Mi, 17:14 Uhr
04.12.2024
KAUM ZU GLAUBEN! ABER WOHL DOCH WAHR?
MDR und ZDF beenden die DVB-T2 HD-Ausstrahlung
Mit einiger Mühe hat nnz-Leser Jürgen Wiethoff wegen einiger Gerüchte, die seit dem Sommer in Fachkreisen umgehen, vorgestern den entsprechenden Artikel auf der mdr-Homepage gefunden. Und das macht ihn fassungslos...
Die betroffenen Sender teilen das ihrem Publikum noch nicht mit, jedenfalls nicht in den Ausstrahlungen vom Brocken und Inselsberg. Soll der Abschalttermin 15. Januar 2025 die Weihnachtsüberraschung des ÖRR werden? Die Begründung dafür ist zum großen Teil haarsträubend und teilweise dumm.
DVB-T2 HD wird in Mitteldeutschland durchschnittlich nur noch von drei Prozent der TV-Haushalte genutzt (Quelle: Video Trends 2023 – Chartreport). Wie hat die Quelle diese Zahl ermittelt? Die unterschiedlichen Antennen auf den Häusern gezählt? Dann ist der Fehler vorprogrammiert! DVB-T2 HD kann im Sendegebiet von Brocken und Inselsberg vielfach mit kleinen Antennen unter dem Dach oder im Zimmer empfangen werden. Das trifft auch für Camping und Empfang in der Hand zu. Ebenso nutzen Computerbesitzer, die mit LKW oder PKW unterwegs sind, einen entsprechenden Stick für den Empfang in der Fahrpause.
...HD-Verbreitung an diesen vier kostenintensiven und reichweitenschwachen Senderstandorten einzustellen. Dieser Satz kann nur von einem sehr bildungsfernen Verfasser kommen. Der Brocken ist komplett unbemannt und wird ferngesteuert. Er ist schon aus geografischen Gründen der reichweitenstärkste Senderstandort in Norddeutschland und versorgt dadurch auch große Gebiete der Flachland-Sender Wolfsburg, Braunschweig, Torfhaus, Hildesheim, Göttingen und ihrer jeweiligen Lückenfüllsender.
Ist der markige Spruch Wir sind EINS etwa nur eine Losung und praktisch muss noch immer an der ARD-Kleinstaaterei festgehalten werden? Der Brocken hat die modernsten Antennen für DVB-T2. Beim Inselsberg sind die Verhältnisse ähnlich. Beide Sender sind schon durch ihre geografische Lage nicht reichweitenschwach. Um das zu erkennen, braucht man keine höhere Schulbildung.
Wer die historische Seite betrachtet, weiß: Der zweite Fernsehsender Deutschlands war nach Berlin-Witzleben der Brocken. Von 1934 bis 1936 fanden hier Tests statt und 1936 erfolgten aus Anlass der olympischen Spiele Testsendungen. Sicher nicht wegen der Reichweitenschwäche des Standortes.
Wegen der Teilung Deutschlands suchten die Westsender Anfang der 1950er Jahre eine Alternative im Harz. Dazu wurde eine Vielzahl von Messgeräten in Niedersachsen und Nordhessen aufgestellt und ein Hubschrauber mit einem Sender ausgestattet, der den Westharz überflog. Als die Messgeräte zufriedenstellende Werte anzeigten, war der Standort Torfhaus und die erforderliche Höhe des Antennenmastes gefunden.
In den von der Abschaltung der vier Standorte betroffenen Regionen können die Programmangebote von ARD und ZDF alternativ über Satellit und Kabel empfangen werden. Des Weiteren ist ein Empfang über IPTV oder Streaming-Plattformen verschiedener Anbieter möglich. Es gibt gerade im ländlichen Bereich immer noch Wohnungen, für die keine SAT-Anlagen installiert werden können oder dürfen. Ein Kabelanschluss kostet zusätzlich zu den seit Jahren immer höher werdenden Gebühren Geld und wer ihn dann hat, hat auch die Möglichkeit, die privaten Anbieter zu nutzen. Wenn er dann daran Gefallen findet, ist wieder ein Zuschauer ggf. mit seiner Familie der ARD entflohen ohne freilich den Gebühren entfliehen zu können.
