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Fr, 09:00 Uhr
21.01.2022
Lichtblick zum Wochenende

Die Nachwirkungen von Gewalt

Pfarrer Martin Weber macht sich im Lichtblick zum Wochenende Gedanken über kriegerisches Säbelrassen und dem, was nach der Zerstörung kommt...

Jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.
Jesaja 9,4

Das Bild, dass mir Jesaja zeigt ist Düster. Ich stelle mir das Dunkel vor. Funken von erlöschenden Feuern fliegen durch das Bild. Ein Schuh tritt über Geröll und die Überreste von zerstörten Häusern prägen das Bild. Eine Blutlache kommt mir in den Sinn und ein Stück schwerer Stoff, verdreckt und zerrissen, wird getränkt vom roten Lebenssaft. Das Bild aus dem Prophetenbuch Jesaja erinnert mich an eine Szene aus übertriebenen Aktion-Filmen, wie Zack Snyders „300“.

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Nur das es hier ja nicht opulente und spektakuläre Heldentaten geht, wie im genannten Film, sondern um die Ernüchterung danach. Die kommen in „300“ ganz leicht zwischendurch zur Sprache, was man diesem Film kaum zutraut, aber diese Töne gehen fast unter, wenn sich die Spartaner heroisch gegen die überwältigende Übermacht der Perser stellen. Was ist danach? Die Zerstörung, das Leid, auch der Ekel, der mit diesen Bildern entsteht.

Ich denke an Kriegsrhetorik und einen, aus meiner Sicht, hoch problematischen Patriotismus, des 20. Jahrhunderts, der gerade wieder stark im kommen ist. In der Ukraine, in Russland, in China, aber auch bei uns in Europa. Aber kriegerisches Heldentum lässt vergessen, was danach ist.

Jesaja hat diese Nachwirkungen von Gewalt vor Augen. Das was übrig bleibt, wenn sich der Lärm der Gewalt und des gegenseitigen Bekämpfens gelegt hat. Es ist bedrückend und dunkel. Und ich glaube das ist nicht nur so wenn physisch Krieg geführt wird, sondern auch wenn mit Worten und Verdächtigungen aufeinander eingedroschen wird. Jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.

Vom Feuer verzehrt. Das kann man als Gerichtswort verstehen, Gott vernichtet die Gewalt mit Feuer. Das Prophetenbuch Jesaja hat den vor Augen, dass die Babylonier, die Israel eroberten, selbst eroberten wurden und untergingen.

Für mich schwingt etwas anderes mit: Nämlich das Gewalt immer die Saat der Zersetzung in sich trägt. Gewaltvolle Worte und Taten zersetzen. Nicht nur den vermeintlichen Feind, sondern auch auch mich selbst, wenn ich auf sie zurückgreife. Ich merke ich muss mich selbst davor schützen, mich selbst beobachten, dass ich in diese Spirale nicht einsteige.

Kritik und Widerspruch muss sein. Es sind fundamentale Bestandteile jedes Dialogs, jedes Austauschs. Das ist richtig. Das wichtig. Aber zwischen Gewalt und Kritik gibt es einen Unterschied. Nämlich ob ich vernichten will oder ob ich korrigieren will. Ob ich einen Feind habe den ich töten will oder einen Kontrahenten mit dem ich um den richtigen Weg ringe.

Ich schaue auf den Stern von Betlehem in dieser ausklingenden Weihnachtszeit. Ich schaue auf die Krippe. Auf den Gott der mir ohne Rüstung und ohne Waffe begegnet. Er ruft mich zum Frieden. Er ruft mich weg von der Gewalt. Für den Menschen, denen ich gegenüberstehe.
Und für mich selbst.

Bleiben Sie behütet und im Frieden

Ihr Pfarrer Martin Weber
Autor: red

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