kyffhaeuser-nachrichten.de
nnz-doku:

Offener Brief von Joachim Heise

Montag, 15. Oktober 2018, 22:07 Uhr
Hubertus Knabe ist nicht mehr Direktor der Gedennkstätte Berlin-Hohnschönhausen. Das hat Joachim Heise aus Nordhausen veranlasst, einen Offenen Brief an den Stiftungsrat der Gedenkstätte zu schreiben...

Dr. Klaus Lederer
Vorsitzender des Stiftungsrates der
Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
Senator für Kultur und Europa
Brunnenstraße 188-190
10119 Berlin

15. Oktober 2018

Offener Brief

Ich protestiere als ein vom SED-Unrecht Betroffener entschieden gegen die Freistellung und Entlassung des Direktors der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen Dr. Hubertus Knabe und fordere seine Wiedereinsetzung, er besitzt Charakter, Durchsetzungskraft und Kompetenz, was man nicht von allen Entscheidungsträgern sagen kann.
Nach Recherchen zur Entstehungsgeschichte dieses beispiellosen politischen Vabanquespiels deutet alles darauf hin, dass es sich um die Begleichung offener Rechnungen handelt und dazu auch willige Befürworter gefunden wurden:
  • laut „Tagesspiegel“ vom 26.09.2018 gab es Signale, dass Dr. Lederer und auch Kulturstaatsministerin Grütters Herrn Dr. Knabe gern loswerden wollten;
  • zur Inthronisierung von Kultursenator Dr. Lederer äußerte Dr. Knabe harsche Kritik: er könne schwerlich Verantwortung für die Aufarbeitung der SED-Diktatur tragen, da Lederers Partei immer noch ein positives Verhältnis zur DDR habe:
  • im Auftrag der Kulturverwaltung erstellte eine Anwältin nach Gesprächen mit den Beschwerde führenden Frauen ein Gutachten, das nicht nur Frauendorfer, sondern auch Dr. Knabe belasten sollte: Führungsversagen, aktives Wegschauen und dass sich weitere Betroffene gemeldet hätten (nach Tagesspiegel-Informationen);
  • durch seine die SED entlarvenden Veröffentlichungen, wie Honeckers Erben: Die Wahrheit über DIE LINKE war und ist Dr. Knabe vielen Genossen, vor allem SED- Altkadern, ein Dorn im Auge;
Die Vorwürfe gegen Dr. Knabe sind haltlos und erinnern, man will es kaum glauben, an die Richtlinie 1/76:
  • es gibt keine haltbaren Vorwürfe sexueller Belästigung gegen Dr. Knabe;
  • Dr. Knabe klärte im Raum stehende anonyme Belästigungsvorwürfe über die Staats- anwaltschaft, es fand sich kein hinreichender Tatverdacht;
  • Dr. Knabe unternahm umfassend Schritte, um die angezeigten Missstände abzustellen;
  • der Stiftungsrat beschloss die sofortige Freistellung und eine fristgemäße Kündigung, ohne Dr. Knabe zur Sache anzuhören – offensichtliche Ignoranz des Rechtsgrund- satzes „Audiatur et altera pars“;
  • Dr. Knabe wurde vom Vorsitzenden des Stiftungsrates nicht sofort über seine zur Kündigung führenden „Verfehlungen“ informiert;
  • die vom Beirat entsandten Vertreter in den Stiftungsrat stimmten dem Begehren des Stiftungsratsvorsitzenden, Entlassung von Dr. Knabe, nach Gutsherrenart zu, ohne sich mit dem Beirat abzustimmen;
  • (an den Haaren herbeigezogene Gründe gegen Dr. Knabe; eklatante Form- bzw. Verfahrensfehler im Kündigungsverfahren, siehe Protestnote vom 1. Oktober 2018 von Heidi Bohley, Freya Klier, Edda Schönherz und Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig; in der Sache wäre zu klären, ob die Mitglieder des Stiftungsrates für einen glaubhaften Neuanfang und dringend notwendigen Kulturwandel in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen überhaupt geeignet sind? - mir kommen Zweifel!!!)
  • mit dem Gebaren, den Instanzenweg nicht einhalten zu müssen, öffnet der Stiftungsrat, geführt von einem Politiker der Partei DIE LINKE, Tür und Tor für Denunziationen; das hatten wir schon einmal!
Den Initiatorinnen des Beschwerdebriefes kann der Vorwurf nicht erspart bleiben, dass sie für ihre berechtigte Beschwerde gegen Helmuth Frauendorfer den falschen Weg gewählt haben, den der Stiftungsrat dann für die Lösung eines „längst anhängigen Problems“ nutzte.

Das Anliegen der Beschwerde führenden Frauen muss im Interesse aller Frauen geklärt werden, dazu ist allerdings der Stiftungsrat die schlechtest mögliche Instanz.

Ich fordere, wie auch eine große Mehrheit der vom SED-Unrecht Betroffenen, ehrenamtlich in der politischen Bildung Tätigen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, die sofortige Wiedereinsetzung von Herrn Dr. Knabe als Direktor ohne wenn und aber!
Joachim Heise, Nordhausen
Anmerkung der Redaktion:
Die im Forum dargestellten Äußerungen und Meinungen sind nicht unbedingt mit denen der Redaktion identisch. Für den Inhalt ist der Verfasser verantwortlich. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.
Autor: red

Drucken ...
Alle Texte, Bilder und Grafiken dieser Web-Site unterliegen dem Urherberrechtsschutz.
© 2024 kyffhaeuser-nachrichten.de