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DIW zu Covid-19:

Mehrheit der Deutschen ließe sich impfen

Montag, 26. Oktober 2020, 10:25 Uhr
Nur ein wirksamer Impfstoff gegen Covid-19 wird langfristig die Pandemie eindämmen können. Doch fraglich ist, ob dieser Impfstoff dann auch von der Bevölkerung akzeptiert wird, also ob sich genug Menschen freiwillig impfen lassen würden, um eine Herdenimmunität zu erreichen...


Auf der Basis einer SOEP-Zusatzbefragung zu Covid-19 im Juni und Juli zeigt sich, dass sich 70 Prozent der Deutschen freiwillig impfen lassen würden. Rund die Hälfte wäre für die Einführung einer Impfpflicht. Welche Gründe die verschiedenen Gruppen für oder gegen eine Impfpflicht anführen und wie sich diese Gruppen anhand soziodemografischer, persönlicher und gesundheitlicher Merkmale unterscheiden, beleuchtet der vorliegende Bericht.

Weltweit werden große Anstrengungen zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen Covid-19 unternommen. Im Herbst 2020 befinden sich fast 45 verschiedene mögliche Impfstoffe in klinischen Studien. Viele Experten gehen davon aus, dass ein wirksamer Impfstoff im Laufe des nächsten Jahres vorliegen wird. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass sich wieder so etwas wie Normalität im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben einstellt und Einschränkungen beispielsweise des internationalen Handels, Kontaktbeschränkungen und Reiseverbote vermieden werden können, die mit enormen ökonomischen wie sozialen Kosten verbunden waren und sind.

Ein Impfstoff kann allerdings nur dann ein wirksamer Beitrag zur Rückkehr zur Normalität sein, wenn sich viele Menschen impfen lassen und so eine Herdenimmunität erreicht wird. So sichert die Impfung ein öffentliches Gut: Schutz vor Covid-19. Dieser Bericht geht zwei grundlegenden Fragen nach: Würden sich hinreichend viele Menschen freiwillig impfen lassen, so dass Herdenimmunität erreicht wird? Oder wäre eine Impfpflicht gegen Covid-19 erforderlich? Ein Zwang, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen, könnte eine Alternative zu anderen Zwangsmaßnahmen wie Kontaktbeschränkungen, Beherbergungsverboten und Sperrstunden sein, wenn man davon ausgeht, dass in Deutschland eine ungeregelte Durchseuchung unerwünscht ist – auch weil es Bevölkerungsgruppen gibt, die sich aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen nicht impfen lassen können.

Dieser Bericht beschreibt die Impfbereitschaft und Akzeptanz einer Impfpflicht gegen Covid-19 im Juni und Juli 2020 in Deutschland. Als Datenbasis fungiert eine Teilstichprobe (SOEP-CoV) des Sozio-oekonomischen Panels, die zum Themenkomplex Covid-19 befragt wurde.[3] Dabei ging es auch um die Themen Impfbereitschaft und Akzeptanz einer Impfpflicht gegen Covid-19. Diese Fragen wurden in den letzten drei Wellen der Studie gestellt und von rund 850 Befragten beantwortet.

Rund 70 Prozent der Befragten würden sich freiwillig impfen lassen
Es zeigt sich, dass sich rund 70 Prozent der Erwachsenen in Deutschland freiwillig gegen das SARS-COV-2-Virus impfen lassen würden, sofern ein Impfstoff ohne nennenswerte Nebenwirkungen verfügbar wäre. Gegen beziehungsweise für eine generelle Impfpflicht spricht sich jeweils eine Hälfte der Befragten aus. Dabei ist die Zustimmungsrate zu einer Impfpflicht bei denjenigen, die sich freiwillig impfen lassen würden, mit rund 60 Prozent deutlich höher als bei denjenigen, die sich nicht freiwillig impfen lassen würden, die ihr nur zu 27 Prozent zustimmen.

Grafik (Foto: DIW) Grafik (Foto: DIW)
Die Gesamtbevölkerung lässt sich somit in vier Gruppen aufteilen: die ImpfgegnerInnen, die gegen eine Impfpflicht sind und sich auch nicht freiwillig impfen lassen würden, die PflichtgegnerInnen, die zwar ebenfalls gegen eine Impfpflicht sind, sich jedoch freiwillig impfen lassen würden, dann die TrittbrettfahrerInnen, die für eine Impfpflicht sind, sich aber nicht selbst freiwillig impfen lassen würden, und die ImpfbefürworterInnen, die ebenfalls für eine Impfpflicht sind und sich selbst freiwillig impfen lassen würden.
Autor: psg

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