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Aus dem Vereinsleben

Zeit – Reise im WB 4

Donnerstag, 04. Oktober 2018, 00:49 Uhr
Wir machen eine Reise durch und mit der Zeit, sagte Thomas Leipold. Das klingt erst einmal komplex, aber ich löse das gleich auf. So beginnt dieser Bericht, der kn erreichte...

Zeit – Reise im WB 4 (Foto: Thomas Leipold) Zeit – Reise im WB 4 (Foto: Thomas Leipold)

Auch dieses Mal begrüßte die Ortsgruppenvorsitzende vom WB 4 der VS in Sondershausen Christa Groß die Mitglieder auf dem Busbahnhof. Thomas Leipold stellte dann die Fahrt mit den geplanten Erlebnissen noch einmal detaillierter vor, bevor es über die Autobahn in Richtung Bad Grund ging.

Diese Fahrt fand wieder unter unseren Mitgliedern regen Zuspruch. Unsere älteste Mitreisende war dieses Mal eine 86jährige Dame. Apropos Regen, ja, dieses Mal war uns der Wettergott nicht ganz so hold, denn der Regen ging doch recht reichlich hernieder. Die Natur und auch wir brauchen ja auch das Wasser.

In Bad Grund wollen wir heute das von der Familie Berger privat geführte Uhrenmuseum besuchen. Das Museum wurde vom Vater Erwin Berger einst Anfang der Achtziger Jahre gegründet und ins Leben gerufen. Auch die Geschichte bis dahin ist spannend und geht doch besondere Wege. Vater Erwin Berger, geb. 1934, war eigentlich Kraftfahrer und entwickelte eine Leidenschaft zum Reparieren und Sammeln von Uhren. Dessen Großvater, ebenfalls kein gelernter Uhrmacher, reparierte bereits Uhren und das hat den kleinen Erwin offenbar damals schon interessiert und als Leidenschaft angesteckt.

Ich selbst war selbst Anfang der Neunziger Jahre bereits dort im Uhrenmuseum zu Besuch und erlebte dort die Leidenschaft und das Herzblut, welches der Vater Erwin Berger (damals bereits mit 70 Jahren) mit den Uhren verband. Sehr leidenschaftlich und emotional berichtete er mir damals auch wie er teils in Blitzaktionen unter anderem Turmuhren vor der Verschrottung/Verlust rettete und in dieser Sammlung erhalten und zeigen konnte.

Man muss ja mit Hochachtung bedenken und anerkennen, dass es sich oft um handwerkliche Meister- und Einzelstücke handelt. Sind diese Kostbarkeiten einmal verloren bedeutet das auch für immer verloren – und dies galt es zu verhindern und solche quasi einmaligen Schätze der Nachwelt zu erhalten und zu zeigen.
Heute führt der Sohn Torge Berger das Erbe und Museum weiter. Als Uhrmachermeister restauriert und repariert er auch in seiner Schauwerkstatt auch Ihre besonderen Schätzchen und Uhren.

Die Stadt Bad Grund als Träger und unterstützt das Uhrenmuseum durch die Zurverfügungstellung der Gebäude. Eine gute Sache und sicher auch im Neudeutschen Sprachgebrauch eine Win-win Situation für beide Seiten und ein besonderes Highlight.
Seine Schwester Stefanie Berger betreibt das Cafe Antique, einst auch mit im Museumsbau untergebracht, befindet es sich heute ca. 400 Meter entfernt im Ortskern von Bad Grund und ist dort genauso liebevoll eingerichtet und weitergeführt.

Im Museum erleben wir eine Führung mit Vorstellung und Vorführung von etlichen Besonderheiten und Kuriositäten. Herr Torge Berge, Uhrmachermeister, führt uns mit beeindruckenden Erklärungen und natürlich auch anschaulichen Vorführungen verschiedener Uhren-Exponate im wahrsten Sinne durch die Zeit. Natürlich konnten wir heute nur eine Auswahl der über 1600 Exponate anschauen.

Sehr beeindruckt waren wir auch von einer Flötenspieluhr mit einem Walzenwerk, auf welchem 8 Melodien gespeichert sind und mit entsprechender Vorwahl auch abgespielt werden können.

Flötenspiele

Die von mir nicht ganz ernst gemeinte Frage nach dem Wechsel Sommerzeit und Winterzeit bei den Exponaten beantwortete Herr Berger sehr diplomatisch und demonstrierte das auch an einem Exponat aus einem Kloster. Dieses Uhrwerk besitzt keine Zeiger und Zifferblatt und nur einen Stundenschlag. Die Mönche und Nonnen richteten sich damals auch bereits nach dem Sonnen- und Tagesverlauf. Und so wurde der Zeitpunkt für z. B. das Morgengebet nicht zwingend nach der Uhr bestimmt, sondern nach dem Lauf der Gestirne und dem Sonnenaufgang usw.

