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Coronakrise zeigt die Schwächen des Schulsystems

Montag, 06. April 2020, 15:52 Uhr
Die aktuelle Coronakrise belastet uns alle, dabei natürlich vor allem die „Helden des Alltags“ - Pfleger, Ärzte, Kassierer und viele weitere. Doch auch für die Schülerinnen und Schüler ist die Situation nicht leicht. Für Abiturient Jan-Niklas Reiche zeigt die Krise jetzt auch die Schwächen des Bildungssystems...

Von einen Tag auf den anderen befinden wir uns in „Corona-Ferien“ und sind selbst dafür verantwortlich, wie wir unsere Zeit einteilen und den Inhalt der einzelnen Fächer erlernen. Das kann eine bereichernde Erfahrung sein, doch dieser stehen vor allem zwei große Probleme im Weg.

Erstes Problem ist die Unklarheit über die Entwicklungen der nächsten Wochen, bei uns Schülern gibt es hier eine Vielzahl an Fragen. Wann fängt die Schule wieder regulär an? Wie werden die jeweiligen Halbjahre trotz weniger Noten bewertet? Und besonders wichtig für die diesjährigen Abiturienten: Wann und wie finden unsere Prüfungen statt?

Natürlich ist es aktuell schwierig auf solche Fragen eine Antwort zu finden, doch gerade die Verwirrung rund um die Abschlussprüfungen macht uns Abiturienten zu schaffen. Erst sollten sie regulär Ende April stattfinden, dann gänzlich ausfallen und nun zu einem späteren Termin absolviert werden. Doch wann ist dieser Termin? Die meisten Bundesländer antworteten auf diese Fragen in den letzten Tagen mit konkreten Daten, damit sich die Schüler individuell Zeitpläne erstellen können und sich optimal auf die Prüfungen vorbereiten.

Brandenburg, NRW oder auch Sachsen-Anhalt - hier haben die Schüler jetzt Klarheit. Thüringen sollte sich hier ein Vorbild nehmen und die Situation nicht erst nach Ostern bewerten, sondern schnellstmöglich reagieren und den Schülern in dieser undurchsichtigen Zeit endlich einen Anhaltspunkt geben! Doch neben den Unklarheiten bei den Terminen offenbart die aktuelle Lage noch eine weitere, viel tieferliegende Schwäche des deutschen Schulsystems.

Die komplizierte Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern per Mail oder auch die Probleme bei der digitalen Verbreitung der Aufgaben machen deutlich - auf dem Feld der Digitalisierung an Schulen ist und bleibt Deutschland ein Entwicklungsland. Andere europäische Länder machen dabei vor, wie hilfreich digitale Medien in so einer Krise sein können. Estland und Finnland sind europäische Vorreiter in der Digitalisierung. Hier haben sich längst sogenannte „E-Learning“- Plattformen etabliert, die es sowohl Schülern, Lehren als auch Eltern ermöglichen, miteinander leicht und zugänglich zu kommunizieren.

Im Bereich des digitalen Lernens liegt Deutschland im europäischen Vergleich auf Platz 27 von 27 (Foto: Jan-Niklas Reiche) Im Bereich des digitalen Lernens liegt Deutschland im europäischen Vergleich auf Platz 27 von 27 (Foto: Jan-Niklas Reiche)

Hausaufgaben können einfach vom Lehrer auf der Plattform hochgeladen werden, die Schüler können diese dann bearbeiten, Fragen stellen und direkte Rückmeldungen erhalten. Davon träumt man hier in Deutschland bisher noch. Kein Wunder, dass wir in einer Studie des „Center for European Policy Studies“ im Bereich des digitalen Lernens in Europa auf dem 27. Platz landen - übrigens bei 27 Teilnehmern. Die Stimmen nach einer besseren digitalen Infrastruktur an deutschen Schulen sind nicht neu, schon seit Jahren waren Experten vor großen Problemen in diesem Bereich. Doch Initiativen wie der „Digitalpakt Schule“ haben bisher nicht die notwendigen Veränderungen gebracht, um unsere Schulen auf den neusten Stand zu bringen, da diese schlicht und einfach zu bürokratisch waren.

Die jetzige Situation macht daher noch einmal mehr deutlich, es braucht spätestens nach der Überwindung der gesundheitlichen Krise schnelle, effektive und unbürokratische Investitionen in die Zukunft der Schulen. Mit diesen Mitteln können wir zukünftige Krisen besser bewältigen und unsere Schüler auf die digitale Gesellschaft von Morgen vorbereiten! Jan Niklas Reiche - Schüler der 12. Klasse und Mitglied der Jusos NDH
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Autor: red

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