Eine Gartenlaube hat möglicherweise keinen, ein Wohnmobil nie IPTV oder Kabelanschluss. Abgesehen davon, ist DVB-T2 die einzige Möglichkeit, öffentlich-rechtliche Fernsehprogramme ohne Zusatzkosten zu empfangen und von der Bildqualität unübertroffen.
Bei Brocken und Inselsberg wäre es nützlich, wenn diese Standorte Sender im Flachland ersetzen würden oder um deren Strahlungsleistung auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren.
Um Energie zu sparen, müsste man endlich aufhören, DAB zu verteufeln. Die UKW-Sender, die mit 100 kW Strahlungsleistung ein einziges Rundfunkprogramm senden, sind lange überflüssig. 1994 begannen die DAB-Tests, damals noch ohne +. 600 Watt auf dem Brocken und an wenigen anderen exponierten Standorten mit etwa 6 Radioprogrammen überzeugten fachkundige Testteilnehmer z.B. von Blaupunkt und BMW von dieser Zukunft des Radios. Heute ist es so, dass die beiden bundesweit empfangbaren DAB+-Pakete weitestgehend die privaten Programmangebote enthalten. In Norwegen gibt es seit einigen Jahren, in der Schweiz seit einigen Wochen, kein UKW-Radioprogramm mehr.
Nach meinem Wissen wird kein Sender, auch kein reichweitenschwacher, in den schon etwas länger gebrauchten Bundesländern abgeschaltet. Es muss also angenommen werden, dass hier ein politischer Beschluss über technisches Wissen und jegliche Vernunft gestellt wurde. Sachsen-Anhalts Regierung hatte schon massiv gegen die letzten Gebührenerhöhungen protestiert, Thüringens Regierung hatte anfangs mitgemacht. Ein Schelm, der da denkt: Den zeigen wir jetzt mal, wo gespart werden kann. Hoffentlich ein Schuss, der nach hinten losgeht.
Jürgen Wiethoff
Autor: psgDie betroffenen Sender teilen das ihrem Publikum noch nicht mit, jedenfalls nicht in den Ausstrahlungen vom Brocken und Inselsberg. Soll der Abschalttermin 15. Januar 2025 die Weihnachtsüberraschung des ÖRR werden? Die Begründung dafür ist zum großen Teil haarsträubend und teilweise dumm.
DVB-T2 HD wird in Mitteldeutschland durchschnittlich nur noch von drei Prozent der TV-Haushalte genutzt (Quelle: Video Trends 2023 – Chartreport). Wie hat die Quelle diese Zahl ermittelt? Die unterschiedlichen Antennen auf den Häusern gezählt? Dann ist der Fehler vorprogrammiert! DVB-T2 HD kann im Sendegebiet von Brocken und Inselsberg vielfach mit kleinen Antennen unter dem Dach oder im Zimmer empfangen werden. Das trifft auch für Camping und Empfang in der Hand zu. Ebenso nutzen Computerbesitzer, die mit LKW oder PKW unterwegs sind, einen entsprechenden Stick für den Empfang in der Fahrpause.
...HD-Verbreitung an diesen vier kostenintensiven und reichweitenschwachen Senderstandorten einzustellen. Dieser Satz kann nur von einem sehr bildungsfernen Verfasser kommen. Der Brocken ist komplett unbemannt und wird ferngesteuert. Er ist schon aus geografischen Gründen der reichweitenstärkste Senderstandort in Norddeutschland und versorgt dadurch auch große Gebiete der Flachland-Sender Wolfsburg, Braunschweig, Torfhaus, Hildesheim, Göttingen und ihrer jeweiligen Lückenfüllsender.
