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Erfolgreiche Zweiräder aus Suhl

Viertelliter- und Schnapsglasklasse

Sonntag, 13. März 2016, 15:40 Uhr
Im vergangenen Jahr beschäftigten sich die Mitglieder des Ost Klassiker Klubs Wolkramshausen vorrangig mit der Geschichte von historischen Motorrollern der ehemaligen DDR und der CSSR. In mehreren Medienveröffentlichungen und im Internet sowie in Ausstellungen während des 21. Nordhäuser Altstadtfestes und in der Nordhäuser Südharz Galerie, wurden geschichtliche Fakten und Fahrzeuge präsentiert...

Moped (Foto: Hubert Rein) Moped (Foto: Hubert Rein)

In diesem Jahr richtet sich der Schwerpunkt auf Mopeds und Kräder, die im Zeitraum von 1945 - 1989 in Eisenach aber hauptsächlich in Suhl entwickelt und produziert wurden. Diese Fahrzeugproduzenten waren von 1945 - 1955 die ehemaligen Eisenacher Motorenwerke mit der bekannten 350 ccm Einzylinder- Viertakter EMW R 35, R 35/2 und R 35/3, eines auf der Vorkriegsentwicklung der BMW R 35 basierenden Motorrades, welches einen Produktionsausstoß von 61.000 Krädern erreichte.

Wesentlich umfangreicher, interessanter und erfolgreicher war allerdings die Produktion von Krädern am Standort in Suhl. Die Erfolgsgeschichte begann dort 1945 in der sog. SAG "Awtowelo" welche später, nach der Gründung der DDR, in den VEB "Fahrzeug und Gerätewerke Simson Suhl" umgewandelt wurde.

Beginnend dort 1950 mit der Produktion der AWO 425 T, mit einem 250 ccm, Einzylinder- Viertaktmotor, deren Planung auch noch aus der Kriegszeit stammte, kam aber die erste eigene sozialistische Motorradentwicklung mit der AWO 425 S. Dieses sportlich gestaltete Motorrad, welches im Zeitraum von 1957 - 1961 hergestellt wurde, war damals sehr begehrt und zählt heute zu den erstrebenswerten Sammlerstücken im gehobenen Preissegment. Der Produktionsumfang beider Modelle betrug 212.000 Exemplare.

Ab 1955 setzten dann die Suhler Motorradhersteller, neben der Produktion der schwereren Viertakter, verstärkt auf die leichten Mopeds mit 50 ccm, später auch 80 ccm Einzylinder- Zweitaktmotoren.

Das erste, in der damaligen DDR, entwickelte und produzierte Moped trug die Typenbezeichnung Simson SR 1 und wurde von 1955 - 1957 mit einer Stückzahl von 152.000 Exemplaren hergestellt. Mit seinen 26 Zoll Rädern stellte es den Übergang vom motorisierten Fahrrad zum Moped dar. Dieser Entwicklung folgte das Moped Simson SR 2 /E im Zeitraum von 1957 - 1964 mit einer Produktionshöhe von 905.000 Exemplaren. Fast im gleichen Zeitraum, 1958 - 1964, wurde der formschöne einsitzige Klein-Roller, Simson KR 50 mit einer Auflagenhöhe von 164.000 Stück produziert.

Zwei weitere einsitzige Modelle folgten dem Simson KR 50, jedoch etwas zeitlich versetzt. Von 1964 - 1971 wurde dem Zeitgeist entsprechend, der Simson "Spatz" SR 4-1 auf den Markt gebracht, mit dem die sog. Vogelserie begründet wurde. Er besaß ebenfalls einen 50 ccm Einzylinder- Zweitaktmotor, der ursprünglich einen Pedal Kickstarter besaß, der später durch einen einfachen Kickstarter abgelöst wurde. In den 7 Jahren der Produktion entstanden 152.000 Exemplare.

Das letzte einsitzige Modell aus dem Hause Simson Suhl war das Mofa SL 1/SL 1S. Ein sehr schönes und modernes Moped, jedoch die Nachfrage war eher sehr gering. Im Zeitraum von 1970 - 1971 wurden etwa 60.000 produziert aber nur sehr zögerlich verkauft.

Da auch unter den DDR - Bürgern der Wunsch nach Mobilität im Alltag aber auch in der Freizeit rasch wuchs, wurden die Fahrzeugbauer in Suhl beauftragt, zweisitzige Mopeds mit 50 ccm Motoren zu entwickeln. Ab 1964 kamen der Simson "Star" SR 4-2 und die legendäre Simson "Schwalbe" KR 51(Klein-Roller) auf den Markt. Der Simson "Star" SR 4-2 wurde bis 1975 in einer Auflagenhöhe von 5505.800 Fahrzeugen gebaut. Besonders bei der damaligen Jugend stand dieser Fahrzeugtyp hoch im Kurs. Die Simson "Schwalbe" KR 51 in verschiedenen Varianten wurde bis 1986 produziert und überstieg die 1 Millionengrenze mit 58.300 Fahrzeugen.

Vom Moped zum Klein-Kraftrad mit der entsprechenden Kennzeichnung mauserte sich der Simson "Sperber" SR 4-3 in seiner blau/weißen Lackierung. Im Zeitraum von 1966 -1972 wurden davon 80.000 Exemplare hergestellt. Als Nachfolgemodell brachte Suhl ab 1972 den Simson "Habicht" SR 4-4 auf den Markt, welcher dem Vorgängermodell sehr ähnelte, jedoch wieder die Zulassung als Moped erhielt. Bis 1977 wurden 77.200 Fahrzeuge hergestellt. Mit diesem Fahrzeugmodell endete die sog. Vogelserie des damaligen VEB "Fahrzeug und Gerätewerkes Simson Suhl".

Überaus erfolgreich war auch die Entwicklung und die Produktion des Simson Kleinkraftrades S 50, S51, S 70C, E, EZ von 1975 - 1989. Dieses leistungsfähige und moderne Klein-Kraftrad begeisterte die jugendlichen Käuferschichten im In- und Ausland. Die stolze Bilanz dieser Entwicklung betrug am Ende der DDR 1.241.640 Fahrzeuge.

Den Abschluss der Erfolgsgeschichte des Fahrzeugbaus in Suhl bildeten die Simson Stadtroller SR 50/SR80. Sie entsprachen dem aktuellen technischen Stand und werden bis heute noch im alltäglichen Straßenverkehr genutzt. Im Verlauf von 34 Jahren wurden in Suhl rund 4.5 Millionen Kleinkräder produziert, was aus Sicht des Autors auch den Begriff "Erfolgsgeschichte" für die Produkte aus dem Fahrzeugwerk in Suhl, rechtfertigt.
Hubert Rein, Vorsitzender des Ost Klassiker Klubs Wolkramshausen

Autor: red

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