Fr, 07:05 Uhr
24.05.2019
Berichte aus den Hotspots der Artenvielfalt 18 und 19
Die Verantwortung des Landschaftspflegeverbandes
Der Landschaftspflegeverband Südharz-Kyffhäuser veranstaltet laut Pressemeldungen eine Exkursion zu einem landwirtschaftlichem Betrieb im Landkreis Nordhausen. Dazu Anmerkungen von Bodo Schwarzberg...
Rundblättriges Hasenohr (Bupleurum rotundifolium) (Foto: B. Schwarzberg) Zahlreiche Acker-Wildkräuter sind hochgradig gefährdet oder durch die landwirtschaftliche Intensivierung bereits ausgestorben. Das Bild, das die neue deutsche Rote Liste gefährdeter Pflanzenarten von 2018 malt, ist erschreckend. Zu sehen ist ein junges Exemplar des deutschlandweit stark gefährdeten Rundblättrigen Hasenohrs (Bupleurum rotundifolium), welches sogar mitteleuropaweit stark gefährdet ist und nur noch über sehr wenige Wuchsorte verfügt. Die Aufnahme entstand am 17.05.19 in der Nähe von Badra (Kyffhäuserkreis). Im Landkreis Nordhausen ist die Art wahrscheinlich bereits ausgerottet worden. Das hier abgebildete Exemplar der konkurrenzschwachen Ackerpflanze wurde übrigens NEBEN einem offenbar mit Herbiziden behandelten Acker gefunden.
Es ist zu begrüßen, dass der Landschaftspflegeverband Südharz-Kyffhäuser einen regionalen Landwirt für seine Hotspot-Exkursion auswählt.
Und zwar deswegen, weil die Landwirtschaft eine Hauptverantwortung für den dramatischen Verlust an Biodiversität weltweit trägt. Das wird immer wieder von nationalen und internationalen Gremien betont, zuletzt vom Bericht des UN-Biodiversitätsrats bei seiner Konferenz in Paris, der schonungslos mit der Menschheit und ihrer Verantwortung für den Verlust der Lebensgrundlagen auf unserem Planeten ins Gericht ging.
Der Landschaftspflegeverband ist in der Zwickmühle, kraft des Millionen schweren Hotspot-Projektes einerseits etwas für die Erhaltung der schon arg geschrumpften Artenvielfalt in unserer Region tun zu müssen und dabei mit jenen zusammenarbeiten, die auf Grund vielfältiger Wirtschafts- und politischen Faktoren, und überwiegend nicht aus eigener Schuld, zu den Hauptversursachern des Artensterbens gehören.
Mitunter mangelt es der staatlich organisierten Landschaftspflege aber offenbar an einem goldenen Händchen, durch die landwirtschaftsbasierte Landschaftspflege nicht noch weitere Artenverluste zu erzeugen. Hierfür gibt es leider zumindest einzelne Beispiele.
Fakt ist, ohne Landwirtschaft gibt es keine ausreichende Ernährung, aber ohne Biodiversität gibt es keine Menschheit und daher auch keine funktionierende Landwirtschaft. Das Insektensterben hat vielen Menschen und auch Vertretern der Landwirtschaft die Augen geöffnet, wie der Volksentscheid zum Bienenrückgang in Bayern beweist. Der UN-Biodiversitätsrat stellt die Erhaltung der Biodiversität hinsichtlich ihrer Bedeutung faktisch mit der Erhaltung des Weltklimas auf eine Stufe.
Für unseren LPV heißt das, den Spagat zwischen der notwendigen Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft und unter dem Strich messbar positiven Effekten für die Erhaltung der Artenvielfalt hinzubekommen. Ein wirklich wegweisendes Projekt also.
Das bedeutet aber auch, falls notwendig, dass der LPV den Finger in mögliche Wunden legen muss, die die Landwirtschaft eventuell zu verantworten hat (hier gibt es noch etwas zu tun) und zugleich alle gegebenen Fördermöglichkeiten für die Artenvielfalt z.B. auf Äckern zu nutzen. Das Hotspot-Projekt dient, das ist zentral, der Erhaltung der Biodiversität und nichts anderem.
Es kann daher nicht sein, dass ich z.B. mehrere artenreiche Ackerränder über Jahre für eine Extensivierung vorschlage, von Behörden dazu gar keine weiterführende Nachricht bekomme, und vom LPV erfahre, dass allein die Landwirte dies beantragen müssen. Falsch, lieber LPV: Ihr müsst den Landwirt daraufhinweisen, dass ein Ackerrandstreifen artenreich ist und ihn aus dem unterstellten Idealismus des Hotspots-Projekts heraus, die Arten zu erhalten, MOTIVIEREN, eines der finanziell gestützten Extensivierungsprogramme zu nutzen.
