Mo, 18:27 Uhr
12.06.2017
Kulturszene aktuell
Konzert von Guadalupe Mediavilla & ihrer mexikanischen Band
Am Freitag fand dieses Konzert in der Eingangshalle des Panorama Museum Bad Frankenhausen statt und Fred Böhme war dabei...
Am vergangenen Freitagabend (9. Juni) füllte sich bereits die Eingangshalle des Panorama Museums mit erwartungsfrohen Besuchern, als endlich Guadalupe Mediavilla und ihre Band vor dem Museum anlangten und dem weißen Transporter mit belgischem Kennzeichen entstiegen.
Nach 7 Stunden Fahrt und einigen Staus auf den Autobahnen waren sie direkt aus Belgien kommend zu ihrem Auftaktkonzert der Deutschland-Tournee hier angelangt. Erst einmal gab es ein großes Hallo, denn nicht nur der Konzertorganisator sondern auch ein argentinischer Freund, den sie von Mexiko her kennen, begrüßte sie. Das war der weitgereistete Konzertgast, der jemals auf dem Schlachtberg begrüßt werden konnten. Nach zügigem Aufbau begann der Soundcheck mit Publikum.
Das erwies sich als ziemlich kompliziert, denn angesichts des wortreichen Getümmels rundherum – letztlich waren mehr als 140 Besucher zu diesem Konzert erschienen – hatte der Mann am Mixer Probleme, die einzelnen Instrumente im Mix aufeinander korrekt abzustimmen, denn ihr Klang war in dem Lärm nur bedingt zu hören gewesen. Nach einer kleinen Verschnaufpause für die Musiker begann das Konzert mit 15 minütiger Verspätung.
Ganz unerwartet war schon das Auftaktstück mehr Roma-/Kleszmer- als Latinomusik. Schon in dieser wilden Tanznummer offenbarte sich Guadalupes Musikhorizont, der sehr weit gesteckt ist und Musiktraditionen Osteuropas mit arabischer und natürlich südamerikanischer Musik und Jazz-Momenten verbindet und das gepaart mit außerordentlich virtuoser Handhabung der Instrumente.
Zur Band gehörten an diesem Abend die Frontfrau, studierte Akkordeonistin und (Haupt-) Sängerin der Band Guadalupe Mediavilla, die gesanglich das gesamte Spektrum zwischen Bossa-Schmachten, Cumbia-Gassenhauer und Mariachi-Kantilene beherrschte; Pavel López González am Saxophon aus Mexiko mit überaus einfühlsamen Soli und einem an den Jazz-Klassikern geschultem gediegenen Spiel; Jovan Alberto Guerra Carranza am Cajon und den Percussions, der verblüffende Klänge seiner schlichten Holzkiste entlockte und der Band im Zusammenspiel mit dem Gitarristen Roberto Cavazini (der einzige Europäer in der Runde) einen gehörigen Drive verlieh, doch sein Gitarrenpartner beherrschte nicht nur die percussive Begleitung sondern auch virtuoses Melodiespiel, das Django Reinhard alle Ehre gemacht hätte, mitunter eher im Flamenco wurzelte, dann wieder zerfaserte er eine Nummer mit schrägen Klastern und zeigte seine Musizierfreude und Begeisterung für gewagte Experimente, was überaus beeindruckte; der Neuling in der Band: die Kanadierin mit spanischen Wurzeln Lao Lebrun an der Violine, die musikalisch in der osteuropäischen Musik genauso zu Hause ist wie im Pop und Jazz und wohldosiert ihr Können präsentierte und zusammen mit Roberto die Backingvocals übernahm und zu guter Letzt der Mexikaner Málik Peña am elektrischen Bass, der den Groove der Stücke druckvoll unterstützte und ein paar sehr schöne Bass-Soli präsentieren durfte.
Trotz des großen Könnens und der Talente des Einzelnen ging es eher um das gelungene Zusammenspiel der Band, um einen ganz bestimmten Klang. Dennoch wurde auch jedem Musiker immer wieder ein Podium für ein schönes Solo eingeräumt, dabei spontan miteinander musikalisch kommuniziert wie bei besten Jazz-Konzerten und so sorgten überraschende Einlagen auch für Staunen bei den Mitmusikern. So bunt ihre Herkunft und die Zusammensetzung der Band war, so breit war sie auch stilistisch aufgestellt, wobei im ersten, geradezu furios-wildem Konzertteil der Osteuropaanteil der Musik überwog und das Publikum zu Begeisterungsstürmen mitriss.
Erst die dritte Nummer war ein wankelnd-rumpliges Mariachi-Stück namens Cumbia, also ein Abtauchen in ureigene mexikanische Traditionen, zu dem Guadalupe sang und ihr Akkordeonspiel mit Laos Geigenpart auf seltsame Weise miteinander verschlungen war. Immer wieder fielen die Wechsel zwischen eher perkussivem und Melodiespiel auf, regelmäßig öffneten sich die Stücke für Einzelinstrumente, um dann im furiosen Miteinander der gesamten Band erneut vorangetrieben zu werden.
Was die Band frisch, mitreißend und mit einem Übermaß an Musizierfreude präsentierte, war virtuose Weltmusik, eine packende Melange, bei der die unterschiedlichsten Musiktraditionen hervorschimmerten und ein organisches Miteinander eingingen, also ein Miteinander, wie es diese Musiker auf der Bühne auch beispielhaft zelebrierten. Dieses wunderbare Konzert gehörte zu einem der musikalischen Höhepunkte im Veranstaltungsprogramm des Panorama Museums. Und das schienen auch die zahlreichen Besucher zu spüren und spendeten reichlich Beifall diesen sympathischen jungen Musikern.
