Mi, 12:15 Uhr
02.10.2013
Rückblick im Panorama
Gandalf, Merlin, Myrdhin – ein Zauberer der keltischen Harfe. Fred Böhme vom Panorama Museum Bad Frankenhausen in seinem Rückblick
Beifall, noch etwas verhalten. Der Mann mit dem mächtigen grauen Rauschebart und der zum Knoten gebändigten Mähne, der irgendwie der Herr-der-Ringe-Film-Trilogie entsprungen scheint und von seinem Äußeren an den Zauberer Gandalf erinnert, beendet sein erstes Stück auf der keltischen Harfe. Er lächelt, schaut freundlich ins Publikum und spricht gar nicht mächtig donnernd, eher ruhig, beinahe etwas schüchtern, sich seines unzulänglichen Deutsch´ bewusst: Mercy. So, gutten Abend. Isch komme aus dör Bretagne. Sie wissen, wo ist der, die (?) Bretagne? Die? Nordwestfronkreisch und isch habe immer meine Londkartte dabei. Er hält die flach geöffnete linke Hand hoch, seine Karte für das westliche Nordfrankreich, der Daumen die Normandie mit San Michel, der Rest die Bretagne…
Foto: Rechteinhaber: Fred Böhme / Archiv Panorama Museum
So begrüßte der bretonische Harfenist MYRDHIN (das bretonische Wort für MERLIN, dem Zauberer der Artus-Sage) sein mit 74 Gästen zahlreich erschienenes Publikum. Auch während des übrigen Konzertes verströmte dieser Musiker vor allem Ruhe, Gelassenheit und beim Spiel äußerste Konzentration. Myrdhin – Urgestein der traditionellen keltischen Musik – gastierte nach Jahren Panorama-Abstinenz am vergangenen Freitagabend (20.9.) mal wieder auf dem Schlachtberg von Frankenhausen und entlockte seiner keltischen Harfe vor allem kontemplativen Wohlklang und fingerbrecherische Saitenakrobatik. Seine mit Metallsaiten bespannte Harfe zeichnete sich dabei durch einen überraschend vollen und obertonreichen Klang aus, wobei der virtuose Solist mal mehr rhythmisch perkussiv betont spielte, dann wieder fließend-klangmalerisches Melodiespiel zelebrierte. Der Klang der Harfe ließ das Publikum in eine zauberhafte-verzauberte, irgendwie vergangene Welt eintauchen, die auch mal an die weihnachtlichen Spieldosenklänge vergangener Kindheitstage erinnerte, dann wieder kristallisierte sich eine kleine Melodie aus der Woge der Töne heraus.
Neben traditionellen Tänzen aus Irland, Schottland und der Bretagne spielte er immer wieder auch Eigenkompositionen, die lautmalerisch die Besonderheiten einzelner Landstriche der Bretagne oder deren kleine Inseln beschrieben oder auch mythischen Orten wie Avalon gewidmet waren. In einem Stück entführte er aber auch das Publikum nach Quebec, also den frankophonen Teil Kanadas und zum Schluss gar nach Japan. Besonders eindrucksvoll war es, wenn er zu seinem Harfenspiel die Melodie pfiff oder mit seinem wohltönenden Bariton eine Ballade anstimmte. So erreichte er eine klangliche Vielfalt, die keine Langeweile aufkommen ließ, vielmehr das Publikum magisch bannte. Und in manchen Augenblicken der klangvollen Stille wurde er wirklich zum Zauberer, ob nun Myrdhin, Merlin oder Gandalf, der sein Publikum die kühl-funktionale Foyeratmosphäre der Panorama-Eingangshalle vergessen ließ. Nicht zuletzt trug dazu auch das große Tuch mit den keltischen Ornamenten bei, welches hinter ihm den Bühnenhintergrund bildete.
