eic kyf msh nnz uhz tv nt
Fr, 15:06 Uhr
17.04.2015

Unternehmer zum Mindestlohn befragt

Ein Vierteljahr sowie zwei Lohn- und Gehaltsabrechnungen nach Einführung des Mindestlohns hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt rund 450 Firmen in Nord- und Mittelthüringen zu den betrieblichen Konsequenzen befragt. Die Ergebnisse zeigen eine große Betroffenheit, die die bisherige Kritik der Wirtschaft untermauert...


„Die Antworten der Unternehmer überraschen uns nicht, da wir diesen Tenor zuvor schon in zahlreichen Gesprächen mit den Firmenvertretern gespiegelt bekommen haben“, kommentiert Gerald Grusser, Hauptgeschäftsführer der IHK Erfurt die Online-Befragung und führt weiter aus: „Nunmehr können wir die tatsächlichen Auswirkungen des Mindestlohns in den Betrieben empirisch belegen“.

Anzeige symplr
Der IHK-Umfrage zu Folge mussten knapp 61 Prozent der Unternehmer Löhne oder Gehälter nach oben korrigieren. Bei einem Drittel der Betriebe traten die Erhöhungen für 1 bis 3 Beschäftigte in Kraft. „Aber immerhin 16 Prozent der Befragten mussten die Anpassungen bei mehr als 50 Arbeitnehmern vornehmen“, informiert der IHK-Chef. Derartige Kostensteigerungen seien nicht immer einfach zu kompensieren.

So haben laut IHK-Umfrage 90 Prozent der Betriebe aus Hotellerie und Gastronomie die Mehrkosten mittels Preissteigerungen an die Kundschaft weitergegeben. Ähnlich verhält es sich beim Verkehrsgewerbe. „Die Hälfte der Befragten aus dieser Branche musste die Preise zu Lasten ihrer Kunden ändern“, berichtet Grusser.

Noch stärker als die Kostensteigerungen sind die Wirtschaftsvertreter allerdings von den bürokratischen Auswirkungen betroffen. An erster Stelle wird von knapp 59 Prozent der Befragten der bürokratische Mehraufwand benannt. „Wenn man bedenkt, dass über 70 Prozent der Umfrageteilnehmer weniger als 100 Beschäftigte haben, darf dieses Ergebnis keinesfalls unterschätzt werden“, interpretiert der IHK-Chef die Umfrage und gibt zu bedenken: „Gerade in kleinen Unternehmen verlangsamen umfangreiche Aufzeichnungspflichten die Prozesse. Dies führt unter anderem dazu, dass sich die Firmenleitung nicht mehr voll und ganz dem Kerngeschäft widmen kann.“

Weiteres Ergebnis der IHK-Umfrage sei, dass zwei Drittel der Betriebe mit weniger als 10 Mitarbeitern künftig keine Praktika mehr anbieten wollen. Nach Einschätzung von Grusser eine bedauerliche Entwicklung. „In Zeiten von Fachkräfteengpässen sind Praktika ein wichtiger Baustein, jungen Menschen Praxisbezug zu vermitteln, um sie als Nachwuchskräfte rekrutieren zu können.“

„Die Umfrageergebnisse als auch die Unternehmensanfragen in der täglichen Beratungspraxis zeigen uns, dass das Mindestlohngesetz derzeit zu Recht auf dem Prüfstand steht“, resümiert der Hauptgeschäftsführer. Über den Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) habe man der Bundesregierung bereits konkrete Forderungen der Wirtschaft zur Überarbeitung der Vorschriften übermittelt. Diese verlangten unter anderem eine rechtssichere Klarstellung bei der Auftraggeberhaftung. Zudem solle aus Sicht der IHK-Organisation die Aufzeichnungspflicht erst ab einer Verdienstgrenze von 1.900 Euro gelten. „Nicht zuletzt fordern wir, dass Praktika im Rahmen dualer Studiengänge vom Mindestlohn ausgeschlossen werden“, so Grusser.
Autor: red

Kommentare
Hans Dittmar
17.04.2015, 22.20 Uhr
Was hat die IHK erwartet?
Der Mindestlohn für Branchen wie Frisör und Schneider, Bäcker war längst überfällig. Doch machen wir uns doch nicht vor, wenn die große Wirtschaft in Thüringen das langersehnte Fachpersonal erhalten möchte, dann muss ein ordentlicher Lohn gezahlt werden. Ein Mechatroniker in Nordhausen muss das selbe verdienen wie sein Kollege in Kassel oder Göttingen oder Bremen. Da muß ich nicht lange rum eiern. Seit der Euro als Zahlungsmittel in der EU gilt, haben sich Lebensunterhalte nicht nur in Deutschland angepasst, nein die Schnur zieht sich durch Europa. Das günstige Italien oder Spanien ist längst nicht mehr. Es gibt zahlreiche junge Familien die gern nach Nordhausen zurück kommen würden, aber die Stundenlöhne sind in Thüringen längst nicht da wo sie hingehören. Es bleibt also nur eine Zuwanderung aus anderen EU Ländern. Doch ob die dann bleiben, ist zu bezweifeln. Bessere Verdienste locken auch andere an.
Kommentare sind zu diesem Artikel nicht mehr möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr