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Do, 00:06 Uhr
11.07.2019
Meldung aus dem evang. Kirchenkreis

Ziel erreicht: Orgelweihe in Bad Frankenhausen

Eigentlich sollte im September 2018 schon die Orgeleinweihung stattfinden, aber das komplizierte Werk machte der Firma Eule (Bautzen) Probleme. Aber nach 9 Monaten ist es geschafft und die evangelisch-lutherische Kirchgemeinde konnte zur Festwoche einladen. Am Beginn steht zuerst der Festgottesdienst....


Am 23. Juni kamen fast 300 Besucher zur Unterkirche, um diese Einweihung zu erleben. Vor der Kirche wurden sie mit Bläsermusik durch den Posaunenchor Oldisleben (wie immer sehr einsatzbereit) begrüßt. In den ersten 15 Minuten des Gottesdienstes erklangen keine Instrumente, es wurde a cappella gesungen. Nach der Einweihungshandlung durch Oberkirchenrat Christhard Wagner erklang erstmalig mit kräftigen Tönen die Strobel-Orgel zum Gemeinde „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren…“

Ziel erreicht: Orgelweihe in Bad Frankenhausen (Foto: Peter Zimmer) Ziel erreicht: Orgelweihe in Bad Frankenhausen (Foto: Peter Zimmer)

Oberkirchenrat Christhard Wagner, der in Sachen Strobel-Orgel in Bad Frankenhausen kein Unbekannter ist, hielt die Predigt:
„Jauchzet dem Herrn, alle Welt! Singet, rühmet und lobet. (Psalm 98) Liebe Gemeinde, nun predige ich nach 2012 und 2016 zum dritten Mal in ihrer wunderschönen Kirche – und das Sprichwort bestätigt sich: aller guten Dinge sind drei! Das Problem beim dritten Mal: ich darf mich nicht wiederholen. Deshalb habe ich nachgeschaut, was ich schon gesagt habe. So bat ich z.B. am Ende meiner Predigt 2016: Ich erwarte eine Einladung! Das hat schon mal gut geklappt. Der damalige Predigttext bezog sich auf das Psalmwort: „Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ Dieses Bibelwort haben sie mit ihrem Mut zur Orgel bestätigt. Es war schon tollkühn, vor 16 Jahren dieses Vorhaben zu starten. Besser gesagt: es war Gottvertrauen.

Ich habe kürzlich den schönen Satz gehört: „Erzähle nicht Gott, wie groß deine Sorgen sind, sondern deinen Sorgen, wie groß Gott ist.“ Man könnte auch sagen: Erzähle nicht Gott, wie klein deine Zuversicht ist, sondern deiner kleinen Zuversicht, wie groß Gott ist. 2016 lobte ich ihre Zuversicht, als ich sagte: Sie haben lange vor einer bekannten Pfarrerstochter gesagt: „wir schaffen das“. Entscheidend war jedoch der Zusatz: „wir schaffen das – mit Gottes Hilfe!“ Es geht nicht ohne Gottes Hilfe – aber auch nicht ohne unser Zutun. Wer meint, sagen zu können: Hier, lieber Gott, ist das Problem: Mach mal! Der wird feststellen: so läuft das nicht. Nein. Wir sollen allein deshalb unsere Sorge auf ihn werfen, damit wir unsere Hände frei haben, selbst mit anzupacken. Wenn wir Gott im Boot haben, lähmen uns nicht die Sorgen, ob wir es schaffen. Sondern jeder sagt: wir schaffen das. Mit Gottes Hilfe. Und sie haben es geschafft – mit Gottes Hilfe. Dazu große Gratulation von hier oben und von allerhöchster Stelle. Damit meine ich vorerst nicht die Landesbischöfin. Sondern die allerhöchste Stelle. Zum Lobe Gottes ist das Beste gerade gut genug. Vorhin haben wir mit Worten des 98. Psalms gebetet: Jauchzet dem Herrn, alle Welt! Singet, rühmet und lobet! Die Orgel ist dafür das beste, schönste, klangvollste Instrument. Hat Gott unser Lob nötig? Eigentlich nicht. Aber er freut sich. So wie Eltern sich über Kinder freuen, die auf ihre ganz eigene Art zeigen: wir wissen eure Liebe zu schätzen.

