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Di, 13:00 Uhr
12.01.2021
Menschen im Corona-Jahr Teil 2

Zwei Profis machen Mut

In unserer Reihe Menschen im Corona-Jahr haben wir Ihnen bis zum Ende des letzten Jahres täglich Leserinnen und Leser aus den verschiedensten Lebens- und Arbeitsumständen vorgestellt und sie nach ihrer rückblickenden Sicht auf das vergangene, ganz spezielle Jahr befragt...

Melissa Hart und Artur Hubert (Foto: privat) Melissa Hart und Artur Hubert (Foto: privat)


Auch in diesem Jahr wollen wir die Reihe weiterführen und stellen Ihnen Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen vor.
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Den Anfang unserer Befragungsreihe machten die australische Solo-Cellistin Melissa Hart, die ihr Studium in Deutschland als Meisterschülerin abgeschlossen hat und danach neben verschiedenen Orchestern auch im Loh-Orchester Sondershausen spielte und ihr Lebenspartner, der Solo-Bratscher Artur Hubert, bekannt als festes Mitglied des Loh-Orchesters Sondershausen.

Was ist das für ein Gefühl für Musiker, die ihre Kunst nicht vor einem großen Publikum ausüben zu können?
"Das Publikum ist für die Musikerinnen und Musiker eine wichtige Komponente, wenn sie ein Konzert geben. Sicher ruft ein Musiker bei jedem Konzert seine optimale Leistung ab, aber das Publikum mit seinen Sofortreaktionen, dem Applaus und den Zwischenrufen, steigert die Euphorie und verstärkt die Spontanität. Es wird eine unglaubliche Energie freigesetzt. Ich bin Mitglied des Loh-Orchester Sondershausen. Nach dem ersten Lockdown haben wir viele Konzerte, die mit unterschiedlichen Hygienekonzepten durchgeführt wurden, gespielt. Man musste sich aber erst an das neue Gefühl, dass ein Großteil der Reihen und Sitze im Theater und in den Konzertsälen leer blieben gewöhnen", erklärt Artur Hubert.

Frau Melissa Hart, wie halten Sie den musikalisch- künstlerischen Kontakt zu Ihren Kolleginnen und Kollegen.
"Natürlich bedauere ich es sehr, nicht gemeinsam in einen Raum oder auf einer Bühne mit meinen Kolleginnen und Kollegen musizieren zu können, aber durch die veränderte Situation im letzten Jahr wurden auch unterschiedliche Online-Ideen verwirklicht. Zum Beispiel nahm ich an einem Projekt mit Musikerinnen und Musiker aus Heidelberg und Luxemburg teil. Wir spielten einzeln im Homeoffice unsere Parts ein. Diese wurden dann zu einem Kammerkonzert zusammengefügt und im Frühjahr des letzten Jahres über eine App veröffentlicht."

War es schwierig für Sie den Tag nach dem plötzlichen ersten und später nach dem zweiten Lockdown zu strukturieren?
Artur Hubert und Melissa Hart sind sich einig: "Eigentlich nicht, denn das Spielen und Proben in einem Orchester ist immer mit Flexibilität und Spontanität verbunden. Der Probenplan ist nicht statisch, sondern variiert sehr häufig von Woche zu Woche. Das letzte Jahr hat uns aber mehr abverlangt, als wir es gewohnt sind."

"Wir Instrumentalisten lernen von Kindesalter an, uns zu disziplinieren und auch in schwierigen Lebenssituationen das Üben nicht zu vernachlässigen. Diese erlernte Struktur half mir und meinem Partner mit einer ganz neuen Situation, wie der Corona-Krise, umzugehen", erklärte Melissa Hart.

"Vermisst haben wir unsere Freunde, mit denen wir gerne in unserer Freizeit in unserem Lieblingscafe´ zusammensitzen, diskutieren und lachen. Auch Geburtstage und Hochzeiten konnten ja leider nicht besucht werden", bedauert Artur Hubert.

Frau Hart, was hat der Lockdown für sie als Australierin bedeutet?
"Ich bin mir dessen bewusst, dass ich nicht die einzige Person bin, deren Reisefreiheit eingeschränkt ist und war, aber ein komisches Gefühl ist es schon nicht nachhause fliegen zu können, wenn die eigene Schwester heiratet und man die Trauung nur online verfolgen kann."

Welche Alternativen haben Sie beide zu Ihren Auftritten gefunden?
"Wir hatten die Möglichkeit die Musik für ein Kinderhörbuch komponieren zu dürfen. Außerdem haben wir zu Beginn des Lockdowns Fensterkonzerte gegeben. Es war schon bewegend, dass auf der Straße vor unserem Haus, Menschen standen und applaudierten."

Melissa Hart: "Das Angermuseum Erfurt gab mir die Möglichkeit in ihren Ausstellungsräumen ein Konzert zu spielen. Das waren bewegende Momente, alleine in einem Museum, umgeben von wundervoller Kunst, zu konzertieren. Die Aufnahmen wurde online gestellt."

Artur Hubert: "Der Rotary Club fragte uns, ob wir kleine Konzerte für Altenheimbewohner spielen könnten. Wir haben uns sehr über die Anfrage gefreut. Es waren in den Sommermonaten insgesamt sechs Konzerte in unterschiedlichen Landkreisen. Ältere Menschen so strahlend zu sehen, die monatelang ihre Einrichtung nicht verlassen konnten, war schon sehr ergreifend."

Melissa Hart: "Ein großes Glück war und ist es für mich, dass die Musikschule Sondershausen mich Anfang letzten Jahres unter Vertrag genommen hat. Bis zum zweiten Lockdown habe ich in der Musikschule stundenweise Einzelunterricht gegeben. Seit Mitte Dezember unterrichte ich die Schülerinnen und Schüler online. Das ist nicht immer unproblematisch. Schnell einmal beim Stimmen des Cellos helfen oder eine gerissene Saite wechseln, das ist online nur bedingt möglich. Trotzdem freue ich mich darüber unterrichten zu dürfen und mein Wissen weitergeben zu können".

Was haben Sie für dieses Jahr geplant?
"Da niemand sagen kann, wann die Corona-Krise überstanden ist, machen wir so weiter wie bisher. Wir proben und verlieren den Mut nicht. Denn wenn der Lockdown vorbei ist und der Vorhang wieder aufgeht, dann sind wir für unser Publikum vorbereitet."

Unsere Redakteurin der Kyffhäuser Nachrichten, Eva Maria Wiegand, bedankt sich für das Gespräch mit Melissa Hart und Artur Hubert.
Melissa Hart und Artur Hubert  (Foto: privat)
Artur Hubert bei einem Konzert im Marstall Sondershausen (Foto: osch)
Melissa Hart  (Foto: privat)
Melissa Hart bei einem Konzert (Foto: privat)
Autor: emw

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