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Neue Spielzeit vorgestellt

Ganz viel drin im neuen Jahr

Freitag, 10. Mai 2019, 22:00 Uhr
Eine stattliche Anzahl an Premieren erwartet die Besucher des Nordhäuser Theaters und des Loh-Orchesters in der kommenden Spielzeit. Geboten werden sowohl Klassiker, leicht kömodiantisches bishin zur schweren und freudenreichen Kost. Die Details stellte man am Nachmittag im Theater vor...

Spielplan vorgestellt - v.l.: Ivan Alboresi, Anette Leistenschneider, Daniel Klajner, Michael Kliefert, Daniela Bethge und Michael Helmrath (Foto: Angelo Glashagel) Spielplan vorgestellt - v.l.: Ivan Alboresi, Anette Leistenschneider, Daniel Klajner, Michael Kliefert, Daniela Bethge und Michael Helmrath (Foto: Angelo Glashagel)

Den Anfang wird am 07. September das Musiktheater mit der Operngala machen. Die wendet sich in der neuen Spielzeit in Richtung Osten, vor allem slawische Komponisten - Dvorák, Tschaikowski und Rimski-Korsakow - stehen bei "Weites Land und weite Seele" auf dem Programm.

Danach werden sich die Musiker unter Anette Leistenschneider Ende September der japanischen Tragödie "Madama Butterfly" von Giacomo Puccini zuwenden. "Traumhaft schön und traumhaft traurig" sei das Stück, schwärmt Leistenschneider. Generalmusikdirektor Michael Helmrath sieht Puccinis Drama heute unter "Kitschverdacht", unterstrich aber das nichts falscher sein könnte, "in der Musik Puccinis entwickelt sich alles so, wie die Natur blüht und wächst."

Im November heißt das Ziel dann: Buenos Aires. "Evita", das Musical um das schillernde Leben der Eva Perón, bringt nicht nur einen modernen Klassiker auf die Bühne, sondern auch alte Freunde zurück in den Thüringer Norden: Femke Soetenga wird die "Evita" geben. Die Choreographie übernimmt Ballettdirektor Ivan Alboresi.

Wenn Evita ein Klassiker der Moderne ist, dann ist Mozarts "Zauberflöte" ein zeitloser Klassiker. Die Oper feiert am 24. Januar in Nordhausen Premiere. Auch der Zauberflöte würde heute mancher mit Vorurteilen begegnen, meinte Helmrath, auch hier seien die fehl am Platze. Die Zauberflöte sei als Werk mindestens so komplex wie der Faust, auch wenn es vielfach komödiantisch und fröhlich zugehe. In der Tiefe gehe es um nicht weniger als die Zukunft der Menschheit, nicht Patriarchat gegen Matriarchat sei ein zentrales Thema, sondern das miteinander, aus dem die Zukunft erwachse. Außerdem: auch das Lustige müsse man ernst nehmen, denn in der Regel sei das schwerer auf die Bühne zu bringen.

Doch weiter im Programm. Mit dem Bühnenball wartet am 6. und 7. März der nächste Höhepunkt im Programm, in Anlehnung an "Evita" steht auch die Feier ganz im Zeichen Südamerikas, das Motto: "Gauchos, Chicas, Cha-cha-cha". Ende März wird es dann noch einmal fröhlich, Franz Lehárs "Lustige Witwe" wird von Gastregisseurin Maria Riccarda Wesseling inszeniert werden. In der Wiederaufnahme wird auch die aktuelle Musical-Produktion "Cabaret" noch einmal im Spielplan auftauchen, in der Weihnachtszeit wird man das Märchenspiel "Hänsel und Gretel" präsentieren und auch der beliebte "Geist der Weihnacht" wird während der Festzeit wieder geboten.