Wen wundert es? 30 Jahre Bühnenerfahrung, verantwortlich für ein Museum in seiner Heimatstadt Dinan, das ausschließlich der keltischen Harfe gewidmet ist, Organisator eines Festivals für Harfenmusik, welches in diesem Jahr dort zum 30. Mal stattfand mit 45 mitwirkenden Harfenisten aus der ganzen Welt und mehr als 6000 Gästen, seine Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Musikern in verschiedensten Projekten von traditionellem Folk bis Jazz und Avantgarde, renommierte Musikpreise oder auch seine Zusammenarbeit mit Peter Gabriels REAL-WORLD-LABEL, das alles spricht für den Profi und Könner Myrdhin. Das begeisterte Publikum entließ diesen sympathischen Künstler erst nach mehreren Zugaben, die er bereitwillig gewährte. Böhme
Fred Böhme
Autor: khhBeifall, noch etwas verhalten. Der Mann mit dem mächtigen grauen Rauschebart und der zum Knoten gebändigten Mähne, der irgendwie der Herr-der-Ringe-Film-Trilogie entsprungen scheint und von seinem Äußeren an den Zauberer Gandalf erinnert, beendet sein erstes Stück auf der keltischen Harfe. Er lächelt, schaut freundlich ins Publikum und spricht gar nicht mächtig donnernd, eher ruhig, beinahe etwas schüchtern, sich seines unzulänglichen Deutsch´ bewusst: Mercy. So, gutten Abend. Isch komme aus dör Bretagne. Sie wissen, wo ist der, die (?) Bretagne? Die? Nordwestfronkreisch und isch habe immer meine Londkartte dabei. Er hält die flach geöffnete linke Hand hoch, seine Karte für das westliche Nordfrankreich, der Daumen die Normandie mit San Michel, der Rest die Bretagne…
Foto: Rechteinhaber: Fred Böhme / Archiv Panorama Museum
So begrüßte der bretonische Harfenist MYRDHIN (das bretonische Wort für MERLIN, dem Zauberer der Artus-Sage) sein mit 74 Gästen zahlreich erschienenes Publikum. Auch während des übrigen Konzertes verströmte dieser Musiker vor allem Ruhe, Gelassenheit und beim Spiel äußerste Konzentration. Myrdhin – Urgestein der traditionellen keltischen Musik – gastierte nach Jahren Panorama-Abstinenz am vergangenen Freitagabend (20.9.) mal wieder auf dem Schlachtberg von Frankenhausen und entlockte seiner keltischen Harfe vor allem kontemplativen Wohlklang und fingerbrecherische Saitenakrobatik. Seine mit Metallsaiten bespannte Harfe zeichnete sich dabei durch einen überraschend vollen und obertonreichen Klang aus, wobei der virtuose Solist mal mehr rhythmisch perkussiv betont spielte, dann wieder fließend-klangmalerisches Melodiespiel zelebrierte. Der Klang der Harfe ließ das Publikum in eine zauberhafte-verzauberte, irgendwie vergangene Welt eintauchen, die auch mal an die weihnachtlichen Spieldosenklänge vergangener Kindheitstage erinnerte, dann wieder kristallisierte sich eine kleine Melodie aus der Woge der Töne heraus.
Neben traditionellen Tänzen aus Irland, Schottland und der Bretagne spielte er immer wieder auch Eigenkompositionen, die lautmalerisch die Besonderheiten einzelner Landstriche der Bretagne oder deren kleine Inseln beschrieben oder auch mythischen Orten wie Avalon gewidmet waren. In einem Stück entführte er aber auch das Publikum nach Quebec, also den frankophonen Teil Kanadas und zum Schluss gar nach Japan. Besonders eindrucksvoll war es, wenn er zu seinem Harfenspiel die Melodie pfiff oder mit seinem wohltönenden Bariton eine Ballade anstimmte. So erreichte er eine klangliche Vielfalt, die keine Langeweile aufkommen ließ, vielmehr das Publikum magisch bannte. Und in manchen Augenblicken der klangvollen Stille wurde er wirklich zum Zauberer, ob nun Myrdhin, Merlin oder Gandalf, der sein Publikum die kühl-funktionale Foyeratmosphäre der Panorama-Eingangshalle vergessen ließ. Nicht zuletzt trug dazu auch das große Tuch mit den keltischen Ornamenten bei, welches hinter ihm den Bühnenhintergrund bildete.
Wen wundert es? 30 Jahre Bühnenerfahrung, verantwortlich für ein Museum in seiner Heimatstadt Dinan, das ausschließlich der keltischen Harfe gewidmet ist, Organisator eines Festivals für Harfenmusik, welches in diesem Jahr dort zum 30. Mal stattfand mit 45 mitwirkenden Harfenisten aus der ganzen Welt und mehr als 6000 Gästen, seine Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Musikern in verschiedensten Projekten von traditionellem Folk bis Jazz und Avantgarde, renommierte Musikpreise oder auch seine Zusammenarbeit mit Peter Gabriels REAL-WORLD-LABEL, das alles spricht für den Profi und Könner Myrdhin. Das begeisterte Publikum entließ diesen sympathischen Künstler erst nach mehreren Zugaben, die er bereitwillig gewährte. Böhme
Fred Böhme
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