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Schuljahresauftakt:

Unterrichtsausfall droht weiterhin

Donnerstag, 09. August 2018, 13:35 Uhr
Trotz erstmals und mit Erfolg durchgeführter Stellenbörsen, trotz jederzeit möglicher Einstellungen, trotz einer Rekordanzahl an Ersatz- und Neueinstellungen von Lehrer*innen gelingt es dem Bildungsministerium erneut nicht, den drohenden Unterrichtsausfall systematisch in den Griff zu bekommen. Dazu Kathrin Vitzthum, Landesvorsitzende der GEW Thüringen...


„Die Unterrichtsgarantie ist an vielen Schulen und in einigen Fächern leider weiterhin nur ein uneingelöstes Versprechen.“

Wie Bildungsminister Helmut Holter heute auf der Pressekonferenz erläuterte, gibt es für 70 unbefristete Stellen derzeit noch keine geeigneten Bewerbungen. Dazu noch einmal Kathrin Vitzthum: „Das zeigt offenbar, dass der Thüringer Schuldienst für viele nicht attraktiv genug ist. Die schlechtere Bezahlung von Grund- und Regelschullehrern spricht sich leider herum.“

Es gibt einen geringen Aufwuchs bei den Lehrer*innenstellen, der die bis Ende 2017 gerissenen personellen Lücken nicht annähernd ersetzt. Damit wird vielen Schulen die Möglichkeit genommen, den Unterricht so abzudecken, wie er nach den vom Bildungsministerium vorgegebenen Stundentafeln notwendig wäre. Es kommt somit zu geplanten Stundenausfällen, getarnt als Kürzungen der Stundentafeln, zu Klassenzusammenlegungen und zu höheren Klassenstärken.

Ein Aufwuchs wäre aus einem zweiten Grund ebenso dringend notwendig: Die Schüler*innenzahlen steigen in diesem Schuljahr gegenüber dem vorherigen um ca. 2.300. Das hieße, rund 100 Lehrer*innen zusätzlich einzustellen, um die Lehrer-Schüler-Relation stabil zu halten. In der Praxis wird seit 2018 jede*r abgehende Lehrer*in aber nur 1:1 nachbesetzt. Dazu noch einmal Kathrin Vitzthum: „Auch wenn diese Landesregierung deutlich mehr macht als ihre Vorgänger, halten wir es weiterhin für einen groben Fehler, das Personal an der Abgangszahl der Lehrerinnen und Lehrer auszurichten und nicht an der realen Schülerzahl.“

Der allergrößte Teil der befristeten Arbeitsverhältnisse wurden in unbefristete umgewandelt. Das begrüßt die GEW Thüringen ausdrücklich. Gleichzeitig bedeutet das aber, dass die Anzahl der neu als Lehrer hinzukommenden Personen sich um diese Anzahl reduziert.

Ein hausgemachtes Problem ist das im Vergleich zu anderen Bundesländern zu komplizierte und zu langwierige Einstellungsverfahren. Das führt letztlich dazu, dass beim Abspringen einer infrage kommenden Bewerberin / eines Bewerbers das ganze Verfahren von vorn gestartet werden muss. Der Zeitverlust ist immens.

Im Hortbereich gibt es massive Probleme, vor allem aufgrund der prekären Bedingungen mit Teilzeitquoten bei den Neueinstellungen von 60 Prozent und damit entsprechenden Gehältern. Das ist hoch unattraktiv und führt zum einen zu einer hohen Fluktuation bei den Erzieher*innen und zum anderen zu einem massiven Bewerber*innenmangel. In vielen Horten kann keine Rücksicht mehr auf besondere Schulkonzepte gelegt werden, es geht nur noch um die Grundabsicherung bzw. Kinderbeaufsichtigung.
Autor: nnz

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