Zeit – Reise im WB 4 (Foto: Thomas Leipold) Zeit – Reise im WB 4 (Foto: Thomas Leipold)

Er befürwortet im Übrigen auch eine einheitliche ganzjährige Zeit-Regelung. Dieses sie für Mensch und auch die Tiere das Vernünftigste.
Na klar, bringen Sie mal einer Milch-Kuh bei, dass ab nächster Woche wieder Winterzeit sei und sie eigentlich eine Stunde (nach Menschenzeit) später gemolken werden müsste. Da möchte ich nicht in der Haut der Milchkuh stecken und diese einstündige Zeitverschiebung aushalten müssen.

Oder stellen Sie sich vor, Sie müssten dringend ein kleines Geschäft verrichten und sollten dies um eine Stunde noch rauszögern – wie würden Sie sich denn da fühlen?
Was wir bisher nicht wussten und worüber wir auch staunten, dass es auch alte Uhren gibt, die komplett aus Holz gefertigt wurden. Ein solches Exemplar stamme aus den 1430er Jahren. Holz hat aber den Nachteil, dass es empfindlich ist gegenüber Luftfeuchte und Witterung und deren Änderungen, es dehnt sich Holz aus oder zieht sich zusammen.

Nun hatten wir (leider nur noch zeitlich begrenzte) Gelegenheit uns im Uhrenmuseum eigenständig umzusehen. Neben den Räder- und Taschenuhren und weiteren thematischen Sammlungen fand natürlich auch die besondere Sammlung von Turmuhren unser besonderes Interesse. Na klar, wo und wann hat man schon so eine Gelegenheit diese großen mechanischen Uhrensysteme ganz nah zu bewundern und teils auch in Aktion zu erleben?! Auch hier wieder interessant, mit welcher Präzision und Genauigkeit Lager, Wellen, Zahnräder, Gewichte und mehr gefertigt wurden um eine gute Gang-Genauigkeit zu sichern.

Zeit – Reise im WB 4 (Foto: Thomas Leipold) Zeit – Reise im WB 4 (Foto: Thomas Leipold)

An einem Exponat fiel uns besonders auf, dass man auch an einer solchen großen Turmuhr für den Schlag bzw. das Geläut die Zeit quasi verschieben konnte. Achten Sie einmal genau auf das eine Zahnrad im Vordergrund. Hier gibt es mehrere Bohrungen um die dort aufgeschraubten Mitnehmer zeitlich zu versetzen und somit den Schlag/Geläut dann auszulösen.

Zeit – Reise im WB 4 (Foto: Thomas Leipold) Zeit – Reise im WB 4 (Foto: Thomas Leipold)

Eigentlich besagt ein Sprichwort: „Dem Glücklichen schlägt keine Stunde!“ das konnten wir hier auch teils erlebbar gezeigt bekommen und um mit den Erkenntnissen von Albert Einstein fortzusetzen so zeigt sich hier auch, dass Zeit relativ ist. Unser Zeit-Fond hier war leider relativ schnell verbraucht, geht aber eben auch nicht anders bei einer Tagesausflugsfahrt.
Eigentlich könnte ich hier noch viel erzählen und über manches Detail berichten und auch schwärmen, doch ich möchte es bei diesen Infos belassen und Sie statt dessen neugierig machen. Also besuchen sie dieses besondere Uhrenmuseum doch selbst und lassen sich durch die „Zeit“ führen und sehen und staunen Sie selbst.

Im Cafe Antique, geführt von Frau Stefanie Berger und nur etwa 400 Meter vom Museum in Zentrum von Bad Grund gelegen hatte T. Leipold dann die Kaffeetafel vorbestellt. Verschiedene hausgemachte Torten und natürlich ein schönes heißes Käffchen erwarteten uns hier. Ich habe auch dieses Mal (wie damals auch schon) auf dem schönen alten Sofa mit Federkernbespannung Platz genommen und mich wieder sehr wohl gefühlt. Der hausgebackene Kuchen – ein Genuss. Wenn man bloß nicht auf die Kalorien achten müsste und bereits nach dem ersten Stück Torte „eigentlich“ bereits satt wäre, würde man gerne noch ein Stück genießen.

Zeit – Reise im WB 4 (Foto: Thomas Leipold) Zeit – Reise im WB 4 (Foto: Thomas Leipold)

Ein schönes und besonderes Ergebnis dieser Tagesfahrt haben wir bereits heute hautnah mitbekommen. Eine mitreisende Familie plant bereits für das nächste Frühjahr einen längeren Aufenthalt hier in Bad Grund in einem Hotel um dann mehr Zeit für dieses Museum und andere Sehenswürdigkeiten in und um die Stadt zu haben. Der Herr P. sagte mir, dass sie sogar von Zuhause abgeholt und wieder gebracht würden, da die Senioren selbst kein Fahrzeug führen. Ist das nicht ein guter Service am Kunden und Gast?

Kinder wie die Zeit vergeht! Das muss man dieses Mal auch in direktem Sinne dieser besonderen Tagesfahrt bemerken und so fuhren wir wieder mit dem großen 51-Bus von Funktaxi Grambs sicher nach Hause zurück.

Text und Fotos:
Thomas Leipold
Ortsgruppe WB 4 der VS in Sondershausen
Autor: khh

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