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Do, 12:50 Uhr
22.06.2017
Meldungen aus dem Kirchenkreis

Konfirmation in der Unterkirche

Manch Leser wird sich an den Konfirmationsbericht 2016 erinnern. Da gab es in der Unterkirche Bad Frankenhausen nur einen Konfirmanden...
Auch 2017 war dies wieder der Fall. Verwunderlich ist es nicht, haben doch unserer Gegend schon drei Generationen nichts mehr von christlicher Religion erfahren. Vor allem in der DDR-Zeit gab es besonders in unserer Region erhebliche Beeinflussung durch die staatlichen Stellen. Ging ein Kind zur Christenlehre, wurde es schon in den ersten Schuljahren von „überzeugten“ Lehrern vor den andren diskriminiert. Einer Mutter wurde einmal gesagt: „Ich würde Sie ja gerne im Elternaktiv sehen, aber bei Ihren kirchlichen Aktivitäten geht das nicht.“. Kam dann die Frage des Übertritts in die Oberschule (Klasse 9 bis 12), musste ja ein Antrag gestellt werden; von einem Schüler mit christlichen Hintergrund hieß es da nur lapidar: Du brauchst gar keinen Antrag zu stellen! Natürlich gab es auch Beispiele, wo nicht so staatlicherseits gehandelt wurde, das war aber die Ausnahme (Das Prinzip ist seit der Antike hinreichen bekannt: Teile und herrsche).

Natürlich kann jetzt mancher sagen, dass in den 25 Jahren Wende die christlichen und alle anderen Religionsgemeinschaften keine Repressalien erfuhren. Und viele andere Gruppierungen in unserer Gesellschaft (Parteien, Organisationen, Vereine…) kennen das Problem der Mitgliederzahlen und der ehrenamtlichen Mitarbeit.
Es ist ein gutes Zeichen, wenn sich jemand vor der Gemeinde zum christlichen Glauben bekennt und ei es auch nur ein Einzelner. Tristan Wille aus Bad Frankenhausen hat dies getan.
Und so war es nicht verwunderlich das Pfarrerin Magdalena Seifert eine sehr persönliche Predigt gehalten hat:

Konfirmation in der Unterkirche (Foto: Peter Zimmer) Konfirmation in der Unterkirche (Foto: Peter Zimmer)

„Liebe Festgemeinde heute am Tag der Konfirmation, vor allem aber lieber Tristan,
als wir zu Beginn des Gottesdienstes zusammen vom Eingang unserer Kirche her hier nach vorn gegangen sind, da habe ich mich daran erinnert, wie wir schon manches Mal so gemeinsam in unsere Kirche eingezogen sind – zu den Christvespern der vergangenen Jahre, bei denen du beim Krippenspiel dabei warst als zuverlässiger 1.Hirte, zu Martini, als wir die Geschichte des Heiligen Martin gezeigt haben und du als Martin deinen Mantel mit dem Mann in Not geteilt hast, zu manchem Familiengottesdienst. Oder ich denke an den Anfang unserer Christenlehrezeit – im Sommer 2012. Da warst du damals mit dabei. Und an die Konfirmanden – Sonnabende in den vergangenen zwei Jahren. Immer haben wir uns zu diesen Anlässen hier in unserer Kirche getroffen.

Und deshalb ist unsere Kirche auch heute der richtige Ort, um hier am Tag deiner Konfirmation zusammenzukommen und einen Gottesdienst zu feiern. Sie hat sich dazu festlich geschmückt, unsere Kirche – extra für dich. Denn um dich geht es.

Mit all unseren Gedanken sind wir heute bei dir, auch mit all unseren guten Wünschen. Manche Glückwünsche sind dir schon gesagt worden, auch Geschenke sind (sicher) schon angekommen und werden noch zahlreicher werden. Soviel Aufmerksamkeit wird dich freuen, sie wird dich vielleicht auch ein bisschen verlegen machen. Aber sie ist auf jeden Fall ein Zeichen dafür, dass nun für dich eine neue Lebensstufe beginnt.

Und zwar bist du jetzt auf Stufe 3. Weißt du, was damit gemeint ist? Entwicklungspsychologen haben herausgefunden, dass sich das Leben von uns Menschen in 7 – Jahresschritten bewegt. Das heißt – jeder Mensch steht in seinem Leben alle 7 Jahre vor einer neuen Lebensstufe.

Alle sieben Jahre tut sich ein neuer Lebensabschnitt auf, der mein Leben verändert, der mich etwas Neues sehen läßt, der mich vielleicht noch einmal etwas Neues anfangen läßt, der mich auf jeden Fall lebensweiser, lebenserfahrener macht. Alle sieben Jahre – ich finde diese Idee ziemlich spannend. Und jeder von uns wird jetzt schon zu rechnen begonnen haben für sich selbst. Für dich, lieber Tristan, gibt es dazu ein paar Anhaltspunkte in unserem Liedblatt zu sehen. Ein Foto für jede Lebensstufe. Und den Anfang macht ein Bild von deiner Taufe.

