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Neue Ausstellung im Heringer Schloss

„Das älteste Dorf Thüringens“

Dienstag, 21. Mai 2019, 07:59 Uhr
Was hat die Goldene Aue mit der Archäologie zu tun und warum eine neue archäologische Dauerausstellung? Die umfangreichen Ausgrabungen in der Gemarkung Windehausen und Bielen in den Jahren 2011 bis 2014 brachten tausende von Objekten zu Tage...


Sie zeugen davon, dass die Goldene Aue bereits in der Jungsteinzeit vor nahezu 7.500 Jahren besiedelt war. Diese Zeit war eine der wichtigsten kulturgeschichtlichen Veränderungen in unserer gesamten Menschheitsgeschichte – denn hier entwickelten wir uns vom Jäger und Sammler mit nomadenhaften Dasein zum sesshaften Bauern mit Getreideanbau und den ersten Haustieren.

Durch die Ausgrabungen im Industriegebiet bei Windehausen wurde diese Entwicklung in Thüringen aufgedeckt. Das erste Dorf Thüringens entstand genau hier! Aber nicht nur die Jungsteinzeit ist mit der Kultur der sogenannten Linienbandkeramik vertreten, sondern auch die nachfolgenden archäologischen Kulturen mit den merkwürdig klingenden Namen Stichbandkeramik, Rössner Kultur, Schnur- und Glockenbecherkultur und der Aunjetitzer Kultur von der Steinzeit bis in die Bronze- und Eisenzeit hinein ist hier an mehreren Fundorten deutlich vertreten.

Somit ist die Region der Goldenen Aue eine kulturgeschichtlich einzigartige Region im Norden Thüringens, deren mehrere Besiedlungsphasen aufzeigen, wie begehrt und fruchtbar dieses Land für die Menschen von damals war. Die Neukonzeption des Museums in den Gemäuern des 750 Jahre alten Schlosses in Heringen wird gefördert von der Thüringer Staatskanzlei und soll in Zukunft auf vier Etagen 7.500 Jahre Besiedlungsgeschichte der Goldenen Aue wiederspiegeln.

Die Archäologie ist hierbei die erste Etappe des neuen Museumsplans in Schloss Heringen und zeigt um die 250 Originalobjekte aus den umfangreichen Grabungen. Große Unterstützung erfährt die Konzeption der neuen archäologischen Dauerausstellung durch das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Weimar. Neben den vielfältigen Leihobjekten aus einer Zeitspanne von der Jungsteinzeit bis zur Bronzezeit, die das Landesamt in Weimar dem Schloss als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt, ist das Landesamt mit seiner archäologischen Abteilung und der Restaurierungswerkstatt auch stets ein wichtiger und zuvorkommender Ansprechpartner für wissenschaftliche Fragestellungen gewesen.

Beim Betreten der Ausstellung im 1. Obergeschoss tauchen die Besucher in die Welt der Archäologie ein – und finden sich mitten im ältesten Dorf Thüringens aus der Jungsteinzeit 5.300 v. Chr. wieder. Hier erleben die Besucher die vielfältigen Facetten des Alltags im Leben der frühen Bauern. Was bedeutete es sesshaft zu werden? Wie sahen die ersten Häuser aus? Was veränderte sich im Alltag der Menschen und welche Getreidesorten waren die ersten, die man beispielsweise für die ersten Brote genutzt hat?

Laut der Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2016 soll die neue Dauerausstellung erlebnisorientiert sein. Und erlebnisorientiert ist sie auf vielfältige Art und Weise. So können die Besucher an verschiedenen Stationen Objekte anfassen und zum Teil auch selbst ausprobieren welche Arbeitsschritte die frühesten Bauern damals betätigten. Ein Steinbohrgerät hier, ein Knochenpfriem und Leder zum Ausprobieren da.

Auch erfahren die Besucher die Besonderheit einer Kreisgrabenanlage aus der Mittelsteinzeit oder stehen sich plötzlich der außergewöhnlichen „Dame der Goldenen Aue“ gegenüber. Weiterhin werden die Besucher mit ihrem eigenen Leben konfrontiert. Vergangenheit und Gegenwart treffen in dieser Ausstellung aufeinander. Was sind die Errungenschaften des Neolithikums und warum war diese sogenannte „Neolithische Revolution“ ein so wichtiger Schritt in unserer Menschheitsgeschichte?

Auch stellt sich manch einer bei den dort ausgestellten Objekten die Frage: Was kommt mir aus der Jungsteinzeit in meinem eigenen Leben bekannt vor? Bei diesen Denkanstößen wird einem vielleicht sogar klar, dass die Vergangenheit meist ihre Spuren in unserer Gegenwart hinterlassen hat und gar nicht so entfernt erscheint.

Die neue archäologische Dauerausstellung soll somit zum einen bei den Bürger dieser einzigartigen Region zur Stärkung der eigenen Identität dienen. Zum anderen soll sie als touristischer Leuchtturm Nordthüringens die Region für die weit anreisenden Menschen überregional bekannt macht.

Archäologische Dauerausstellung:
„Die Archäologie der Goldenen Aue“
(ab 24. Mai 2019)
Schloss Heringen, 1. Obergeschoss
Öffnungszeiten:
Di – Fr: 10.00 – 17.00 Uhr
Sa – So: 10.00 – 16.00 Uhr
Autor: red

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