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Faktencheck deckt Falschmeldungen auf

Sonnabend, 07. September 2019, 12:01 Uhr
Glaubwürdigkeit ist ein hohes Gut der freien Medien. Von Fake News und dem Pauschalvorwurf Lügenpresse wird es heute bedroht. In den Echokammern der sozialen Medien werden zugleich Falschmeldungen rasant verbreitet. Meint Manfred Neuber...


So wie es am Morgen nach der Sendung „Hart aber fair“ in der ARD einen Faktencheck gibt, in dem zweifelhafte Behauptungen überprüft werden, so nimmt auch die Deutsche Presseagentur (dpa) oft Nachrichten unter die Lupe.

„Stimmt das?“ oder „Ist das wirklich so?“ fragen Recherche-Teams, denn die dpa will nicht nur aktuell und unabhängig, sondern auch zuverlässig sein. Krasses Beispiel am Dienstag: „Merkels Gäste“ – so die hämische Bezeichnung für Flüchtlinge aus kriegszerstörten Ländern – hätten 2017 in Deutschland 447 Menschen ermordet. Als Quelle wird das Bundeskriminalamt angegeben. Dem gegenüber stünden Null Tötungsdelikte Einheimischer an Zuwanderern, hieß es fälschlicherweise in den im Netz geteilten Meldungen.

„Laut Kriminalstatistik haben Zuwanderer 2017 nicht 447 Menschen ermordet“, stellt dpa fest. In Kriminalstatistiken werden Asylbewerber, anerkannte Flüchtlinge, abgelehnte Asylsuchende und illegal in Deutschland Lebende zusammenfassend als Zuwanderer bezeichnet. Hieb- und stichfeste Beweise werden Hetzer und Verleumder nicht von dem Vorurteil abbringen, denn gefälschten Statistiken sei nicht zu glauben, sie würden doch manipuliert.

Nach Angaben der dpa, die 1949 in Goslar gegründet wurde und von 180 Gesellschaftern aus den deutschen Medien getragen wird, führt das BKA keine eigene Statistik über Zuwanderer. Der polemische Post im Internet bezieht sich offenbar auf ein Dokument mit dem Titel „Kriminalität im Kontext von Zuwanderung“ (abrufbar auf der Website des BKA). Diese fußt auf der Polizeilichen Kriminalstatistik, in der nur Tatverdächtigte, nicht verurteilte Täter aufgeführt sind.

Nirgendwo steht in dem BKA-Dokument, im Jahre 2017 habe es 447 Morde gegeben. Tatsächlich waren es 32. Hingegen ist 447 die Zahl der Straftaten gegen das Leben – neben Mord auch Totschlag, Schwangerschaftsabbruch und fahrlässige Tötung – vollendete Delikte wie auch Versuche. Zuwanderer wurden nur in 38 Fällen Opfer einer Straftat gegen das Leben, bei der ein Deutscher tatverdächtig war. In allen Fällen kam keiner ums Leben.

Der dpa-Faktencheck deckte in dieser Woche einen verleumderischen Screen Shot in der Schweiz auf. Angeblich in einem Bericht der „Basler Zeitung“ sei die Migrationspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisiert worden, weil sie „ein starkes, homogenes und geordnetes Land wie Deutschland destabilisiert und verheerende Zustände hergestellt habe“. Bei der Suche auf Facebook, so bemerkt dpa, stößt man auf den Beitrag eines AfD-Kreisverbandes, der die umstrittenen Zeilen als „Leserkommentar“ deklariert und einen Link zur BaZ-Quelle angibt.

Nur ausländische Medien würden die Wahrheit über die deutsche Flüchtlingspolitik verbreiten, „in Deutschland sei eine außerrechtsstaatliche Asylmaschine in Gang gesetzt worden“. So die irrwitzigen Behauptungen. Für ein Medium wie die „Basler Zeitung“ wäre eine solche Wortwahl ungewöhnlich, betont die dpa.

Es handelt sich also um einen gescheiterten Versuch, eine angesehene Publikation in der neutralen Schweiz in eine Lügen-Kampagne einzubeziehen.
Manfred Neuber
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Autor: red

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