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So, 10:09 Uhr
06.07.2008

nnz/kn-Forum: Rosen und Krieg

Ein seltsames Gefühl bemächtigte sich meiner, als ich am Samstag in nnz und kn den Bericht las und die Bilder sah („Das war bewegend“) - 50 Soldatinnen und Soldaten aus der Kaserne in Sondershausen rücken nach Afghanistan aus. So beginnt ein Leserbrief in unserem Forum...


Auch ich wünsche unseren Frauen und Männern vor allem Glück bei ihrem Dienst in der Ferne. Mögen sie alle heil an Körper und Seele wiederkommen. Nicht nur verschont von eigenen Verletzungen oder der Erfahrung des Todes von Kameraden. Auch ohne die Last auf ihren Gewissen, anderen Menschen Leid zugefügt zu haben.

Man mag über das deutsche Afghanistan-Engagement denken, was man will. Ich selbst bin ein erklärter Gegner. Denn mir fehlt der Glaube, dass militärische Präsens, auch wenn sie ein friedensicherndes Mandat hat, Konflikte einzudämmen vermag, von denen wir so gut wie nichts wissen. Die deutsche Intervention ist ein Abenteuer mit verdammt hohem Preis. Ich habe als Student mit Afghanen gemeinsam gewohnt und gelernt.

Das war in den Jahren der sowjetischen Okkupation des Landes. Stolz stellte ich fest, dass wir Deutschen seit Kaisers Zeiten in hohem Ansehen bei den Einheimischen stehen. Aber, wenn wir jetzt weiter machen, könnten wir das ganz schnell verspielen – zulasten der afghanischen Völker, unserer Soldaten und eines dauerhaften Friedens in Mittelost.

Es ist sicher eine schöne Geste, dass die Mütter aus Berka jedem abrückenden Soldaten eine Rose gaben. Aber gerade das stimmt mich sehr nachdenklich. Nicht, weil die jungen Männer und Frauen umjubelt in einen Eroberungskrieg wie 1914 ziehen würden. Das zu behaupten wäre schlichtweg linkspopulistische Propaganda, die am wahren Ernst der Sache vorbeigeht. Dennoch scheinen schon wieder Zeiten angebrochen, da Soldaten mit Blumen geschmückt ins Feld abrücken. Viele der Leser werden die Fotos vom August 1914 kennen. Blumen habe in der Kriegsgeschichte immer schon eine gewisse Rolle gespielt.

Als Blütenteppich, vor oder auf die siegreichen Truppen gestreut, als Trauerkränze an den Gedenkstätten für die überaus heroisch Gefallenen niedergelegt (Als ob es sich nicht um das beschissene Krepieren von sehr jungen Menschen gehandelt hätte!), als stilles Vergissmeinnichtsträußchen des Mädchens, das allein und im Ungewissen daheim blieb, an den Waffenrock des Liebsten geheftet. Das 20. Jahrhundert, welches die Historiker mittlerweile zeitlich von 1914 bis 1989 einordnen, begann mit Blumen in den Gewehrläufen der zum Weltkrieg aufmarschierenden europäischen Armeen.

Den Anfang vom Ende dieses Jahrhundert begleiteten wiederum Blumen in Gewehren: Rote Nelken, das Symbol inniger Liebe, steckten die Frauen den aufständischen portugiesischen Soldaten im April 1974 in die Läufe, und die Diktatur wurde gestürzt. Wie’s schein, hält das 21. Jahrhundert an seinem Beginn gelbe Rosen für die deutschen Soldaten bereit. Die gelbe Rose, die wir auf einem der Fotos der nnz sehen, gilt gewöhnlich als Symbol des Zweifels. Sicherlich ein ungewolltes Zeichen. Aber es dürfte passen!
Klaus-Uwe Koch, ein Liberaler aus Nordhausen
Autor: nnz

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