Am 6.Juli 2003 bist du in der St. Georgii Kirche in Kelbra getauft worden. Da warst du ein halbes Jahr alt. Du hast fröhlich in die Welt geschaut und musstest dir noch keine Sorgen um irgendetwas machen. Dein Papa hat dich fest im Arm gehalten. Deine Eltern und Großeltern und Paten haben sich um alles gekümmert und waren glücklich über dich. Deine ersten sieben Jahre – an vieles wirst du dich gar nicht mehr erinnern können. Vielleicht an manches aus der Kindergartenzeit und ganz sicher an die Geburt deiner Schwester Frederike. Am Ende dieser ersten Lebensstufe stand deine Schuleinführung. Und nun sah die Welt schon anders aus. Die Zuckertüte musstest – und wolltest du natürlich allein tragen. Das Lernen müssen kam dazu, aber auch das wissen wollen. Doch weiterhin war dein Leben geprägt von deiner Familie. Nicht nur, dass ihr zusammen wohnt, sondern auch so, dass deine Eltern und Großeltern dir ihre Überzeugungen und auch ihren Glauben mit auf den Weg gegeben haben.

Wie eng ihr Jugendlichen euch mit euren Familien verbunden fühlt, das ist in Umfragen wie der jährlichen Shell – Studie immer wieder zu lesen. Da nennen Jugendliche auf die Frage: von wem lasse ich mir etwas sagen? an häufigster Stelle ihre Familie. Das kann uns als Familien sehr freuen. Denn es ist ein Zeichen von Vertrauen. Aber es ist natürlich auch ein Zeichen für die große Verantwortung, die wir als Eltern und Großeltern haben, wenn es darum geht, dass wir euch auch etwas zu sagen haben und dass wir uns Zeit für euch nehmen und dass wir ausreichend geduldig und konsequent sind. In diese 2. Lebensstufe fällt für dich, lieber Tristan, auch die Geburt und Taufe deiner Schwester Johanna und die Gemeinschaft in unserer Kirchgemeinde und über unsere Kirchgemeinde hinweg. Denn zu den Konfivormittagen haben wir uns mit den Bendelebenern getroffen und zur Konfifahrt waren wir mit den Sondershäusern unterwegs.

Und das ist gut, so im größeren Kreis zusammen zu sein und zu erleben – der Glaube an Gott ist den anderen genau so wichtig wie mir.
Von unserer Fahrt nach Kloster Volkenroda Ende März stammt das 3.Foto – und ich bin begeistert, wie gut es zu deiner Konfirmation passt. Wir blicken bei diesem Foto auf eine kleine Taufgesellschaft. „Die Heilige Taufe“ war das Thema unserer Konfirmandenfahrt und ihr hattet als Gruppe die Aufgabe, einen Taufgottesdienst zu gestalten. Dir fiel das Amt des Pfarrers zu – du hältst das Taufbuch in der Hand.
Und das ist ein genialer Bogen, der sich von diesem Foto zum Foto deiner eigenen Taufe spannt. Damals im Juli 2003 hast du die Heilige Taufe empfangen und was das bedeutet, konntest du noch nicht verstehen. Heute weißt du einiges über unseren Glauben, du hast Menschen kennen gelernt, denen ihr Glaube an Gott und an Jesus Christus viel bedeutet.
So ist auch dein Glaube gewachsen. Und Konfirmation heißt ja „erwachsen werden im Glauben.“

Wobei es längst nicht so ist, dass wir als Erwachsene den Glauben immer verstehen.
Da gibt es ganz oft Fragen und Unsicherheiten und Zweifel und manchmal reißt die Verbindung zu Gott auch ab.
Es ist auch nicht so, dass wir Erwachsene mit dem Gefühl leben, wie hätten alles im Griff.

Es ist uns sehr bewusst, dass wir euch Jugendlichen nur eine sehr unvollkommene und auch beunruhigende Welt anbieten können.
Eben müssen wir es wieder wahrnehmen in den Nachrichten vom Anschlag in London von gestern Abend.
Umso wichtiger ist es deshalb, dass ihr euch euren Glauben und eure Träume
für euer Leben und für unsere Welt nicht nehmen lasst.
Dass ihr immer den Mut habt, trotz unserer unvollkommenen Welt zu träumen und zu euren Träumen zu stehen.

