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Agenturleiter widerspricht Bundestagsabgeordneten

Das ist falsch

Donnerstag, 03. Dezember 2020, 15:55 Uhr
Der Bundestagsabgeordnete der AfD, Jürgen Pohl, kritisierte gestern Pläne die Arbeitsagenturen in Thüringen neu zu strukturieren. Die Änderungen würden zu Lasten der Mitarbeiter und Leistungsbezieher gehen. Dem widerspricht nun der Nordhäuser Agentur-Chef, Karsten Froböse deutlich…

Der Leiter der Agentur für Arbeit Nordhausen, Karsten Froböse (Foto: agl) Der Leiter der Agentur für Arbeit Nordhausen, Karsten Froböse (Foto: agl)

Die Aussagen des Herren Bundestagsabgeordneten Pohl seien schlicht falsch, erklärte Froböse heute. „Hier werden Ängste geschürt das Umstrukturierungen zu Lasten der Mitarbeiter und Kunden gehen würden und dem ist zu widersprechen“, sagte Froböse der nnz.

Bisher existiert lediglich ein Entwurf der möglichen Änderung, das „ob und wie“ werde noch diskutiert, so der Agentur-Chef weiter. Im Moment sehen die Pläne vor, die sechs Agenturbereiche in Thüringen in vier Bezirken zusammenzufassen. Zum Bereich der Nordthüringer Agentur kämen neben Nordhausen, dem Kyffhäuserkreis und dem Eichsfeld dann der Unstrut-Hainich-Kreis und der Kreis Sömmerda hinzu.

Der Bundestagsabgeordnete Pohl sieht in seiner Stellungnahme die „Grundfesten des Nationalstaates“ in Gefahr und kritisiert in seiner Stellungnahme unter anderem, dass die „Leidtragenden […] wieder einmal die Mitarbeiter und Leistungsbezieher“ seien, die „längere Anfahrtswege sowie Wartezeiten in Kauf nehmen müssen“. Zudem würde sich die Agentur für Arbeit „mehr und mehr aus dem ländlichen Raum zurückziehen“.

Dem widerspricht der Leiter der Nordhäuser Agentur für Arbeit deutlich. Die Veränderungen würden sich, so sie umgesetzt würden, lediglich auf die Leitungsebene beziehen. „Die Geschäftsstellen bleiben unberührt wie auch die Ansprechpartner und Mitarbeiter vor Ort“, so Froböse gegenüber der nnz. In dem Schreiben, welches die Bundestagsabegordneten Pohl (AfD), Steinke (Linke) und Grund (CDU) erhalten haben, sei das auch deutlich ersichtlich. Unter anderem heißt es in dem Dokument: „Die Dienststellen sollen dabei wie bisher unter eigenem Namen handeln - für die Kundinnen und Kunden ergeben sich insofern keine Änderungen“. Und weiter: „Eine Prämisse ist es, die Dienstleistung der BA in der Fläche aufrecht zu erhalten. […] Der Veränderungsprozess soll für die Kundinnen und Kunden nicht spürbar sein und sich langfristig durch Effizienzgewinne positiv auswirken. Mit der Weiterentwicklung der Organisation wird kein operativ tätiges Personal eingespart“. Herr Pohl habe sich, anders als etwa Herr Grund, im Vorfeld der gestern geäußerten Kritik, nicht mit der Nordhäuser Agenturleitung in Verbindung gesetzt um etwaige Fragen zu klären.

Richtig ist, dass die Agentur die Änderungspläne mit dem demographischen Wandel begründet. „Wir haben früher in einer schlechten Situation eine deutliche höhere Zahl an Arbeitslosen gehabt. Heute ist die Situation besser und die Zahl der Arbeitslosen ist niedriger. Das hängt auch damit zusammen, das wir insgesamt weniger Einwohner haben“, erläutert Froböse. Das gilt auch für die Agenturen an sich, in den kommenden Jahren wird man Mitarbeiter schon aus Altersgründen verlieren und steht vor den gleichen Nachwuchsproblemen wie der Arbeitsmarkt, den man betreut. Entlassungen werde es in der Agentur keine geben, alle Mitarbeiter behalten ihren Arbeitsplatz, unterstrich der Agentur-Chef.

Die Zeiten, in denen das Nordhäuser Arbeitsamt fast 600 Beschäftigte zählte, sind lange vorbei. Heute liegt man bei insgesamt 89 Mitarbeitern, durch die Umstrukturierung würde man diese Zahl auf 154 erhöhen. Eine Folge wäre, dass sich Führungskräfte auf der mittleren Ebene besser vertreten könnten, da sich der Pool an Spezialisten in bestimmten Bereichen, etwa der beruflichen Rehabilitation, vergrößern würde.

Für die Menschen vor Ort ist der erste Schritt in der aktuellen Situation der Griff zum Telefon oder die Plattformen der Agentur im Internet. Ist Corona überstanden, wird der erste Anlaufpunkt wie gehabt die lokale Agentur für Arbeit in den jeweiligen Kreisen sein. Für die Mitarbeiter würden sich die gewohnten Kommunikationswege nicht ändern, lediglich der Adressat. Statt sich mit Erfurt in Verbindung zu setzen, wenden sich die Mitarbeiter in Sömmerda an die Leitung in Nordhausen.

Mögliche Änderungen stünden schon länger in der Diskussion, nicht erst seit Corona, erklärte Froböse weiter. Wie dieser Prozess ausgehen wird, ist noch offen. In jedem Fall würde man Änderungen nicht sofort sondern Schritt für Schritt und regional begrenzt umsetzen.

Das Schreiben der Agentur an die Bundestagsabgeordneten findet sich in Gänze hier .
Angelo Glashagel
Autor: red

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