Text und Fotos: Fred Böhme
Panorama Museum
Autor: khhAm vergangenen Freitagabend (9. Juni) füllte sich bereits die Eingangshalle des Panorama Museums mit erwartungsfrohen Besuchern, als endlich Guadalupe Mediavilla und ihre Band vor dem Museum anlangten und dem weißen Transporter mit belgischem Kennzeichen entstiegen.
Nach 7 Stunden Fahrt und einigen Staus auf den Autobahnen waren sie direkt aus Belgien kommend zu ihrem Auftaktkonzert der Deutschland-Tournee hier angelangt. Erst einmal gab es ein großes Hallo, denn nicht nur der Konzertorganisator sondern auch ein argentinischer Freund, den sie von Mexiko her kennen, begrüßte sie. Das war der weitgereistete Konzertgast, der jemals auf dem Schlachtberg begrüßt werden konnten. Nach zügigem Aufbau begann der Soundcheck mit Publikum.
Das erwies sich als ziemlich kompliziert, denn angesichts des wortreichen Getümmels rundherum – letztlich waren mehr als 140 Besucher zu diesem Konzert erschienen – hatte der Mann am Mixer Probleme, die einzelnen Instrumente im Mix aufeinander korrekt abzustimmen, denn ihr Klang war in dem Lärm nur bedingt zu hören gewesen. Nach einer kleinen Verschnaufpause für die Musiker begann das Konzert mit 15 minütiger Verspätung.
Ganz unerwartet war schon das Auftaktstück mehr Roma-/Kleszmer- als Latinomusik. Schon in dieser wilden Tanznummer offenbarte sich Guadalupes Musikhorizont, der sehr weit gesteckt ist und Musiktraditionen Osteuropas mit arabischer und natürlich südamerikanischer Musik und Jazz-Momenten verbindet und das gepaart mit außerordentlich virtuoser Handhabung der Instrumente.
Zur Band gehörten an diesem Abend die Frontfrau, studierte Akkordeonistin und (Haupt-) Sängerin der Band Guadalupe Mediavilla, die gesanglich das gesamte Spektrum zwischen Bossa-Schmachten, Cumbia-Gassenhauer und Mariachi-Kantilene beherrschte; Pavel López González am Saxophon aus Mexiko mit überaus einfühlsamen Soli und einem an den Jazz-Klassikern geschultem gediegenen Spiel; Jovan Alberto Guerra Carranza am Cajon und den Percussions, der verblüffende Klänge seiner schlichten Holzkiste entlockte und der Band im Zusammenspiel mit dem Gitarristen Roberto Cavazini (der einzige Europäer in der Runde) einen gehörigen Drive verlieh, doch sein Gitarrenpartner beherrschte nicht nur die percussive Begleitung sondern auch virtuoses Melodiespiel, das Django Reinhard alle Ehre gemacht hätte, mitunter eher im Flamenco wurzelte, dann wieder zerfaserte er eine Nummer mit schrägen Klastern und zeigte seine Musizierfreude und Begeisterung für gewagte Experimente, was überaus beeindruckte; der Neuling in der Band: die Kanadierin mit spanischen Wurzeln Lao Lebrun an der Violine, die musikalisch in der osteuropäischen Musik genauso zu Hause ist wie im Pop und Jazz und wohldosiert ihr Können präsentierte und zusammen mit Roberto die Backingvocals übernahm und zu guter Letzt der Mexikaner Málik Peña am elektrischen Bass, der den Groove der Stücke druckvoll unterstützte und ein paar sehr schöne Bass-Soli präsentieren durfte.
Trotz des großen Könnens und der Talente des Einzelnen ging es eher um das gelungene Zusammenspiel der Band, um einen ganz bestimmten Klang. Dennoch wurde auch jedem Musiker immer wieder ein Podium für ein schönes Solo eingeräumt, dabei spontan miteinander musikalisch kommuniziert wie bei besten Jazz-Konzerten und so sorgten überraschende Einlagen auch für Staunen bei den Mitmusikern. So bunt ihre Herkunft und die Zusammensetzung der Band war, so breit war sie auch stilistisch aufgestellt, wobei im ersten, geradezu furios-wildem Konzertteil der Osteuropaanteil der Musik überwog und das Publikum zu Begeisterungsstürmen mitriss.
Erst die dritte Nummer war ein wankelnd-rumpliges Mariachi-Stück namens Cumbia, also ein Abtauchen in ureigene mexikanische Traditionen, zu dem Guadalupe sang und ihr Akkordeonspiel mit Laos Geigenpart auf seltsame Weise miteinander verschlungen war. Immer wieder fielen die Wechsel zwischen eher perkussivem und Melodiespiel auf, regelmäßig öffneten sich die Stücke für Einzelinstrumente, um dann im furiosen Miteinander der gesamten Band erneut vorangetrieben zu werden.
Was die Band frisch, mitreißend und mit einem Übermaß an Musizierfreude präsentierte, war virtuose Weltmusik, eine packende Melange, bei der die unterschiedlichsten Musiktraditionen hervorschimmerten und ein organisches Miteinander eingingen, also ein Miteinander, wie es diese Musiker auf der Bühne auch beispielhaft zelebrierten. Dieses wunderbare Konzert gehörte zu einem der musikalischen Höhepunkte im Veranstaltungsprogramm des Panorama Museums. Und das schienen auch die zahlreichen Besucher zu spüren und spendeten reichlich Beifall diesen sympathischen jungen Musikern.
Text und Fotos: Fred Böhme
Panorama Museum
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