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Glückliche Fledermäuse an der Numburg

Freitag, 10. November 2017, 00:06 Uhr
Positives Fazit nach Quartierüberprüfung. Dazu diese Meldung der Christoph Große Stiftung FLEDERMAUS...

Kranke Fledermäuse am Stausee Kelbra? Nachdem unlängst eine Nachricht von gesichteten Tieren in schlechtem Zustand im „Einflugsgebiet“ der Naturschutzstation Numburg im Kyffhäuser die Runde machte, startete Quartierbetreuer Wolfgang Sauerbier eine groß angelegte Kontrollaktion. Und siehe da: Entwarnung! Seinen Schützlingen geht es blendend.

Glückliche Fledermäuse an der Numburg (Foto: Wolfgang Sauerbier) Glückliche Fledermäuse an der Numburg (Foto: Wolfgang Sauerbier)

Beim Fledermausnetzfang – einer üblichen Kontrollmaßnahme – im Juli 2017 waren nach Angaben von Fledermausschützern aus Sachsen-Anhalt im Nordostbereich des Helmestausees bei Kelbra Fledermäuse mit Parasitenbefall und Fellausfällen gefangen worden. Dass diese Tiere aus dem Fledermausquartier an der nahen Numburg kommen könnten, war zwar nicht sehr wahrscheinlich – doch Wolfgang Sauerbier wollte es genau wissen.

Als Mitglied der „Interessengemeinschaft Fledermausschutz und -forschung Thüringen e. V.“ (IFT) und verantwortlicher Betreuer der Fledermäuse der Numburg kontrolliert und beobachtet er das dortige Fledermausvorkommen seit mehr als 20 Jahren regelmäßig.

Um den Dingen auf den Grund zu gehen, machte sich Sauerbier gemeinsam mit der Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde im Kyffhäuserkreis Katja Schappmann, der Vorsitzenden des Numburgvereins Helga Bauersfeld sowie Lars Ludwig – Vorstandsmitglied im Förderverein der Numburg – daran, das Quartier im Dachboden des Haupthauses zu begutachten und zu reinigen. Dazu wurden der Boden geöffnet, Dachziegel angehoben und der gesamte Fledermauskot von zwei Jahren aufgenommen. Dabei fand man nur wenige tote Tiere, die eines natürlichen Todes gestorben waren. Kranke Fledermäuse waren nicht sichtbar. Dafür ergaben alle Beobachtungen und ein Blick in die Aufzeichnungen, dass in diesem Jahr bis zu 1200 Fledermäuse, einschließlich deren Nachkommen das Stationsgelände besiedeln. Ein phantastischer Erfolg.

Zur Bedeutung der Numburg

Im Dachboden und in der Fassadenholzverschalung der Numburg befindet sich seit mehreren Jahren eine Wochenstube (Kinderstube) der Rauhautfledermaus mit mehr als 400 Tieren. Von dieser Fledermausart sind in Thüringen überhaupt nur zwei Wochenstuben.

Glückliche Fledermäuse an der Numburg (Foto: Wolfgang Sauerbier) Glückliche Fledermäuse an der Numburg (Foto: Wolfgang Sauerbier)

Zudem findet man hier die Kleine Hufeisennase. Sie ist der große Schatz im Kyffhäuser, denn diese mediterrane Fledermausart gilt in zwölf Bundesländern als ausgestorben. Thüringen beherbergt jedoch fast 60 Prozent ihres Gesamtvorkommens. Im Artenschutzhaus der Naturschutzstation Numburg hatte sich 2001 neben den Rauhautfledermäusen eine kleine Wochenstube der Hufeisennasen gebildet, die inzwischen auf mehr als 100 Tiere angewachsen ist.

Die Gipskarsthöhlen im Einzugsbereich der Numburg sind ideale Fledermauswinterquartiere und seit 1997 konnten sogar reproduzierende Kleine Hufeisennasengesellschaften sowie 4 Wochenstuben nachgewiesen werden. Dies ist in Deutschland einmalig.

Der Dachboden beherbergt weiterhin ein Sommerquartier des Abendseglers mit mehr als 150 Tieren und in den sommerlichen Abendstunden sind Ausflüge von Breitflügelfledermaus, Mopsfledermaus, Wasserfledermaus und Mückenfledermaus zu beobachten. Diese Vielfalt macht die Numburg ein wahres Fledermausparadies.

Zudem ist die Station ein wichtiger Forschungspunkt in einer länderübergreifenden Genetik-Studie der Kleinen Hufeisennase der Universität Greifswald mit Unterstützung der Stiftung FLEDERMAUS und der IFT. Im Rahmen eines genehmigten EU-Förderprojektes sind Maßnahmen zur Erweiterung und qualitativen Verbesserung der Fledermausquartiere im Bereich der Naturschutzstation Numburg vorgesehen – und erste Anstrengungen sind bereits im Gange.
Autor: khh

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