Ziel erreicht: Orgelweihe in Bad Frankenhausen (Foto: Peter Zimmer) Ziel erreicht: Orgelweihe in Bad Frankenhausen (Foto: Peter Zimmer)

Auch von zweithöchster Stelle darf ich herzlich grüßen, gratulieren und Segenswünsche übermitteln. Unsere Landesbischöfin wäre gerne heute hier gewesen. Aber wie das so ist mit großen Projekten. Sie brauchen manchmal ihre Zeit. Nun freut sie sich aus der Ferne und hat mir diese Grüße aufgetragen. Wir haben bei der Orgelwidmung vorhin Worte des Kolosserbriefs gehört: „Mit Psalmen, Lobsingen und geistlichen Liedern singt dankbar in euren Herzen.“ Die Orgel hilft uns ja Gott sei Dank beim Singen und Loben. Sie wissen, wie es ist ohne Orgel. Heute fällt das Loben leicht. Ein herrlicher Tag, ein wundervoller Anlass, eine volle Kirche, ein kräftiger Gesang. Und wie wird dies nächste Woche sein? Auch wenn dann der Lobgesang wieder etwas dünner ist: Gott ist kein Musikkritiker, sondern ein liebender Vater, der den guten Willen und nicht die Perfektion ansieht – außer bei den Organisten! Und da gibt es ja bei Ihnen keine Fragen. Gott liebt auch falsche Töne, wenn sie nur aus vollem Herzen kommen. Also keine Hemmungen! Lobt Gott!

Wer übrigens das Danken als lästige Pflicht ansieht, täuscht sich. Wir haben selbst etwas davon. Denn wer nicht weiß, wofür er danken kann und vergessen hat, wem er danken kann, dreht sich um sich selbst. Wer dagegen weiß, bei wem er sich bedanken kann, der weiß auch, bei wem man bitten kann. Es tut uns gut, wenn wir das Gute und den Segen sehen, den wir täglich erfahren. Ich kann rosarote Brille nicht leiden und will Probleme nicht kleinreden. Aber es bleibt dabei: es verändert sich meine Weltanschauung, wenn ich öfter danach Frage, wofür ich danken kann.

Mich begleitet mein Leben lang die Glaubensgewissheit eines Freundes aus Studientagen. Klaus war Spastiker. Er sagte mir, wie bitter es oft für ihn ist, so oft ausgeschlossen zu sein, selbstverständliche Dinge nicht zu können. Doch er hatte einen Trick: jeden Morgen zählte er in Gedanken auf, was er alles tun kann. Da kamen so viele Möglichkeiten zusammen, dass er die paar Dinge, die er nicht konnte, zu verschmerzen waren. Er sagte dazu: ein bisschen Spas muss sein…“.

Wir sind keine Jammer-Ossis, sondern Jubel-Christen. Wir tun uns selbst etwas Gutes, wenn wir Gott loben und danken. Die Orgel macht es uns vor. Sie jubiliert kraftvoll und fröhlich – und kann uns genauso auf zarte Weise berühren.

Vor 7 Jahren war ich das erste Mal hier. Damals – sie erinnern sich selbstverständlich alle -habe ich die Orgel als Predigerin vorgestellt. Manchmal ist es ja so, dass die Orgel die bessere Predigerin ist. Was predigt die Orgel? Zuerst: die Orgel mit ihrem Prospekt ist schön anzusehen. So wie Gott in seiner Schöpfung herrlich anzusehen ist. Man muss natürlich hinschauen und darf sich dann von Herzen freuen. Doch das Wichtigste bei einer Orgel ist verborgen. Ein Großteil des Werkes ist nicht sichtbar. Die Orgel braucht Pfeifen. Viele Pfeifen. Ohne uns große und kleine Pfeifen gibt es keine Musik.
Ziel erreicht: Orgelweihe in Bad Frankenhausen (Foto: Peter Zimmer)
Ziel erreicht: Orgelweihe in Bad Frankenhausen (Foto: Peter Zimmer)
Ziel erreicht: Orgelweihe in Bad Frankenhausen (Foto: Peter Zimmer)
Ziel erreicht: Orgelweihe in Bad Frankenhausen (Foto: Peter Zimmer)
Ziel erreicht: Orgelweihe in Bad Frankenhausen (Foto: Peter Zimmer)
Ziel erreicht: Orgelweihe in Bad Frankenhausen (Foto: Peter Zimmer)