Damit zum Ballett. Die Truppe um Ivan Alboresi macht sich langsam einen Namen in der deutschen Theaterszene. 650 Bewerber zählte man auf eine einzige Stelle in Alboresis Ensemble in diesem Jahr und auch die vielen Einladungen anderer Häuser, die das Nordhäuser Ballett im vergangenen Jahr erhielt, sei ein Zeichen für die Qualität und die Anerkennung der Kollegen, lobte Theaterintendant Daniel Klajner.

Die Auswahl, die Alboresi getroffen hat, wird man 5. Oktober zum ersten mal erleben können. Die Ballettgala gibt den Neuzugängen die Möglichkeit sich zu präsentieren, bevor es mit Prokofjews "Cinderella", in Anlehnung an die Oper "Cendrillon" aus der aktuellen Spielzeit, märchenhaft weitergeht. Alboresis Markenzeichen ist die Verbindung von althergebrachtem Ballett mit modernen Inszenierungen. Der Ballettabend "Tanz!...oder zerbrechlich in unserem Inneren" am 21. Februar wird wieder beides auf die Bühne bringen. Als Gast-Choreograph konnte Itzik Galili gewonnen werden, ein Name der im internationalen Ballett Gewicht trägt, wie Alboresi versichert. Man darf also neue und innovative Tanzstile erwarten.

Bei "Frei(t)räume IV" dürfen die Eleven ab dem 9. Mai das Heft des Handelns übernehmen. Das Ensemble inszeniert zum vierten Mal seine eigenen Choreographien. Vom 14. bis zum 16. Mai stehen zudem die Nordhäuser Ballett-Tage auf dem Plan, zu denen man wieder Gäste aus ganz Deutschland erwartet.

Die Schauspielsparte wird wie gewohnt von den Kollegen aus Rudolstadt gestellt. Der Rudolstädter Chefdramaturg Michael Kliefert stellte die Gastspiele der Saison vor, eine Mischung aus heiteren und ernsten Themen. Fröhlich soll es beim Heinz-Ehrhardt-Abend "Danke für das Geräusch" zugehen. Dabei wolle man nicht einfach das Material des großen Komödianten kopieren, sondern hat eine eigene Geschichte zusammengestellt, die auf einem Lustspiel aus der Feder Ehrhardts basiert. In Eisenach waren die Rudolstädter damit bereits zu Gast und sorgten ein ums andere mal für ein restlos ausverkauftes Haus. In Nordhausen wird man ab dem 18. Oktober den Ehrhardt'schen Bonmots lauschen können.

Kontrast! Gegensatz! Weltliteratur! Ab dem 18. Januar gehen das Rudolstädter Schauspiel dann einen ganz anderen Weg. Kafkas "Prozess" will man "circencisch" inszenieren, inklusive Choreographie, Videoinstallation und beweglichem Bühnenbild. Bitterbös satirisch geht es bei "Schtonk!" zu. Die Adaption der deutschen Filmkomödie dreht sich um die "Hitlertagebücher", die der "Stern" Anfang der 80er Jahre publizierte und richtet dabei einen bitterbösen Blick auf die deutsche Mediengesellschaft und die Verführbarkeit des Menschen.

Etwas älter aber nicht minder komödiantisch ist Moliéres "Menschenfeind". Das 350 Jahre alte Stück gegen die Obeflächlichkeit und Phrasendrescherei sei bis heute zeitlos geblieben, sagt Kliefert, Rudolstadt verlegt die Handlung in die Moderne, genauer in die Sauna um "Speichellecker und Selbstoptimierer" ordentlich ins schwitzen zu bringen.

Ein paar "Oldies" haben die Nordhäuser auch selber im Programm, darunter "Veronika der Korn ist da" und natürlich die Seniorentruppe der "Silberdisteln", die sich in der neuen Spielzeit an der Komödie "Lauter schwarze Schafe" versuchen werden.

