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nnz-Rezension

Im Verborgenen

Mittwoch, 27. März 2019, 15:23 Uhr
Frank Baranowski beschäftigt sich mit der Rüstung und Kriegsvorbereitung im Verborgenen sowie mit Heeresmunitionsanstalten in stillgelegten Kaliwerken im Südharz und Werragebiet. Hans-Jürgen Grönke hat das Werk bereits gelesen...

Cover (Ausschnitt) (Foto: Verlag) Cover (Ausschnitt) (Foto: Verlag)
Wie hat es dazu kommen können? Dieser Frage geht der Autor Frank Baranowski unter anderen in seinem Buch nach. Der Autor, der sich seit vielen Jahren mit Rüstungsprojekten in Niedersachsen, Thüringen und hier besonders mit Projekten in Landkreis Nordhausen und dem Eichsfeld beschäftigt hat, untersucht im vorliegenden Buch speziell die Heeresmunitionsanstalten in Nordthüringen und dem Werra-Gebiet.

In dem vorliegenden Buch setzt er sich in drei Kapiteln mit der Geschichte der Munitionslagerräume auseinander. Im ersten Abschnitt geht der Verfasser auf die Umwandlung stillgelegter Kalischächte zu untertage liegenden Heeresmunitionsanstalten ein. Der Versailler Vertrag und die Notverordnung der Weimarer Republik von 1921, wonach keine neuen Schächte abgeteuft werden durften, bedeutete einen tiefen Einschnitt in die Geschichte des Bergbaus und mit dem umfassenden Konzentrationsprozess in der Kaliindustrie ging ein Sterben vieler Kalischächte einher.

So existierten 1932 nur noch 38 Schächte, die jetzt die freigewordene Förderquoten übernahmen und so ihre Produktion ausweiteten, während 66 Schachtanlagen auf Reserve gehalten wurden. Viele dieser stillgelegten Gruben und Werke wurden aber noch als Reserve oder zur Bewetterung, für Seilfahrten bzw. als Materialschächte für noch in Betrieb stehende Anlagen instand gehalten. Die dadurch entstehenden Kosten wälzten die Konzerne auf den Staat ab, und dieser seinerseits stellte die Schächte und Werksanlagen der Reichswehr als Lagerraum für Munition zur Verfügung.

Cover (Foto: Verlag) Cover (Foto: Verlag) 1931, in der Mitte der Weltwirtschaftskrise legte die Kasseler Wintershall AG. den Schacht Sachsen in Bernterode wegen des rapiden Verfalls der Absatzmärkte für Kalisalz still, und 1934 beschloss das Heer, den Schacht auf einer Fläche von mehr als einem Quadratkilometer als ein Versuchsprojekt für ein unterirdisches Munitionslager auszubauen, in dem Munition weit über die im Versailler Vertrag zugestandene Menge eingelagert werden konnte.

Diese Tatsache kann als Beginn der Hochrüstung und Kriegsvorbereitung verstanden werden, so der Autor. In den beiden folgenden Abschnitten geht er auf den Beginn, Verlauf und das Ende der Heeresmunitionsanstalten in Bernterode, Berka/Wipper, Obergebra, Sondershausen, Kleinbodungen, und Wolkramshausen ein. Im Beitrag zur Geschichte der so gut wie unbekannten Wifo-Hoko-Anlage in Sondershausen wird unter anderem die Bedeutung der hochkonzentrierten Salpetersäure für die Rüstungsproduktion beleuchtet und im Beitrag zur Geschichte der Heeresmunitionsanlage Ludwigshall geht der Autor auf das schwere Unglück 1942 ein, bei dem 145 Personen ums Leben kamen.

Im letzten Abschnitt untersucht der Verfasser die Geschichte der Heeresmunitionsanstalten im Kali-Werra-Gebiet. Hier stehen die Schächte Abteroda, und Alexanderhall, bzw. die Schächte Herfa und Neuhof im Blickfeld der Untersuchungen. In all den Anstalten wurden neben deutschen Zwangsverpflichteten auch Kriegsgefangene, ausländische Zwangsarbeiter und Häftlinge gezwungen, für das NS-Regime Munition herzustellen. Bei Kriegsende existierten Munitionsanstalten des Heeres, der Luftwaffe und der Marine in 25 Kaliwerken mit 48 Schächten davon im Südharz die bereits oben genannten Anlagen.

Mit diesem Buch gelang es dem Autor durch umfangreichen und langwierigen Recherchearbeiten eine gut lesbare und detailreiche Geschichte über Entstehung und Entwicklung der Heeresmunitionsanstalten zu erarbeiten. Bisher kaum veröffentlichte Bilder und ein umfangreiches Quellenverzeichnis ergänzen dieses Buch, das allen heimatgeschichtlich interessierten Lesern sehr zu empfehlen ist.
Hans-Jürgen Grönke

Frank Baranowski, Rüstung und Kriegsvorbereitung im Verborgenen, Heeresmunitionsanstalten in stillgelegten Kaliwerken im Südharz und Werragebiet, Verlag Rockstuhl 2018, 122 Seiten, Preis 39,95 €. Erhältlich im Nordhäuser Buchhaus Rose
Autor: red

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