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Alkohol in der Schwangerschaft?

Dienstag, 03. April 2012, 11:09 Uhr
Sie sind lieb, sie sind süß, aber auch distanzlos, zerstörerisch, aggressiv, nicht zu bändigen, locken in uns Mutterinstinkte hervor… und treiben uns manchmal an den Rand der Verzweiflung“. Was soll bloß aus ihnen werden, werden sie jemals erwachsen, d.h. können wir sie allein leben lassen...? Ein Gastbeitrag von Dr. Heike Hoff-Emden...


Diese Fragen werden mir immer wieder von hoch engagierten Adoptiv- oder Pflegeeltern nach einer langen Odyssee durch das Gesundheitssystem gestellt. Fetale Alkoholspektrumsstörungen (FASD) zählen zu den häufigsten angeborenen Behinderungen in Deutschland.

Es werden etwa 4.000 Kinder jährlich mit diesem Syndrom in Deutschland geboren, aufgrund vieler nichtdiagnostizierter Fälle und ausgehend von internationalen Studien wird eine tatsächliche Anzahl von 10.000 FASD-Betroffenen pro Jahrgang vermutet. FASD sind eine vermeidbare Behinderung, denn sie wird ausschließlich durch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft verursacht.

Acht von zehn Kindern mit angeborenen alkoholbedingten Schädigungen sind lebenslang auf Betreuung angewiesen. Amerikanische Studien geben die Kosten für jedes betroffene Kind mit 2 Millionen US-Dollar an.

Das Syndrom ist durch Wachstumsstörungen, Gesichtsauffälligkeiten und häufig auch nur durch Verhaltensauffälligkeiten und Lernstörungen und damit auch „unsichtbaren Symptomen“ gekennzeichnet, was häufig zu Unverständnis und Ausgrenzung führt.

Ich erhalte im KMG Rehazentrum in Sülzhayn täglich Anfragen von Pflege- und Adoptiveltern, die ihren Rat suchen, denn in Deutschland gibt es außer in Sülzhayn nur noch zwei weitere Zentren in Berlin und Münster. So hoffen die Ratsuchenden, dass im KMG Rehazentrum sich die erste Rehabilitationsklinik etabliert, die sich um diese Kinder kümmert. Letztlich gilt auch für FASD: Je früher die Diagnose erstellt wird, desto größer sind die Chancen für die Betroffenen.

Frau Dr. Hoff-Emden ist Chefärztin der KMG Rehabilitationszentrum Sülzhayn GmbH und Mitglied einer von der Bundesdrogenbeauftragten berufenen Expertenkommission zur Erarbeitung von Leitlinien zur Diagnostik des Fetalen Alkoholsyndroms.
Autor: nnz

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