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Medizinisch-Psychologische Untersuchung MPU

Millionengeschäft mit der Angst

Mittwoch, 15. Mai 2019, 11:58 Uhr
Alkohol, Drogen, zu viele Punkte. Rund 90.000 Menschen müssen in Deutschland jedes Jahr zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU). Wer nicht hingeht oder durchfällt, verliert den Führerschein. Die Angst vor dem „Idiotentest“ ist riesig. Unseriöse und kriminelle Vorbereiter machen daraus ein Millionengeschäft. Jetzt packen drei Opfer über die unseriösen Machenschaften aus...


Tamara J. wunderte sich zunächst nicht, als ihr MPU-Vorbereiter sie zum Italiener ausführt und im Porsche vorfährt. Bei Rotwein und Pasta sprachen sie über alles mögliche – nur nicht über das eigentliche Vorhaben der 32-Jährigen: Ihren Führerschein wiederzubekommen.

Sie glaubt: Der Mann wird es schon richten, vielleicht seine Kontakte spielen lassen. Er fragt sie, ob sie für die vorgeschriebene Urinprobe nicht fremden Urin besorgen könnte. Tamara J. fällt durch den „Idiotentest“, der eigentlich gar keiner ist. Denn auf Intelligenz kommt es bei der amtlichen Begutachtung gar nicht an. Die MPU besteht aus Reaktionstest, Medizincheck und einem Psychologengespräch, vor dem die Kandidaten die meiste Angst haben.

Um nicht zu scheitern, suchen viele ihr Heil bei inkompetenten Vorbereitern. Diese bereiten ihre Kunden oft gar nicht oder falsch auf den Tag vor, der über die Zukunft des Führerscheins entscheidet. Einige MPU-Trainer bieten Geld-Zurück-Garantien an – nicht ohne Kalkül. Von allen, die es ganz ohne Vorbereitung probieren, fällt rund ein Fünftel durch.

„Wenn so jemand von fünf MPU-Kandidaten jeweils 5.000 Euro kassiert, hat er 2.000 in der Kasse. Selbst wenn er an vier Durchfaller 20.000 zurückzahlen muss, bleiben ihm 5.000. Dafür muss er nicht mal Vorbereitung machen“, sagt Michael Haeser (65), Fachpsychologe für Verkehrspsychologie aus Duisburg. „MPU ist ein Markt, auf dem sich zu mindestens neunzig Prozent graue bis tiefschwarze Schafe tummeln. Die hellgrauen bis weißen sind rar“, sagt Haeser. Der Dipl.-Fachpsychologe ist im Berufsverband BDP organisiert.

Ein kompetenter MPU-Vorbereiter besitzt Master oder Diplom in Psychologie, ist zudem Verkehrspsychologe. Er trifft sich mit seinen Kunden in der eigenen Praxis und nicht in Gaststätten. Er kennt die aktuellen Beurteilungskriterien, klärt transparent über Leistung und Preise auf. Zudem verlangt er nicht die gesamten Kosten im Voraus oder gibt Geld-Zurück-Garantien.

Seriöse Psychologen arbeiten die Ursache der MPU-Vorladung intensiv auf, lassen niemanden erfundene Geschichten für das psychologische Gespräch auswendig lernen. Sie setzen Klienten nicht unter Druck und händigen am Ende immer eine schriftliche Teilnahmebestätigung aus, die Einfluss auf die MPU haben kann.

Den kompletten MPU-Report lesen Sie in der aktuellen Ausgabe 20/2019 von AUTO BILD, die am 16. Mai 2019 erscheint.
Bild von Ralph Klein auf Pixabay
Autor: red

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