Und dann kommt das Entscheidende: Eine Orgel braucht Wind: In meiner ersten Pfarrstelle habe ich folgendes erlebt: Meine Predigt, so fand jedenfalls ich, war aufrüttelnd, lebendig, erfrischend. Doch beim Predigtlied – was war das? Die Orgel wurde immer leiser. Zum Schluss hörte man nur noch das Klappern der Tasten. Der Balgtreter war eingeschlafen. Ohne Wind kein Ton. Da können wir die tollste Orgel und die beste Organistin haben und die schönsten Bach-Noten: ohne Wind kein Ton. Im hebräischen wird der Geist Gottes mit „Ruach Jahwe“ – mit Wind Gottes beschrieben. Wir haben vor kurzem Pfingsten gefeiert. Ohne Gottes Geist kein Ton. So ist das -wie bei der Orgel- auch bei uns. Das Prospekt kann noch so glänzen. Die Organistin noch so gut sein. Die Noten als Masterplan vorliegen. Die Pfeifen glänzen: Ohne Gottes Geist – Klappernde Tasten – peinliche Stille. Heute spüren wir den Geist Gottes – das Fest stimmt uns froh – sie haben es geschafft - ein großartiges Ziel ist mit Gottes Hilfe erreicht.

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Aber wir kennen ja auch die andere Seite. So richtig fröhlich und mit vollem Werk spielt die Kirche in unseren Landen eben gerade nicht. Die Gemeindemitglieder werden weniger. Die Kirchen bleiben leer. Es fehlt der Schwung. Die Überzeugung. Die Begeisterung. Der Geist Gottes weht, wo er will. Die Kirche und Christenheit wächst weltweit. Nur hier, wo vor 500 Jahren der Geist Gottes besonders kräftig und schön geblasen hat, klappern die Tasten. Das ist für uns nicht schön. Aber es muss uns auch nicht resignieren lassen. Mag sein, dass z. Z. göttliche Windstille im deutschen Blasebalg herrscht. Doch das kann sich auch wieder ganz fix ändern. Und noch eines: wir können den Geist Gottes nicht selbst erzeugen. Wir können allein darum bitten und uns an dann besonders freuen, wenn er für uns spürbar ist. Vielleicht so wie heute. Es genügt dafür manchmal nur ein kleiner Windhauch. Darum dürfen wir Gott bitten: um seinen Geist, der die Segel unserer Kirche, unserer Gemeinde und unsere eigenen Segel bläht. Denn es sage keiner, dass in seinem Glaubensleben nicht auch öfter Windstille herrscht. Wenn der Mut klein, der Eifer schwach, der Trost nicht spürbar ist. Wir können nicht selber in unsere Segel blasen. Aber wir können sie in der Hoffnung setzen, dass der Geisteswind Gottes uns in Bewegung bringt. Liebe Gemeinde, drei Gedanken waren mir am heuten Tag wichtig:

1. Wir schaffen das. Mit Gottes Hilfe. Wer sich auf Gottes Hilfe verlässt, kann Erstaunliches erreichen.
2. Jauchzet dem Herrn alle Welt! Singt rühmet und lobet! Gott, unser Vater erfreut sich an unserem Gotteslob. Gut, dass uns die Orgel dabei hilft!
3. Der Geist Gottes weht, wo er will. Er gibt unserer Kirche, unserer Gemeinde, jedem von uns die Luft, die wir zum Leben brauchen.
Darum wollen wir ihn bitten. Amen.“

Nach den üblichen Regularien bis zum Abschluss des offiziellen Gottesdienstablauf erfolgen Grußworte, u. a.: Vizepräsidentin des Thüringer Landtages Dorothea Marx, Gudrun Holbe (MdL), Orgelsachverständiger der EKM Zimmermann, Superintendent Bálint, Superintendent i. R. Bornschein, Landrätin Hochwind-Schneider, Bürgermeister Strejc.

