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So, 07:00 Uhr
20.07.2008

Kaliwerk “Thüringen“ Heygendorf

In unserer Reihe Kaliwerke der Region setzen wir fort mit dem Kaliwerk “Thüringen“ Heygendorf, einer Region in der viele Leute jetzt nicht mehr an Kali denken...

Zur Geografie

Das Kaliwerk „Thüringen“ in Heygendorf lag in NO des Landes Thüringen, im heutigen Kyffhäuserkreis. Die nächst größere Städte sind im Norden Sangerhausen, im Osten Querfurt und im Westen Artern. Bedeutend ist dabei die Nähe des stillgelegten Kaliwerkes in Roßleben und des Kupferschieferbergwerkes in Niederröblingen. Im Westen in einer Entfernung von zirka 30 km befindet sich das Kyffhäusergebirge. In südöstlicher Richtung befindet sich in zirka 15 km Entfernung der Bottendorfer Höhenzug. In diesem Bereich wurde von 1700 bis 1780 Kupferschiefer abgebaut. Es gab 81 Schächte. Heute ist auf dem Gelände des ehemaligen Kaliwerkes das Werkheim „Am HÜGEL“ , in dem Seelenpflege-bedürftige Erwachsene in den Verwaltungsgebäuden des damaligen Kaliwerkes untergebracht sind. Eingetragen war das Kaliwerk im Messtischblatt Ziegelroda Nr. 4634.

Die geschichtliche Entwicklung des Kaliwerkes
Die Gründung der Gewerkschaft Thüringen erfolgte laut Urkunde vom 22. Februar 1905 durch Verleihung eines Grubenfeldes von etwa 22 preußischen Normalfeldern (ein preußisches Normalfeld entsprach 2.189.000 m²) durch das Großherzoglich Weimarische Staatsministerium, Departement der Finanzen, zu Weimar, auf Grund des Bohrvertrages mit dem vorgenannten Ministerium vom 10./14. Januar 1903 zur Gewinnung von Salzen aller Art in den Fluren Winkel, Landgrafroda, Heygendorf, Schaafsdorf, Mönchpfiffel und Allstedt der Enklave Allstedt. Diese Gründung wurde von einem Frankfurter Bankenkonsortium, unter Führung der Metallurgischen Gesellschaft in Frankfurt a. M. vollzogen. Die Gewerkschaft gehörte zu dem Konzern Consolidirten Alkaliwerken Westerengeln.
Als im Laufe des Jahres 1905 von dritter Seite ein Antrag bei dem obengenannten Staatsministerium auf Abschluss eines Bohr- und Verleihungsvertrages auf Salze für das von dem Grubenfeld Thüringen noch nicht gedeckte Gebiet der Enklave Allstedt einlief, machte die Gewerkschaft von dem ihr zustehenden Recht, ihr Grubenfeld durch Nachmutung zu strecken, Gebrauch. Mit Nachtrag vom 30. Oktober 1905 wurde ihr zu der obenerwähnten Verleihungsurkunde noch ein Feld von 16 893 Maßeinheiten = etwa 30,7 preußischen Normalfeldern in dem bisher nicht gedeckten Gebiet der Enklave Allstedt verliehen. Die Gewerkschaft Thüringen besaß damit ein Grubenfeld von 27 908 Maßeinheiten entsprechend einer Größe von etwa 50,7 preußischen Normalfeldern; sie halte sich in den vorgenannten Vertragen indessen das Recht vorbehalten, bis zum 30. September 1908 auf das nachgemutete Feld oder auf Teile desselben zu verzichten, sofern sie durch eine von ihr in dem nachgemuteten Feld gestoßene Tiefbohrung den Nachweis erbringen sollte, dass das Gebiet, auf welches sie verzichten wollte, ein abbauwürdiges Kalilager nicht enthielt.
Von diesem Recht machte die Gewerkschaft nach Niederbringung der in ihrem nördlichen Feldesteile angesetzten Tiefbohrung bei Winkel im Jahre 1909 Gebrauch. Der Gewerkschaft Thüringen ist damit, abgesehen von einem Reservefeld, ein Grubenfeld von 4795 Maßeinheiten — etwa 8,7 preußischen Normalfeldern verblieben.
Des weiteren wurde vom Oberbergamt Halle infolge eingebrachter Mutung der Gewerkschaft noch 6.566.995 m² unter dem Namen „Thüringen IV bis VI“ in der Gemarkung Saubach, Bibra, Steinbach, Kalbitz, Wellroda und Pleismar im Kreis Eckartsberga des Regierungsbezirkes Merseburg zur Gewinnung von Steinsalz und sogenannten beibrechenden Salzen verliehen. Diese Grubenfelder liegen SW der Eisenbahnlinie Naumburg – Artern und grenzen im Norden an die Gewerkschaft Rossleben und Lossa und stehen somit mit den Gebieten in der Enklave Allstedt nicht im Zusammenhang.
Die Anzahl der Kuxe betrug 1000. Davon besaß der Westeregelner Konzern 900.