Ist der markige Spruch Wir sind EINS etwa nur eine Losung und praktisch muss noch immer an der ARD-Kleinstaaterei festgehalten werden? Der Brocken hat die modernsten Antennen für DVB-T2. Beim Inselsberg sind die Verhältnisse ähnlich. Beide Sender sind schon durch ihre geografische Lage nicht reichweitenschwach. Um das zu erkennen, braucht man keine höhere Schulbildung.
Wer die historische Seite betrachtet, weiß: Der zweite Fernsehsender Deutschlands war nach Berlin-Witzleben der Brocken. Von 1934 bis 1936 fanden hier Tests statt und 1936 erfolgten aus Anlass der olympischen Spiele Testsendungen. Sicher nicht wegen der Reichweitenschwäche des Standortes.
Wegen der Teilung Deutschlands suchten die Westsender Anfang der 1950er Jahre eine Alternative im Harz. Dazu wurde eine Vielzahl von Messgeräten in Niedersachsen und Nordhessen aufgestellt und ein Hubschrauber mit einem Sender ausgestattet, der den Westharz überflog. Als die Messgeräte zufriedenstellende Werte anzeigten, war der Standort Torfhaus und die erforderliche Höhe des Antennenmastes gefunden.
In den von der Abschaltung der vier Standorte betroffenen Regionen können die Programmangebote von ARD und ZDF alternativ über Satellit und Kabel empfangen werden. Des Weiteren ist ein Empfang über IPTV oder Streaming-Plattformen verschiedener Anbieter möglich. Es gibt gerade im ländlichen Bereich immer noch Wohnungen, für die keine SAT-Anlagen installiert werden können oder dürfen. Ein Kabelanschluss kostet zusätzlich zu den seit Jahren immer höher werdenden Gebühren Geld und wer ihn dann hat, hat auch die Möglichkeit, die privaten Anbieter zu nutzen. Wenn er dann daran Gefallen findet, ist wieder ein Zuschauer ggf. mit seiner Familie der ARD entflohen ohne freilich den Gebühren entfliehen zu können.
Eine Gartenlaube hat möglicherweise keinen, ein Wohnmobil nie IPTV oder Kabelanschluss. Abgesehen davon, ist DVB-T2 die einzige Möglichkeit, öffentlich-rechtliche Fernsehprogramme ohne Zusatzkosten zu empfangen und von der Bildqualität unübertroffen.
Bei Brocken und Inselsberg wäre es nützlich, wenn diese Standorte Sender im Flachland ersetzen würden oder um deren Strahlungsleistung auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren.
Um Energie zu sparen, müsste man endlich aufhören, DAB zu verteufeln. Die UKW-Sender, die mit 100 kW Strahlungsleistung ein einziges Rundfunkprogramm senden, sind lange überflüssig. 1994 begannen die DAB-Tests, damals noch ohne +. 600 Watt auf dem Brocken und an wenigen anderen exponierten Standorten mit etwa 6 Radioprogrammen überzeugten fachkundige Testteilnehmer z.B. von Blaupunkt und BMW von dieser Zukunft des Radios. Heute ist es so, dass die beiden bundesweit empfangbaren DAB+-Pakete weitestgehend die privaten Programmangebote enthalten. In Norwegen gibt es seit einigen Jahren, in der Schweiz seit einigen Wochen, kein UKW-Radioprogramm mehr.
Nach meinem Wissen wird kein Sender, auch kein reichweitenschwacher, in den schon etwas länger gebrauchten Bundesländern abgeschaltet. Es muss also angenommen werden, dass hier ein politischer Beschluss über technisches Wissen und jegliche Vernunft gestellt wurde. Sachsen-Anhalts Regierung hatte schon massiv gegen die letzten Gebührenerhöhungen protestiert, Thüringens Regierung hatte anfangs mitgemacht. Ein Schelm, der da denkt: Den zeigen wir jetzt mal, wo gespart werden kann. Hoffentlich ein Schuss, der nach hinten losgeht.
Jürgen Wiethoff
Anmerkung der Redaktion:
Die im Forum dargestellten Äußerungen und Meinungen sind nicht unbedingt mit denen der Redaktion identisch. Für den Inhalt ist der Verfasser verantwortlich. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.
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