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Loh-Orchester verabschiedete sich aus Blasii-Kirche

Im Zeichen romantischer Klänge

Montag, 14. November 2022, 19:56 Uhr
Mit einem großartigen Konzert verabschiedeten sich die Musiker des Loh-Orchesters und ihr Chefdirigent GMD Pavel Baleff von der Blasii-Kirche, die ihnen während der Zeit der Bauarbeiten am Theater Nordhausen und am Haus der Kunst Sondershausen als Interimsspielstätte diente...

Das 3. Sinfoniekonzert der Spielzeit in der Blasiikirche (Foto: C.Laude) Das 3. Sinfoniekonzert der Spielzeit in der Blasiikirche (Foto: C.Laude)

Diese war ihnen inzwischen fast heimisch geworden. Sie wussten die räumlichen und akustischen Besonderheiten der Kirche zu akzeptieren und bewusst zu nutzen. Auch die Zuschauer haben sich mit der besonderen Situation arrangiert.

Ein Dankeschön an dieser Stelle allen Verantwortlichen von Kirche und Theater, denn dadurch konnte die Theaterarbeit, gleich welcher Sparte, erfolgreich fortgesetzt werden.

Das dramatische Gedicht „Manfred“ von Lord Byron in der Vertonung von Robert Schumann ist wenig bekannt, lediglich die Ouvertüre wird in Konzerten gespielt, so auch im Sinfoniekonzert in Nordhausen. Manfred ist ein typischer Vertreter der Romantik, er ist ruhelos, sucht Kontakt zu einer Geisterwelt, ist innerlich zerrissen und möglicherweise am Tod seiner Freundin schuld, Vergebung für sein Tun wird ihm aber nicht zuteil. So ist auch die Musik dramatisch, Synkopen lassen auf seine innere Zerrissenheit schließen, Seufzer werden hörbar, der überwiegende Teil der Ouvertüre steht in c-Moll, der „Todestonart“. Aber auch feierliche Klänge und zarte Töne sind vernehmbar. Die Musik gerät ins Stocken, der Held des Gedichtes stirbt, die Musik wird ruhig, entschwebt. Erfährt er eventuell doch noch die Erlösung? Schumann lässt es offen. Viel Beifall gab es vom Publikum für diesen gelungenen Einstieg in das Konzert.

Romantisch im übertragenen Sinne könnte man das Stück „Schmetterlingseffekt für Orchester“ des jungen, aus Südkorea stammenden Komponisten, Dongsun Shin, nennen.
Er hatte 2020 den ersten Preis beim Sondershäuser Kompositionswettbewerb gewonnen und stellte nun sein Werk, eine Uraufführung, vor. Es ist seine erste Komposition für Orchester.

Dabei setzt er konkrete Vorstellungen in Musik um. Er möchte hörbar machen, „wie sich die(se) kleinen und leisen Klänge im Laufe der Komposition in einen musikalischen Tornado verwandeln“, eben ein Schmetterlinseffekt. Dabei nutzt er neben den traditionellen Klängen der Orchesterinstrumente klangliche Effekte wie Flageolett für das Flirren der Flügel eines Schmetterlings, Glissandi mit Geigenbogen oder Harfe für weiche, „wolkenhafte“ Klänge.
Auch besondere Spielweisen der Bläser und diverse Schlaginstrumente dokumentieren eine bunte Klangwelt. Das Musikstück ist interessant und abwechslungsreich. Dem Werk und seiner nicht ganz leichten Interpretation durch das Orchester wurde reichlich Beifall gezollt.
Im Kontrast zu dieser zeitgenössischen Musik stand die folgende Darbietung, die Meditation Nr.1 aus „Souvenir d’un lieu cher“ von Peter Tschaikowsky, arrangiert von Alexander Glasunow für Orchester und Solovioline. Er hatte sie als Dank für die unbeschwerte und ruhige Zeit, die er auf dem Gut der Frau von Meck verbringen konnte, komponiert. In bewegenden Worten schrieb er ihr, wie sehr er den Aufenthalt dort genossen hat und wie sehr er sich nach dieser Zeit zurück sehnt. Entsprechend emotional ist die Musik.

Nach einer langsamen Orchestereinleitung begann Sophia Posselt, sie ist Konzertmeisterin im Loh-Orchester, ihren Solopart auf einem herrlichen Instrument. Spielerisch perfekt und ausdrucksvoll, warm und weich mit „sattem“ Klang in der Tiefe, gefühlvoll und zart in der Höhe schaffte sie in harmonischem Zusammenspiel mit dem Orchester einen Ruhe- und Höhepunkt im Konzert
. Dafür bekam sie lang anhaltenden Beifall.
Auch die Kompositionen von Franz Schubert waren einmal zeitgenössische Musik und wurden von Kritikern beurteilt. Seine 4. Sinfonie war seinerzeit nicht unumstritten, selbst Brahms lehnte sie ab. Im Sinfoniekonzert in Nordhausen hingegen rundete das Werk den Abend ab. Dirigent und Musiker wurden mit kräftigem Applaus verabschiedet.
Christel Laude
Autor: red

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