In Bad Frankenhausen soll auf die Schlosswiese ein Hotel gebaut werden. Vor einer Woche wurde das Projekt vorgestellt. Ein Leser äußert sicht zu diesem Thema...

Niemand hatte eigentlich vor, auf der Kaffeefahrt einen Bademantel zu kaufen. Am Ende hat sich die überwiegende Mehrheit dann doch für ein überteuertes Modell aus der Serie „Bademantelgang“ entschieden. Besser hätte die Vorstellung des Investors nicht laufen können. Bei einer Rendite von über 4 Prozent soll nun die Schlosswiese in Bad Frankenhausen für die Anleger zur Festwiese werden. Der Normalsparer und Normalbürger von Bad Frankenhausen hat davon nichts.

Mag sein, dass die fünfte Geschenkboutique ein Schnerzchen mehr verkauft und beim Bäckerdiscounter ein Kaffeegedeck mehr über die Theke geht. Doch so Kleinteilig kann man hier nicht denken. Es geht auch nicht um DEN Festplatz, eher um ein altes Postkartenmotiv, auf dem eine gepflegte Wiese mit Wegen und Skulpturen zu sehen ist. Man könnte hier noch viel mehr für die „Rendite“ an Natur und städtischer Lebensqualität tun. Stattdessen wird (wieder) in der Stadt eine Freifläche verbaut und mit der geplanten Tiefgarage „umgegraben“. Hier werden Luftschneisen, Erde und Grün zerstört.

Die letzten 2 Sommer sollten gezeigt haben, wie wichtig Grün (hohes Grün!) für das Klima in der Stadt ist. Oder gibt es Frankenhäuser, die sich freiwillig im Sommer auf den Anger setzen? Hier kann der Besucher und Tourist sehen und spüren, wie man seine Zukunft zuparkt. Und mit dem Hotel und der Tiefgarage soll nun noch mehr Verkehr in die Stadt gebracht werden? Ist uns die Tonnenideologie „Tourismus“ wirklich noch so wichtig? Seit Jahrzehnten plakatiert man das uns um die Ohren. Doch auch an der Ostsee ist bei denen, die im Tourismus arbeiten, nicht der Wohlstand ausgebrochen. Eher verdient man dort unter dem Durchschnitt. Und auch in der Lausitz lässt man sich mit Tourismusversprechungen nicht mehr abspeisen. Und doch gibt es Gewinner. Doch die wohnen eher weniger in unserer Region.

Wenn also dann die Hoteltouristen mit ihrer 4-Sterne-Flat die Therme durch den Bademantelgang betreten, werden sie alle vertraglichen Freiheiten bekommen. Und jeder, der jetzt Anwendungen vom Arzt in der Therme verschrieben bekommt, kann sich ausrechnen, wie lang dann die Wartezeiten sein werden. Natürlich zählt ein Gast mit 4-Sternen an der Brust mehr. So sollte man die Rendite verstehen. Da interessiert kein soziales und ökologisches Umfeld. Da will man verwerten!

Bleibt die Frage, warum der Thüringer Ministerpräsident diesen Hotelbau so protegiert. Vielleicht passt das einfach nur zu den Schneekanonen im Thüringer Wald. Kunstschnee eben.

Andreas Zeidler
Bad Frankenhausen