Ziel erreicht: Orgelweihe in Bad Frankenhausen (Foto: Peter Zimmer) Ziel erreicht: Orgelweihe in Bad Frankenhausen (Foto: Peter Zimmer)

Auch der Dank kam nicht zu kurz: Evangelische Kirche Mitteldeutschland, Thüringer Landesamt für Denkmalpflege, Kirchenkreis Bad Frankenhausen-Sondershausen, Axel-Springer-Stiftung, Stiftung Orgelklang, Sparkassenkulturstiftung Hessen-Thüringen, Kulturstiftung der Kyffhäusersparkasse, Hoffmann-Stiftung, Deutsche Stiftung Senkmalschutz, Lottomittel, Mitglieder der Kirchgemeinde Bad Frankenhausen und des Orgelvereins.

Eine entsprechende „Aufmerksamkeit“ erhielten die beteiligten Firmen bzw. Einzelpersonen: Firma Dins (Tischlerarbeiten), Firma Abicht (Elektroarbeiten), Firma Wallrodt (Gerüstbau), Orgelbaufirma
Eule mit den beiden Geschäftsführern und den Orgelbauern Birke und Zocher, betreuende Architektin Dr. Angermann, Restauratorin Pohl (Orgelprospektgestaltung).

Kantorin Laura Schildmann bedankte sich aber auch bei der Kirchgemeinde und dem zugehörigen Gemeindekirchenrat, der sie immer in ihrem Sanierungsvorhaben tatkräftig unterstützte. Doch auch sie erhielt einen großen Blumenstrauß, denn schließlich hat sie neben ihrer eigentlichen Tätigkeit viele ehrenamtliche Stunden geleistet, um das Vorhaben zum glücklichen Ende zu bringen.

Ziel erreicht: Orgelweihe in Bad Frankenhausen (Foto: Peter Zimmer) Ziel erreicht: Orgelweihe in Bad Frankenhausen (Foto: Peter Zimmer)

Am Ende des Festgottesdienstes gab es noch etwas Besonderes: Orgel und Trompete erklangen: Orgelbauer Fabian Zocher (er ist ein begeisterter Trompeter) und Kantorin Laura Schildmann spielten „Prayer of Saint Gregory“.
Damit war der Festtag noch nicht zu Ende. Als „Erholung“ waren alle Gäste in den Festsaal des Regionalmuseums zum Imbiss eingeladen, wovon rege Gebrauch gemacht wurde, nicht nur zur „Stärkung“, sondern auch zu anregenden Gesprächen.

Ziel erreicht: Orgelweihe in Bad Frankenhausen (Foto: Peter Zimmer) Ziel erreicht: Orgelweihe in Bad Frankenhausen (Foto: Peter Zimmer)

Um 16.00 Uhr gab es dann das erste Konzert an der Strobel-Orgel, Organist: Prof. Leo van Doeselaar, Berlin – Amsterdam. Es erklangen Werke von J.S. Bach, Franz Liszt und die Auftragskomposition von Mark Andre: „Himmelfahrt“. Prof. Doeselaar zeigte mit seinem Spiel die vielfältigen Klangmöglichkeiten der Strobel-Orgel auf, besonders bei der Auftragskomposition „Himmelfahrt“ kam dies zur Geltung.

Für das Gästebuch der Kirchgemeinde schreibt Prof. Doeselaar: „ eine herrliche und unvergessliche Erfahrung! Ein klarer, sonniger Sonntag, wo ich den wunderschön mit Sonnenblumen umkränzten Haupteingang betrat, um die monumentale Strobel-Orgel der Unterkirche zu Bad Frankenhausen wieder ganz „erfrischt“ offiziell von sich hören lassen zu dürfen. Nach einem mühsamen Dasein von mehreren Jahrzehnten und sogar 4 jähren tiefe Stille klingt die Königin wieder so wie vor etwa 130 Jahren: Mächtig, sanft, bezaubernd, monumental, verführerisch, delikat und vor allem musikalisch ganz überzeugend! Es ist ein Unikum in Thüringen geworden und die Orgel kann sich klanglich messen mit den besten Instrumenten von Ladegast, Walcker und Buchholz. Es war ein Vergnügen, darauf zu spielen. Herzliche Glückwünsche an die Kirchgemeinde und Organistin Laura Schildmann.“

P.S.: Am Orgelprospekt kann man deutlich neben vielen anderen Blumen und Früchten Sonnenblumen erkennen. Der Blumenschmuck in der Kirche wurde deshalb mit Sonnenblumen gestaltet. Auch die überreichten „Dankesblumen“ bestanden aus Sonnenblumen.

Text und Fotos: Peter Zimmer
Bad Frankenhausen



Autor: khh

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