Zum Konzertprogramm wollte Michael Helmrath nicht viele Worte verlieren. Es freue ihn sehr, in diesen besonderen Zeiten das Loh-Orchester zu führen. 100 Jahre Theater, 400 Jahre Loh-Orchester und der anstehende Umbau des Hauses sind die großen Highlights in dieser Zeit, aufmerksam machen wollte Helmrath aber auf zwei andere Termine der Spielzeit: den 30. Jahrestag des Mauerfalls am 09. November und dem Ende des II. Weltkriegs vor 75 Jahren.

Zu beiden Anlässen wird man Beethoven spielen, einmal die 9. Symphonie und einmal Beethovens Dritte. "Ich liebe Musik, auch die inidische, japanische, chinesische oder Südamerikanische. Aber die abendländische Musik hat etwas, das alle anderen nicht haben. Sie wird überall verstanden, wie ein Esperanto. Wenn sie sich nach einer Katastrophe wieder aufraffen wollen, dann spielen Sie Beethoven, sie spielen die 9te.", sagt der Musikdirektor, Freude schöner Götterfunken sei eine einfache Melodie und das mit Absicht. Einfach, weil sie für alle sein sollte, für die ganze Welt. Musik könne alles sein und das Orchester werde alles bedienen, man sei stilistisch wieder breit aufgestellt.

Fleißig, kreativ und engagiert geht es auch wieder am jungen Theater zu. Der Jugendclub muss sich keine Nachwuchssorgen machen, erzählt Daniela Bethge, 22 Mitglieder zählt man unter den 9 bis 14jährigen und 36 in der Alterklasse 14-Plus. Aufwendige Werbung muss man nicht machen, die Jugend kommt von ganz alleine zum Theater. Vielleicht auch, weil das "junge Theater" beständig an den Schulen der Region aktiv ist. An den Feierlichkeiten zur 30. Wiederkehr des Mauerfalls wird man sich mit der szenischen Lesung des Jugendromans "Jenseits der blauen Grenze" beteiligen. Für den Deutschunterricht hat man im neuen Jahr "Effi Briest" ins Repertoire aufgenommen. Musikalisch werden die jüngsten Theaterbesucher mit "Hexe Hillary geht in die Oper" an die Hochkultur herangeführt. Das große Werk des Nachwuchses heißt ab dem 15. Februar "Like Me!" und befasst sich mit Jugendträumen rund um Youtube und das Leben von "Influencern" und den Schattenseiten der modernen Medienwelt.

"Ich bin die Sehnsucht in dir" - im März wird man einen persönlichen und intimen Tanzabend auf die Bühne bringen. Über die Weihnachtsfeiertage hat man außerdem Publikumslieblinge wie "Frau Holle" und "Mitleid mit dem Weihnachtsbaum" wieder in den Spielplan aufgenommen. Ein besonderes Fest für jung und jungegebliebene könnte außerdem das Musical "Heißer Sommer" sein, das auf dem DDR-Klassiker der 60er Jahre basiert.

Bleiben die Schlossfestspiele. In Sondershausen heißt es im Juni "Einer für Alle, alle für Einen". Die Musicalversion der "Drei Musketiere" werden ab dem 17. Juni Schlosshof gegeben, Rossinis "Barbier von Sevilla" steht ab dem 12. Juli auf dem Programm.

Das gesamte Programm findet sich auch . Kurz vor der Vorstellung des Spielplans konnte man sich am Nordhäuser Theater noch über ganz andere Nachrichten freuen. Der Stadtrat hat die Sanierung des Hauses einstimmig auf den Weg gebracht. Trotz gestiegener Kosten. Die Entscheidung zeige das die Nordhäuser, vertreten durch den Stadtrat, hinter ihrem Theater stünden, meinte Intendant Klajner, man sei froh, dass man das Theater in diesen ruhigen Wasser führen könne. So bleibe mehr Zeit, sich auf die Kunst zu konzentrieren und für Alle Theater zu machen.
Angelo Glashagel
Autor: red

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