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Nachdenken über den Wolf

Montag, 16. Oktober 2017, 18:16 Uhr
Wer, wann und warum zu der Meinung gelangte, dass deutsche Natur unbedingt wieder Wölfe braucht, weiß ich nicht. Dass diejenigen, die sich zum Schluss gegen alle Bedenken der Wiederansiedlungsgegner durchgesetzt haben, nicht zu Ende gedacht haben, ist nun offenkundig. Und sehr bedenklich. Vordenken wäre besser gewesen, meint Jürgen Wiethoff...

Die einzige bisher bekannte Thüringer Wölfin hat ihre Einsamkeit nicht mehr ausgehalten und ist fremd gegangen. Experten haben festgestellt mit einem Haushund. Die „Affäre“ blieb nicht folgenlos und brachte 6-fachen Nachwuchs.

Und ohne die Kleinen näher anzusehen, haben die vermutlich gleichen Experten vier „Mädchen“ und zwei „Jungen“ erkannt. So weit so gut denkt man nur, solange man nicht die Meinung der Experten zur Zukunft der Welpen kennt. Die sollen nämlich abgeschossen werden. Ein Einfangen und Transport in ein Gehege sei keine tierschutzgerechte Alternative. Dieses zeigten Erfahrungen aus Sachsen.

Jetzt – spätestens jetzt – liebe Experten, müsst ihr euer Gehirn einschalten. Ihr löst damit nur einen Einzelfall und wie gut, wird sich erst herausstellen, wenn eurem Wunsch entsprechend alle Welpen tot sind. Wie wollt ihr bei steigender Wolfspopulation zukünftig feststellen, was Wolfswelpen und Hybride sind? Und wie wollt ihr in Zukunft Hybride bekämpfen? Wo bleibt der Tierschutz? Wie reagieren die Wölfinnen, denen Hybride oder aus Versehen auch mal Wolfswelpen vom Gesäuge geschossen werden? Woher wollt ihr wissen, dass nicht schon Hybride in Deutschland eingewandert sind? Es muss ja nicht unbedingt die erste Hybridgeneration gewesen sein.

Ihr sagt: Der Wolf soll ein wildes Tier bleiben. Eine Vermischung der Anlagen von Wolf und Haushund soll vermieden werden. Dass das auf Dauer nicht möglich ist, sollten Experten auch schon vor Martin Rütter gewusst haben.

Wieso haben wir eigentlich Experten? Rund 150 Jahre galt der Wolf als nahezu ausgestorben in Mitteleuropa. Böse Menschen behaupten, die Experten haben sich inzwischen am Hund weitergebildet. Und sind dabei zu der Fehlorientierung mit Rasselisten gekommen. Aber die hat man, zumindest teilweise, inzwischen wieder aufgehoben. Irren ist menschlich, war aber für etliche Hunde tödlich.

Wer alle Gesetze befolgt, kann in Deutschland und Teilen Europas nur noch dann einen Hund artgerecht halten, wenn er Jäger ist. Aufgebauschte Einzelfälle als Folge desolater Hundehaltung haben den Haushund zu Unrecht in Verruf gebracht. Die Verdienste von Blindenhunden, Suchhunden, Spürhunden, aber auch Oma´s Kuscheltier für die Menschen, sind weit größer, als die Verdienste der Wölfe für die Natur. Nicht nur die Schäfer sind da mit mir einer Meinung.

Wenn ein falsch gehaltener oder erzogener Haushund Rotkäppchen oder der Großmutter nachläuft, kann das fatale Folgen haben. Tut es ein Wolf, wird es fatale Folgen haben.

Der Jäger, der einen im Wald frei laufenden Hund erschießt, kann nicht für den Wolf sein. Der Hund hat in der Regel gut gefressen und will nur den Wettlauf. Der Wolf und erst recht die Wölfin, müssen fressen, egal, ob sie sich oder Wolfswelpen oder Hybride durchs Leben bringen wollen.

Ich weiß nicht, warum unsere Ururgroßväter einst glaubten, Mitteleuropa könne ohne Wölfe auskommen. Wenn man heute mehrheitlich anderer Meinung ist und in unserer Natur wieder Wölfe ansiedeln will, dann muss man denen auch ihre natürliche Lebensgestaltung gewähren. Mit allen Risiken und Nebenwirkungen, also auch lebenden Hybriden. Denn die kommen nun mal auch ganz natürlich zustande. Morgen noch eher als heute.
Jürgen Wiethoff
Anmerkung der Redaktion:
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Autor: red

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