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Fr, 09:05 Uhr
03.12.2021
Nachgefragt

Moderne Hospizarbeit heute

Sie nehmen sich Zeit für kranke und für sterbende Menschen und für die, die ihnen nahestehen. Dabei orientieren sie sich an Ihren körperlichen, seelischen, sozialen und spirituellen Bedürfnissen...



So stellen sich die Damen und Herren vom Hospiz- und Palliativberatungsdienst der Öffentlichkeit vor. Wir wollten wissen, wer sich hinter dieser Botschaft verbirgt und für unsere Leserinnen und Leser herausfinden, wie ein Hospiz- und Palliativberatungsdienst arbeitet.

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Wir haben für Sie mit der Koordinatorin Susanne List vom Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst für Sondershausen, Sömmerda und Artern gesprochen:

Frau List, was können Sie uns über die Hospizarbeit berichten?
"Den Ambulanten Hospizdienst für Sondershausen, Sömmerda und Artern gibt es nun schon seit fast 20 Jahren. Wir begleiten Menschen während einer schweren Krankheit bis hin zum Tod und ihre Angehörigen, bei Bedarf auch in der Trauer. Bei unserer Arbeit geht es weniger um eine Hilfe, als vielmehr um das Dasein und -bleiben in der Sterbe- und Trauerbegleitung. Wir sind da, wenn Menschen sich einsam, hilfsbedürftig oder anlehnungsbedürftig fühlen."

"Wenn Menschen weinen, wenn Menschen unserer Unterstützung und Entlastung bedürfen. Wir beraten und begleiten in allen Bereichen, 24 Stunden mit einer Rufbereitschaft. Dies setzt eine große Empathie für die Sache und die Menschen, mit denen wir arbeiten voraus. Derzeit sind 36 Ehrenamtliche im Hospizdienst der Novalis Diakonie tätig. Im letzten Jahr hatten wir 70 Anfragen in der häuslichen Sterbebegleitung trotz oder vielleicht gerade wegen Corona. Dies setzt ein gutes Netzwerk voraus. Wir beraten an allen drei Standorten zu Fragen von Patientenverfügungen und über die letzten Dinge, individuell, kostenfrei und diskret."

Kommt es vor, dass ein Kranker eine bestimmte Person ablehnt?
"Ja. Das Sterben ist eine sehr intime Sache. Der Mensch wird dünnhäutiger und sensibler. Da muss die Chemie zwischen dem Begleiter/der Begleiterin und dem Sterbenden stimmen. Der Mensch steht in diesem Moment im Mittelpunkt. Wir nehmen uns die Zeit und helfen, mit der die Angst und dem Schmerz im Sterben und in der Trauer umzugehen.

Wer koordiniert die Einsätze?
"Das tue ich. In den langen Jahren meiner Hospizarbeit habe ich ein Gefühl dafür bekommen, wer zu wem passt. Wir orientieren uns an den Bedürfnissen der Betroffenen. Wir halten es für außerordentlich wichtig, den Wünschen in dieser hoch emotionalen und verzweifelten Situation zu entsprechen. Einzelne Begabungen der Ehrenamtlichen können mitunter voll zum Tragen kommen.

Ist es nicht eine große psychische Belastung für Ihr Team, immer für schwerstkranke Menschen oder Trauernde da zu sein?
"Die Damen und Herren in der Hospizbegleitung werden 11 Monate auf ihre Aufgaben vorbereitet. Diejenigen, die sich für die Hospizarbeit entscheiden, haben ihre Entscheidung sehr bewusst getroffen. Gestützt wird die Arbeit mit regelmäßigen Supervisionen, die unsere Kräfte, das Tun und insbesondere das Aushaltenkönnen bestärken.

Begleiten Sie auch Kinder und wie schwierig ist diese Aufgabe?
"Ja, wir haben auch schon Kinder begleitet. Es gibt zudem spezielle Einrichtungen, in denen die meisten Kinder behandelt und mit ihren Eltern betreut werden. Wenn ein Kind schwer erkrankt und sterben muss, dann durchleben Eltern eine Zeit des Abschiednehmens, der Trauer, des Neuorientierens, in der wir sie und ihre Familien und insbesondere die Geschwisterkinder, begleiten. Trauernde Kinder zu begleiten, das wird im Kyffhäuserkreis immer häufiger bei uns angefragt."

Wie hoch ist die Fluktuation bei ihrem Team?
"Erstaunlich gering. Wer sich für die ehrenamtliche Arbeit im Hospizdienst entscheidet, tut das nicht unüberlegt. Manche Mitarbeiter sind schon weit über 10 Jahre dabei. Für die steigenden Nachfragen in unserem großen Versorgungsgebiet suchen wir dringend Menschen, die diesen Dienst tun wollen, die etwas Gutes weitergeben und Zeit verschenken möchten."

Wie finanziert sich die Hospizarbeit? Und welche Kosten müssen Sie decken?
"Wir erhalten eine Förderfinanzierung von den
Krankenkassen, sind aber auf zusätzliche Spenden
angewiesen. In den „Coronajahren" konnten wir eine sehr große Spendenbereitschaft verbuchen, was uns natürlich unglaublich freut und auch hilft. Diese Hilfe kommt direkt bei Betroffenen an."

Wann haben Interessenten die Möglichkeit, sich für einen neuen Lehrgang anzumelden?
"Im Januar 2022 sollen die Vorgespräche beginnen. Wenn wir 10-12 Teilnehmer zusammen bekommen, dann wird es einen neuen Lehrgang zur Qualifizierten Vorbereitung auf die Begleitung geben. Anmeldungen oder auch Anfragen dazu nehmen wir gern jetzt schon entgegen, entweder per Mail an: Susanne.List@Novalis-Diakonie.de oder unter 0170/370 35 06."

Welchem Lebensmotto folgen Sie?
„Nicht von mir, aber trotzdem ein Motto meiner Hospizarbeit: „Der Horizont ist nur das Ende unserer Sicht."
Das Interview führte Eva Maria Wiegand
Autor: emw

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