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INTERVIEW MIT WACKER-TRAINER MATTHIAS PESSOLAT

„Wir funktionieren von Tag zu Tag“

Donnerstag, 05. Dezember 2019, 09:35 Uhr
Nach dem Abgang von Cheftrainer Heiko Scholz hat der Vorstand des FSV Wacker 90 den Sportlichen Leiter Tino Berbig und Co-Trainer Matthias Peßolat erneut als Interimstrainer eingesetzt. Beide bekleideten diese Funktion schon einmal sehr erfolgreich im Herbst 2018, ehe der Trainer eingestellt wurde, den sie nun wieder beerben...

Matthias Peßolat (Foto: Bernd Peter) Matthias Peßolat (Foto: Bernd Peter)
War als Spieler schon Leitwolf und Identifikationsfigur: Interimstrainer Matthias Peßolat

Allerdings verfügen die beiden gestandenen Ex-Spieler nicht über die notwendigen Lizenzen, um eine Regionalliga-Mannschaft zu coachen, sodass eine Sondergenehmigung beim NOFV beantragt werden muss.

Schon kurz nach 8 Uhr morgens ist Matthias Peßolat, einer der beiden sportlich Verantwortlichen des angeschlagenen Regionalligisten Wacker Nordhausen, auf der Autobahn unterwegs, um rechtzeitig zum Training im Albert-Kuntz-Sportpark zu sein. Für 10 Uhr ist das heutige Training angesetzt und die nnz hatte Gelegenheit mit dem gebürtigen Cottbuser „Peßo“ zu reden.

Wie war gestern nach dem überraschenden Abgang von Trainer Heiko Scholz die Stimmung in der Kabine?
Es war schon eine sehr spezielle und gedrückte Stimmung. Hans Joachim Juncker und Uwe Rollfinke waren als Präsidiumsmitglieder gekommen, um uns über den aktuellen Stand zu informieren und ihre Bemühungen, mit Geldgebern darüber zu verhandeln, wie es in der allernächsten Zukunft weitergeht. Für die fernere Zukunft haben sie uns darauf eingestellt, dass bei Wacker deutlich kleinere Brötchen gebacken werden müssen.

Haben die beiden auch über die mögliche Insolvenz gesprochen?
Ja, das Wort ist deutlich ausgesprochen worden und hat natürlich nicht zur Stimmungsaufbesserung unter den Jungs beigetragen. Aber ich muss allen Spielern ein Kompliment machen, wie gefasst und professionell sie mit der Situation umgehen.

Es wird also für die beiden ausstehenden Ligaspiele noch genügend Spieler geben, die in blau-weiß auflaufen wollen?
Ja, alle wollen weiter spielen und haben auch beim Training voll mitgezogen. Es ist sicher nicht leicht, den Kopf frei zu bekommen und sich auf den Job zu konzentrieren, aber wir alle können momentan ohnehin nur abwarten, wie sich die Dinge weiter entwickeln. Wir funktionieren einfach von Tag zu Tag.

Und gegen Chemie geht es am Sonntag mit voller Kapelle?
Wir wollen die beiden noch ausstehenden Spiele konzentriert angehen und möglichst gewinnen. Dann sehen wir weiter, wie sich alles in der Winterpause entwickelt.

Hast du in deiner Karriere schon einmal eine solche Situation erlebt?
Nein, glücklicherweise bisher noch nicht. Das ist schon eine große Herausforderung, die „Berbe“ (Tino Berbig, d.Red.) und ich in der nächsten Zeit zu meistern haben. Aber wir werden uns dem stellen und daran wachsen. Heute Mittag sprechen wir beispielsweise mit einem Justitiar der Spielergewerkschaft, weil auch Fragen aufkamen, ob wir denn noch versichert seien bei den anstehenden Spielen.

Und, seid ihr?
Definitiv ja, aber es gibt noch viele andere Fragen, die man nicht so schnell klären kann.

Wie wollt ihr die Aufgaben als „Doppelspitze“ verteilen?
So ähnlich wie schon vor einem Jahr. „Berbe“ nimmt die Termine eines Cheftrainers in der Öffentlichkeit wahr und die sportlichen und organisatorischen Fragen klären wir gemeinsam.

Werden in der Winterpause Spieler des aktuellen Kaders den Verein verlassen?
Davon ist auszugehen, aber das ist auch völlig normal. Von unserer Mannschaft dürften viele Spieler in anderen Vereinen sehr begehrt sein. Und wenn die Jungs jetzt mit anderen Clubs sprechen ist ihnen das in der derzeitigen Situation nicht zu verdenken.

Gibt es für die Spieler ein außerordentliches Kündigungsrecht ihrer Verträge, wenn sie seit drei Monaten keine Gehälter bekommen haben?
Das weiß ich so genau nicht, halte es aber für möglich.

Ist diese Frist mit drei ausstehenden Gehältern schon überschritten?
Nein, dafür wäre dann der 15. Dezember der Stichtag.

Das Gespräch mit Matthias Peßolat führte Olaf Schulze.
Autor: red

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