Die Stilllegung des Kaliwerkes

Seit September 1921 ruhte die Förderung. Für die Belegschaft, die im Jahr 1919 noch eine Stärke von 456 Mann hatte, war jetzt das Aus gekommen. Für das Kaliwerk wurde entsprechend des § 83 des Kaliwirtschaftsgesetzes vom 19.7 1919 eine Stilllegung bis zum Jahr 1953 beantragt. Daraufhin wurden die sogenannten Beteiligungsziffern verändert. Zum Teil wurde die Quote an andere Kaliwerke verkauft. Zu dieser Zeit wurde der Grubenvorstand von Georg Ebeling geleitet, der auch gleichzeitig für Rossleben zuständig war. Das war damit zu begründen, dass beide Kaliwerke zum Konzern in Westeregeln gehörten.
Im Jahre 1922 wurde die entgültige Stilllegung beschlossen. Bis zum Jahre 1928 wurden die über Tage Anlagen bis auf das Fabrikgebäude abgebaut und verkauft.
Die letzte ordentliche Gewerkenversammlung fand am 23.5.1928 statt.

Die Sicherung der Lagerstätte gegen Eindringen von Wasser über die Schachtröhre, wie sie deren ordnungsgemäße Verfüllung oder Abschluss durch einen Pfropfen dargestellt hätten, wurde nicht durchgeführt. Der Schacht I wurde an der Tagesoberfläche durch eine Schachtabdeckung „System Orlas“ gesichert. Das System ist durch eine Betondecke mit Lotrohr ebenerdig abgeschlossen. Dies ist gegen Überfahrungen durch Eisenträger geschützt.
Heute erinnert nur noch die von Weiten zu sehende Ruine des Fabrikgebäudes an das Kaligeschehen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Heygendorf .


Hans-Jürgen Schmidt


Bildtexte:

Bild 1: Fahne des gegründeten Bergmannvereins 1905. Die Fahne befindet sich in Privatbesitz.


Bild 2: Die Lage des ehemaligen Kaliwerkes in Heygendorf

Bild 3: Fahne des Bergmannvereins von 1906. Die Fahne befindet sich in Privatbesitz.

Bild 4: Die Teufmannschaft vom Schacht „Thüringen II“


Bild 5: Auf der Westseite der Ruine des Fabrikgebäudes kann man noch heute die Bauzeit ersehen.


Bild 6.: Teile der Belegschaft des Kaliwerkes von 1905 beim Aufbau des Werkes.

Bild 7: Das Kaliwerk von Südosten betrachtet.

Bild 8: Das Kaliwerk von Osten aus betrachtet.

Bild 9: Das Kaliwerk mit Seilbahn und den Gleisanlagen der Verladeeinrichtung.

Bild 10: Das Kaliwerk von Süden aus betrachtet.

Bild 11: Ruine des Fabrikgebäudes des ehemaligen Kaliwerkes Heygendorf aus der Nähe betrachtet.


Bild 12: Schachtabdeckung von Schacht I

Fotos: Archiv Stephan Göbel, Heygendorf und Hans-Jürgen Schmidt
Kaliwerk Heygendorf (Foto: Archiv Stephan Göbel Heygendorf, Hans-Jürgen Schmidt Sondershausen)
Kaliwerk Heygendorf (Foto: Archiv Stephan Göbel Heygendorf, Hans-Jürgen Schmidt Sondershausen)
Kaliwerk Heygendorf (Foto: Archiv Stephan Göbel Heygendorf, Hans-Jürgen Schmidt Sondershausen)
Kaliwerk Heygendorf (Foto: Archiv Stephan Göbel Heygendorf, Hans-Jürgen Schmidt Sondershausen)
Kaliwerk Heygendorf (Foto: Archiv Stephan Göbel Heygendorf, Hans-Jürgen Schmidt Sondershausen)
Kaliwerk Heygendorf (Foto: Archiv Stephan Göbel Heygendorf, Hans-Jürgen Schmidt Sondershausen)
Kaliwerk Heygendorf (Foto: Archiv Stephan Göbel Heygendorf, Hans-Jürgen Schmidt Sondershausen)
Kaliwerk Heygendorf (Foto: Archiv Stephan Göbel Heygendorf, Hans-Jürgen Schmidt Sondershausen)
Kaliwerk Heygendorf (Foto: Archiv Stephan Göbel Heygendorf, Hans-Jürgen Schmidt Sondershausen)
Kaliwerk Heygendorf (Foto: Archiv Stephan Göbel Heygendorf, Hans-Jürgen Schmidt Sondershausen)
Kaliwerk Heygendorf (Foto: Archiv Stephan Göbel Heygendorf, Hans-Jürgen Schmidt Sondershausen)
Autor: khh

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