Bisher überzeugt mich das Engagement des Landschaftspflegeverbandes auf manchen vom mir einsehbaren Gebieten nur zum Teil. Der Versuch, jahrzehntelange Fehlentwicklungen bei der Erhaltung der Artenvielfalt südlich des Harzes und im Harz selbst durch das Hotspot-Projekt wenigstens zu dämpfen oder gar flächig ein Umsteuern zu erreichen, ist aber, sofern langfristig erfolgreich, lobenswert, unverzichtbar und durchaus zukunftsfähig.
Das Hotspotprojekt kann aber nur dann erfolgreich sein, wenn wir den Verlust an Arten messbar aufhalten können. - nicht nur also für die Wirkdauer der rund 4 Millionen Euro Steuergeld bis in die 2020er Jahre hinein. Das bleibt zu untersuchen.
Einzuräumen ist natürlich, dass der LPV, selbst angesichts von Idealismus, nicht alle Faktoren beeinflussen kann: Das dem aller Voraussicht nach dem Klimawandel und damit dem Menschen anzulastenden Mega-Dürrejahr 2018 hat zum Teil schwere Schäden bei vielen an sich bereits bedrohten Arten in unserer Region angerichtet. Darüber wird noch zu berichten sein. An diesem aber global wirksamen Problem kann der LPV eigentlich nicht wirklich etwas ändern. Und auch nicht an den verhängnisvollen Umwelt-Folgen einer hochsubvenntionierten Intensivlandwirtschaft.
Er hat es aber in der Hand, durch eine optimale, artenschutzgerechte Landschaftspflege bzw. Landbewirtschaftung weitere Stressoren für unser gebeuteltes Arteninventar zu minimieren. Das ist eine nicht zu unterschätzende Voraussetzung für die Erhaltung bedrohter Arten.
Und hier sind wir wieder bei der Exkursion des Landschaftspflegeverbandes Südharz-Kyffhäuser e.V. zu einem Landwirt des Landkreises, der ich in diesem Sinne positive Einblicke und vor allem handfeste Ergebnisse zur Erhaltung der Biodiversität im Landkreis Nordhausen wünsche.
Bodo Schwarzberg
Autor: redRundblättriges Hasenohr (Bupleurum rotundifolium) (Foto: B. Schwarzberg) Zahlreiche Acker-Wildkräuter sind hochgradig gefährdet oder durch die landwirtschaftliche Intensivierung bereits ausgestorben. Das Bild, das die neue deutsche Rote Liste gefährdeter Pflanzenarten von 2018 malt, ist erschreckend. Zu sehen ist ein junges Exemplar des deutschlandweit stark gefährdeten Rundblättrigen Hasenohrs (Bupleurum rotundifolium), welches sogar mitteleuropaweit stark gefährdet ist und nur noch über sehr wenige Wuchsorte verfügt. Die Aufnahme entstand am 17.05.19 in der Nähe von Badra (Kyffhäuserkreis). Im Landkreis Nordhausen ist die Art wahrscheinlich bereits ausgerottet worden. Das hier abgebildete Exemplar der konkurrenzschwachen Ackerpflanze wurde übrigens NEBEN einem offenbar mit Herbiziden behandelten Acker gefunden.
Es ist zu begrüßen, dass der Landschaftspflegeverband Südharz-Kyffhäuser einen regionalen Landwirt für seine Hotspot-Exkursion auswählt.
Und zwar deswegen, weil die Landwirtschaft eine Hauptverantwortung für den dramatischen Verlust an Biodiversität weltweit trägt. Das wird immer wieder von nationalen und internationalen Gremien betont, zuletzt vom Bericht des UN-Biodiversitätsrats bei seiner Konferenz in Paris, der schonungslos mit der Menschheit und ihrer Verantwortung für den Verlust der Lebensgrundlagen auf unserem Planeten ins Gericht ging.
Der Landschaftspflegeverband ist in der Zwickmühle, kraft des Millionen schweren Hotspot-Projektes einerseits etwas für die Erhaltung der schon arg geschrumpften Artenvielfalt in unserer Region tun zu müssen und dabei mit jenen zusammenarbeiten, die auf Grund vielfältiger Wirtschafts- und politischen Faktoren, und überwiegend nicht aus eigener Schuld, zu den Hauptversursachern des Artensterbens gehören.
