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Ballett-Premiere am Theater Nordhausen

Phantastischer "Schwanensee" bejubelt

Sonnabend, 08. Oktober 2016, 11:40 Uhr
Das war ganz großes Tanztheater, was gestern Abend vom Nordhäuser Publikum zur „Schwanensee“-Premiere frenetisch gefeiert wurde. Minutenlanger Beifall mit stürmischen Bravo-Rufen und stehenden Ovationen waren der Lohn für eine glanzvolle Darbietung der Mutter aller klassischen Ballettstücke.

Schwanensee (Foto: theater) Schwanensee (Foto: theater)


Schwarz verführt weiß: Andràs Dobi (SIEGfried), David Nigro (siegFRIED) und Ayako Kikuchi (Odile)

„Ballett einer Se(h)ensucht nach Tschaikowsky“ untertitelte Ballettdirektor Ivan Alboresi sein ambitioniertes Projekt, das er in nur zwei Monaten mit seiner neuen Kompanie auf die Bühne brachte. Perfekt auf die Bühnen brachte, sollte es präziser heißen, denn Alboresi setzte genau das um, was er den Besuchern der Ballett-Gala vor 14 Tagen angekündigt hatte: Gefühle und Beziehungsverhältnisse der einzelnen Figuren herausarbeiten und sichtbar machen.

Mit seinen Solisten, die er in Nordhausen aufbieten kann, gelingt ein phantastischer Abend mit tänzerischen Höchstleistungen und einer frischen, aufregenden Choreografie, die in einer geschlossenen Gesamtästhetik eine Augenweide und ein Ohrenschmaus wurde.

Konstantina Chatzistavrou als weißer Schwan verkörpert die anmutige Unschuld so überzeugend wie Ayako Kikuchi als schwarzer Schwan die verführerische Grazie. So derart zielgerichtet verwirrt erliegt David Nigro als reiner, ahnungsloser siegFRIED der Versuchung und verliert seine große Liebe. Getrieben vom diabolischen SIEGfried, einem dunklen Alter Ego, das den jungen Mann lustvoll ins Verderben führt. András Doby glänzt in dieser Mephisto-Rolle und schwingt sich zum Spiritus rector der Szenerie auf.

Schwanensee (Foto: theater) Schwanensee (Foto: theater)

Die Theater-Compagnie der Schwäne wehrt siegFRIED ab. (Alle Fotos: Tilmann Graner)

In beeindruckend gebauten Bildern vermag das verbleibende Ensemble als Geburtstagsgesellschaft und Schwäne auf allerhöchstem Niveau zu faszinieren, indem es eine moderne, mit den klassischen Elementen spielenden Inszenierung tanzt. Alboresis Choreografie ist überraschend, dynamisch und beweist die erstaunlichen Fähigkeiten der Kompanie, was körperliche Leistung und mimischen Ausdruck betrifft.

Ronald Winter hat auf der Bühne einen Spiegelsee geschaffen, der mit den mondänen Palastwänden variiert und magisch illuminiert werden kann. Die Kostüme von Anja Schulz-Hentrich passen sich harmonisch ins Konzept des Abends ein: stilvoll, untermalend, schön.

Schwanensee (Foto: Theater) Schwanensee (Foto: Theater)

Die große, wahre Liebe stirbt: Andràs Dobi (SIEGfried), David Nigro (siegFRIED) und Konstantina Chatzistavrou (Odette)

Die Krone setzt das Loh-Orchester unter Henning Ehlert diesem „Schwanensee“ auf. Von kraftvoll dynamisch bis sanft und lyrisch musiziert der Klangkörper und zelebriert die wundervolle Musik Peter Tschaikowskys.

Jetzt ist die Spielzeit auch für das Ballett TNLOS!-gegangen und bei diesem begeisternden Einstieg können wir uns zukünftig auf spannende und meisterliche Choreografien mit einem überragend besetztem Ensemble freuen.
Olaf Schulze
Autor: nnz

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