Die Polytechnische Oberschule (POS) "Ernst Thälmann" in Pösigk (Sachsen Anhalt) galt als die erste Landoberschule der damaligen DDR. Peter Blei hat sie jetzt wieder erkundet...

Die ehemalige POS Ernst Thälmann (Foto: Peter Blei)

Die Schule entstand in einem ehemaligen Gutsgebäude in Pösigk. Das Nebengebäude wurde als Wohnhaus für Schüler und Lehrer genutzt. Pösigk hatte um 1900 nur 140 Einwohner. Zwei Familien taten sich zusammen, bauten zwei Gebäude und eine Kirche. Eines der beiden Gebäude wurde später zur ersten Land Oberschule der DDR.

Pösigk hingegen entwickelte sich zu einen Kulturzentrum in der Gegend. Viele Veranstaltungen lockten die Menschen der Umgebung in diesen kleinen Ort. Es gab eine Tanzgruppe, die im ehemaligen Kuhstall probte. Ein Zeltlager in Möhlau gab es und hoch im Kurs stand der Jugendaustausch mit Ungarn. Auch Lehrer wurden hier aus- und weitergebildet.

Auf dem nahe gelegenen Friedhof traf ich einen älteren Mann, er erzählte mir, dass sein Vater hier begraben ist und er Lehrer an dieser Schule war. Viele schöne Stunden hatte er hier als Schüler erlebt. Natürlich nicht nur er. Man sah ein Leuchten in seinen Augen, als er über diese für ihn schöne Zeit berichtete. Zum Schluss unseres Gespräches sagte er: „Gott sei dank, dass den Verfall mein Vater nicht mehr erlebt hat".

Die Schule in Pösigk war auch eine der ersten Zehn-Klassen-Oberschulen im ehemaligen Bezirk Halle. Am 30. Juni 1984 wurde die Schule für immer geschlossen.

Heute ist es ein typischer „Lost Place". Bis vor einem Jahr konnte man das Gebäude noch betreten, jetzt sind alle Türen verschlossen. Die Gemeinde hatte sich noch ein paar Jahre um das Außengelände gekümmert. Nun wuchert es zu und verfällt zusehends. Ein Kanadier soll es wohl erworben haben. Er kümmert sich nicht darum und hat es sich selbst überlassen. Da Teile des Daches schon eingestürzt sind, wird es wohl bis zum völligen Verfall nicht mehr lange dauern.
Peter Blei