter an kn gestellt.


Ein andere Frage wurde bereits im Forum kn gestellt und gegenüber kn oft wiederholt:

Bei den kommunalen Politikern (Stadträte, Kreistagsmitglieder usw.) wurde die Frage Waldwildnis in den öffentlichen Sitzungen so gut wie noch nicht diskutiert. Ist den Kommunalvertretern egal ob unsere Nachfahren auf dem Possen noch durch einen Wald gehen können.

Bleibt nur noch Buschland übrig, sollte das Experiment Waldwildnis scheitern, fragte ein weiterer Bürger im Gespräch mit kn.
Interessant auch die Frage die kn gestellt bekam, bei sonstigen Veränderungen in der Natur müssen Gutachten und Stellungnahmen abgegeben werden. Gibt es eigentlich ein Gutachten eines externen Experten, der untersucht hat, sind Buchenwälder für die gegebenen geologischen und klimatologischen Verhältnisse, einschließlich der möglichen Klimaveränderungen, überhaupt langfristig die richtige Lösung?
Ohne Gutachten so eine langfristige Maßnahme durchzusetzen, nur um einen Koalitionsvertrag zu erfüllen?

Es gibt also für die Landespolitiker viel tun, hier wirklich die richtige Lösung für die Natur zufinden.
Autor: khh

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