Mitunter mangelt es der staatlich organisierten Landschaftspflege aber offenbar an einem goldenen Händchen, durch die landwirtschaftsbasierte Landschaftspflege nicht noch weitere Artenverluste zu erzeugen. Hierfür gibt es leider zumindest einzelne Beispiele.
Fakt ist, ohne Landwirtschaft gibt es keine ausreichende Ernährung, aber ohne Biodiversität gibt es keine Menschheit und daher auch keine funktionierende Landwirtschaft. Das Insektensterben hat vielen Menschen und auch Vertretern der Landwirtschaft die Augen geöffnet, wie der Volksentscheid zum Bienenrückgang in Bayern beweist. Der UN-Biodiversitätsrat stellt die Erhaltung der Biodiversität hinsichtlich ihrer Bedeutung faktisch mit der Erhaltung des Weltklimas auf eine Stufe.
Für unseren LPV heißt das, den Spagat zwischen der notwendigen Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft und unter dem Strich messbar positiven Effekten für die Erhaltung der Artenvielfalt hinzubekommen. Ein wirklich wegweisendes Projekt also.
Das bedeutet aber auch, falls notwendig, dass der LPV den Finger in mögliche Wunden legen muss, die die Landwirtschaft eventuell zu verantworten hat (hier gibt es noch etwas zu tun) und zugleich alle gegebenen Fördermöglichkeiten für die Artenvielfalt z.B. auf Äckern zu nutzen. Das Hotspot-Projekt dient, das ist zentral, der Erhaltung der Biodiversität und nichts anderem.
Es kann daher nicht sein, dass ich z.B. mehrere artenreiche Ackerränder über Jahre für eine Extensivierung vorschlage, von Behörden dazu gar keine weiterführende Nachricht bekomme, und vom LPV erfahre, dass allein die Landwirte dies beantragen müssen. Falsch, lieber LPV: Ihr müsst den Landwirt daraufhinweisen, dass ein Ackerrandstreifen artenreich ist und ihn aus dem unterstellten Idealismus des Hotspots-Projekts heraus, die Arten zu erhalten, MOTIVIEREN, eines der finanziell gestützten Extensivierungsprogramme zu nutzen.
Bisher überzeugt mich das Engagement des Landschaftspflegeverbandes auf manchen vom mir einsehbaren Gebieten nur zum Teil. Der Versuch, jahrzehntelange Fehlentwicklungen bei der Erhaltung der Artenvielfalt südlich des Harzes und im Harz selbst durch das Hotspot-Projekt wenigstens zu dämpfen oder gar flächig ein Umsteuern zu erreichen, ist aber, sofern langfristig erfolgreich, lobenswert, unverzichtbar und durchaus zukunftsfähig.
Das Hotspotprojekt kann aber nur dann erfolgreich sein, wenn wir den Verlust an Arten messbar aufhalten können. - nicht nur also für die Wirkdauer der rund 4 Millionen Euro Steuergeld bis in die 2020er Jahre hinein. Das bleibt zu untersuchen.
Einzuräumen ist natürlich, dass der LPV, selbst angesichts von Idealismus, nicht alle Faktoren beeinflussen kann: Das dem aller Voraussicht nach dem Klimawandel und damit dem Menschen anzulastenden Mega-Dürrejahr 2018 hat zum Teil schwere Schäden bei vielen an sich bereits bedrohten Arten in unserer Region angerichtet. Darüber wird noch zu berichten sein. An diesem aber global wirksamen Problem kann der LPV eigentlich nicht wirklich etwas ändern. Und auch nicht an den verhängnisvollen Umwelt-Folgen einer hochsubvenntionierten Intensivlandwirtschaft.
Er hat es aber in der Hand, durch eine optimale, artenschutzgerechte Landschaftspflege bzw. Landbewirtschaftung weitere Stressoren für unser gebeuteltes Arteninventar zu minimieren. Das ist eine nicht zu unterschätzende Voraussetzung für die Erhaltung bedrohter Arten.
Und hier sind wir wieder bei der Exkursion des Landschaftspflegeverbandes Südharz-Kyffhäuser e.V. zu einem Landwirt des Landkreises, der ich in diesem Sinne positive Einblicke und vor allem handfeste Ergebnisse zur Erhaltung der Biodiversität im Landkreis Nordhausen wünsche.
Bodo Schwarzberg
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