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Nordhausen übergibt Glocke an Sondershausen

Sie ist wieder da!

Montag, 09. September 2019, 15:19 Uhr
Jahrzehntelang galt sie nicht nur als verschollen, sondern wurde in einer Formwandlung als gußeisernen Kanone vermutet - nun ist sie wieder da und kehrt an ihren Heimatort zurück. Und auch wenn die Glocke, um die es hier geht, einen Sprung hat, so vermag sie doch Risse zwischen den beiden Kreisstädten zu kitten.

bürgermeister (Foto: oas) bürgermeister (Foto: oas)


D R Z S steht auf der über einen Zentner schweren und 1793 in Nordhausen gegossenen Glocke. Lange Jahrzehnte verbrachte sie unbeachtet im Fundus des Museums Tabakspeicher, ehe der Sondershäuser Wolfgang Wytrieckus sie im Rahmen einer Ausstellung erspähte und seiner Cruciskirche, deren Füördervereinschef er ist, zuordnen konnte. DRZS steht als Abkürzung für Der Rat Zu Sondershausen und die Glocke sollte auf preußischen Geheiß zu einer Kanonen umgeschmolzen werden.

Weil das irgendwie schief ging, trafen sich heute im Tabakspeicher die beiden parteilosen Stadtoberhäupter, um die Glocke an ihren Bestimmungsort zurückzuführen. „Es ist einfach unglaublich, dass wir sie nach so vielen Jahren zurückbekommen“, freute sich Wytrieckus, der die Großzügigkeit der Nordhäuser lobte: „Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn wir haben keinerlei Anspruch darauf. Die Glocke ist damals ganz regulär zum Altmetallpreis verkauft worden.“

Experten (Foto: oas) Experten (Foto: oas)

Die Experten unter sich: Museumsleiter Jürgen Rennebach, Wolfgang Wytrieckus und Museumsleiterin Susanne Hinsching

Für Oberbürgermeister Kai Buchmann habe sich die Alternative nie gestellt, sie behalten zu wollen und er sei froh, dass sein Stadtrat einer Rückführung in die benachbarte Stadt zugestimmt habe. Steffen Grimm, der Sonderhäuser Bürgermeister betonte mehrfach, dass heute ein „großer tag für die Stadt Sondershausen“ sei. Nun wollen sie die Glocke zügig abtransportieren und sie in der Cruciskirche den Sondershäusern wieder zugänglich machen. Das sie einen Sprung hat und nie wieder läuten wird, ist bei einer so bewegten Geschichte schon fast nebensächlich.

Wer sich für die Herstellungsweise einer solchen Glocke interessiert, dem sei Friedrich Schillers „Lied von der Glocke“ ans Herz gelegt.
Und auch wenn der Wunsch des großen Dichters „daß sie in das Reich des Klanges steige in die Himmelsluft!“ nicht mehr erfüllt wird, so soll sie doch „Freude dieser Stadt bedeuten“ und beweisen, dass es auch ganz unbürokratisch und freundschaftlich zugehen kann im Norden Thüringens.

Glocke (Foto: oas) Glocke (Foto: oas)

Das Objekt der Begierde
Autor: red

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