So, wie wir das im Evangelium gehört haben: Selig sind, die Frieden stiften, selig sind, die Gott suchen, selig sind die Barmherzigen. (Matthäus 5 )
Umso wichtiger ist es auch, dass ihr nicht allein unterwegs seid auf eurem Lebens- und Glaubensweg. Und dass ihr immer Menschen an eurer Seite habt, die es gut mit euch meinen und die euch gute Ratgeber sind. Als Kirchgemeinde wollen wir euch gern solche Ratgeber sein. Wir wollen euch etwas zeigen und weiter erzählen von unserem Glauben.
Und einen weiteren Ratgeber hast du dir, lieber Tristan, für deine Konfirmation selbst ausgewählt. Das ist dein Konfirmationsspruch. Es ist ein Wort aus dem Buch Josua.
Josua war ein Freund von Mose. Er hat zusammen mit Mose das Volk Gottes aus der Gefangenschaft in Ägypten herausgeführt in die Freiheit und ins Gelobte Land. Der Weg in die Freiheit war lang. Der Weg war steinig im wirklichen und im übertragenen Sinn. Die Menschen waren manchmal am Ende ihrer Kraft. Auch der starke Mose und der starke Josua waren manchmal ganz mutlos.



Da sagte Gott dem Josua:

„Laß dich durch nichts erschrecken und verliere nie den Mut, denn ich, der Herr, dein Gott, bin mit dir, wohin du auch gehen wirst.“
Als ich dich gefragt habe, weshalb du dir dieses Bibelwort als Konfirmationsspruch ausgewählt hast, hast du gesagt: er ist aufbauend und er gibt einem Stärke. Und genau das wünschen wir dir für deine Lebensstufe Nr. 3 – Mut und Stärke. Vom äußeren her wird sich in dieser neuen Lebensstufe für dich erst einmal nicht so viel ändern. Die Schulzeit geht weiter. Du wohnst weiter bei deinen Eltern. Aber bald wirst du auch eigene Entscheidungen treffen.

Konfirmation in der Unterkirche (Foto: Peter Zimmer) Konfirmation in der Unterkirche (Foto: Peter Zimmer)

Wenn es um deine Ausbildung geht, um deinen späteren Beruf, um die Frage, mit wem bin ich gern zusammen, welche Freunde sind mir wichtig, auf wen kann ich mich verlassen.
Da wünschen wir dir neben dem Vertrauen in Menschen immer auch Vertrauen in Gott, der dir sagt: ich bin mit dir, wohin du auch gehen wirst.
Man kann das ja leicht auch missverstehen – das „wohin du auch gehen wirst“.
So, als ob es Gott irgendwie egal ist, wohin ich gehe. Und das können zuweilen auch wirklich falsche Wege sein. Wie oft rennen Menschen dem hinterher, der am lautesten schreit oder dem, der das meiste verspricht oder dem, der die einfachsten Lösungen anbietet. Solche Wege können ganz schön in die Irre führen. Ist Gott da auch dabei? Ja, Gott ist auch bei diesen Wegen dabei.
Aber nicht einfach so, weil er eben immer dabei ist, sondern um uns zur Besinnung zu rufen und um uns aufmerksam zu machen auf das, was falsch läuft und um uns zurück zu bringen zur Gemeinschaft mit ihm. Und das ist doch gut, zu wissen, dass Gott immer in unserer Nähe ist und uns seine Orientierung gibt.
Wenn du, lieber Tristan, heute „Ja“ sagst auf die Frage, ob du konfirmiert werden willst, dann sagst du auch „Ja“ zu Gott und „Ja“ zu seiner Gemeinde, zu uns. Wir freuen uns als Kirchgemeinde über dein „Ja“ zu Gott und auch wir wollen dir gern zur Seite sein.
Wir wollen uns gegenseitig stärken im Glauben. Dafür wollen wir dir heute ein besonderes Zeichen mit auf deinen Weg geben….

Konfirmation in der Unterkirche (Foto: Peter Zimmer) Konfirmation in der Unterkirche (Foto: Peter Zimmer)

Wir hatten für Tristan ein Plakat gebastelt, auf dem aus verschiedenen farbigen Puzzle-Teilen ein Fisch zusammen gesetzt wurde. Der Fisch ist das älteste Erkennungszeichen der christlichen Gemeinde – er heißt auf griechisch „Ichthys“ – die Buchstaben dieses Wortes sind die griechischen Anfangsbuchstaben von „Jesus – Christus – Gottes – Sohn – Retter“.
Das war das erste Glaubensbekenntnis der Christen. Auf die 12 Puzzle – Teile „unseres“ Fisches hatten Freunde und die Familie von Tristan Segenswünsche für ihn geschrieben und hefteten sie nun zusammen.
So viele Segenswünsche, so viele Farben – so bunt ist unser Glaube.
Wir wünschen dir, lieber Tristan, dass dir dein Glaube ein festes Fundament für dein Leben ist. Amen.“
Der Gottesdienst wurde festlich umrahmt von der Kantorei mit klassischen und modernen Liedgut. Freunde von Tristan, Eltern und Paten beteiligten sich ebenfalls. Traditionell überreicht die Gemeinde eine Kofirmationskerze, eine moderne Jugendbibel und die Konfirmationsurkunde, Blumen gehören auch dazu. Für alle – Tristan und die gesamte Gemeinde – war es ein freudiger Gottesdienst – gerade, weil es nur ein Konfirmand war!

Text und Bilder: Peter Zimmer
Bad Frankenhausen
Autor: khh

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