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Sieben Jahre Spitzenhandball in Nordhausen

Ein Geschenk für die Stadt und die Region

Donnerstag, 09. Mai 2019, 09:00 Uhr
In gut zwei Wochen ist es soweit. Die Damen des Thüringer Handballclubs sind wieder zu Gast in der Wiedigsburghalle und bestreiten das letzte Spiel der Saison. Seit sieben Jahren ist das Team aus Bad Langensalza regelmäßig zu Gast in Nordhausen. Und das hat nicht nur dem Sport gut getan...

Sieben Jahren in der Königsklasse, sieben Jahre in der Wiedigsburg (Foto: nnz-Archiv/Christoph Keil) Sieben Jahren in der Königsklasse, sieben Jahre in der Wiedigsburg (Foto: nnz-Archiv/Christoph Keil)

Angefangen hat alles mit einem dicken, dicken Ordner. Die europäische Handballföderation stellt viele Bedingungen, wenn es um die Austragung der europäischen Spitzenspiele geht.

Nachdem die Damen des Thüringer HC im Jahr 2012 erstmals Luft in der Königsklasse schnuppern konnten, kamen im ganzen Freistaat überhaupt nur drei Hallen in Frage um Heimspiele durchführen zu können. Das heimische Parkett in der Salzahalle war nicht dabei.

Die Wahl fiel schließlich auf die Wiedigsburg in Nordhausen. "Das war nur mit viel Aufwand und ehrenamtlichen Engagement möglich", erinnert sich Andreas Meyer, Geschäftsführer der Sportmarketing Nordhausen. Gute Beziehungen in Richtung Bad Langensalza habe man über den Kreissportbund schon damals gehabt, was seitdem passiert ist, sei eine "Riesengeschenk" für Nordhausen und die Region gewesen.

Der Kleine unter den Großen

2012 hatten die THC-Damen die Hauptrunde der Champions-League noch verpasst und verdienten sich ihre internationalen Sporen im Europacup. Danach folgte eine Siegesserie, die man so im Frauenhandball noch nicht gesehen hat. Sieben mal wurde man unter Trainer Herbert Müller deutscher Meister, sieben mal zog man in die Hauptrunde der Champions League ein und fand sich als kleiner Verein unter den ganz großen Namen des internationalen Handballsports. Für Nordhausen hieß das bis heute: sieben Jahre in Folge Handballsport der Spitzenklasse direkt vor der Haustür.

Zwischen 1.400 und 1.600 Gästen finden sich zu den Spitzenspielen in der Wiedigsburg ein, je nach Erfolg der Mannschaft und Faktoren wie der Ferienzeit schwankten die Zahlen etwas, seien insgesamt über die letzten Jahre aber stabil geblieben, sagt Meyer. "Ich werde immer wieder gefragt wann denn wieder Champions League ist. Die Leute haben sich ein Stück weit daran gewöhnt, das ist Alltag geworden. Aber das wir so etwas hier haben ist keine Selbstverständlichkeit. Der europäische Handball ist Weltspitze und wir sind unendlich Stolz, das wir das hier bieten können."

KSB Chef und Geschäftsführer des Sportmarketing Nordhausen Andreas Meyer (Foto: Angelo Glashagel) KSB Chef und Geschäftsführer des Sportmarketing Nordhausen Andreas Meyer (Foto: Angelo Glashagel)

Wie voll es wird hängt auch davon ab, wer die Gäste sind. Die Clubs aus Budapest und Györ etwa kommen meist mit mehreren Bussen voller Fans angereist, erzählt Meyer. In Nordhausen allein registrierte man für die sechs Spiele im vergangenen Jahr 684 Übernachtungen von Sportlern und Offiziellen und mindestens 5094 durch Zuschauer und Gäste.

In den Hotels des Kreises kann da schonmal der Platz knapp werden und so hat der Spitzensport auch auf die weitere Region ausgestrahlt, die Fans des THC kommen derweil nicht nur aus Nordhausen und dem Unstrut-Hainich-Kreis, sondern auch aus dem Eichsfeld, dem Kyffhäuserkreis und aus Richtung Landeshauptstadt. Insbesondere die Städte Nordhausen, Bad Langensalza und Bad Frankenhausen hätten über den Handball näher zueinander gefunden, erzählt Meyer. "Unsere Einlaufkinder finden wir zum Beispiel heute nicht allein in den Grundschulen des Kreises sondern in den Vereinen und Schulen der gesamten Nordthüringer Region. Man unterstützt sich gegenseitig, auch Abseits vom Handball. Über den Sport sind so Verbindungen gewachsen die nicht nur aufgebaut wurden, sondern auch gelebt werden."

Auch der Handball als Breitensport habe von der Präsenz der Spitzensportler profitiert, meint Meyer und führt als Beispiel das Projekt "Kinder weg von der Straße an". Seit 2006 besteht das Handball-Projekt, und wurde inzwischen an jeder Grundschule im Nordhäuser Kreis durchgeführt. Die Champions-League habe hier einen ordentlichen Schub gebracht und dazu geführt, das man mehr Kinder "an den Ball" bekommen habe.

Klappt's noch mit dem Titel?

In Bad Langensalza wird dieser Tage die heimische Halle des Thüringer HC auf Vordermann gebracht. Weil man für die letzten drei Heimspiele der Bundesliga nicht auf Erfurt ausweichen konnte, musste sich der Verein wieder nach einer Ausweichhalle umsehen und fand offene Arme in Nordhausen. Nicht nur bei den Sportfreuden, sondern auch beim Halleneigentümer, dem Landratsamt.

Die nächste Saison wird man in der Landeshauptstadt spielen. Ob die internationalen Spiele der Champions-League nach der Sanierung der Salzahalle in Nordhausen bleiben ist noch offen, die Entscheidung liegt beim Aufsichtsrat des Vereins. Man darf aber zumindest optimistisch sein.

Bleibt die Frage nach der Meisterschaft. Rechnerisch hat der Rekordmeister noch Chancen auf den Titel, mit Erzrivale Bietigheim liegt man im Moment gleichauf, sondern kann sich auch über einen massiven Vorsprung in der Tordifferenz freuen. Der deutsche Meister würde direkt in die Königsklasse aufsteigen. Sollte der THC auf Platz Zwei landen, würde man sich zum ersten mal seit 2012 nicht in der Hauptrunde wiederfinden und müsste in die gesonderte Qualifizierung gehen.

"Sollte es Halle-Neustadt oder Göppingen gelingen, Bietigheim auf den letzten Metern noch ein Bein zu stellen, werden wir in Nordhausen vielleicht die Meisterschaft und den Einzug in die Champions-League feiern können. Aber man kann sich auch mal über einen Vizemeister freuen, der THC kann Stolz auf das sein, was man in dieser Saison geleistet hat", sagt Meyer, gerade mal eine Niederlage musste man hinnehmen. Gegen Bietigheim.

Wie es auch kommt, am 18.05. wird gefeiert werden. Alle Partien der Bundesliga finden dann gleichzeitig statt, die Zwischenstände wird man während der Partie gegen die "Vipers" aus Bad Wildungen in der Wiedigsburg durchgeben. Vor der Halle wollen die Organisatoren ein kleines Fest auf die Beine stellen, inklusive Freigetränke für alle die im THC-Rot erscheinen, und die scheidenden Spielerinnen des Teams würdig verabschieden.
Angelo Glashagel
Autor: red

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