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Es könnte weiter gehen (2)

Sonnabend, 05. Februar 2011, 07:04 Uhr
Zur Insolvenz der Frenzel Tiefkühlkost GmbH & Co. KG (Sitz Sachsen) äußerte sich jetzt der Insolvenzverwalter gegenüber kn (als Ergänzung zur Meldung Es könnte weiter gehen). Kernpunkt dabei : Letztlich hängt die Personalanpassung davon ab, wie gut die Produkte nachgefragt und abgesetzt werden können. Hier weitere Einzelheiten...

Warum musste Frenzel Insolvenz anmelden?

Die Unternehmensgruppe ist durch die negativen Auswirkungen eines inzwischen beendeten Engagements der Frenzel Austria Frost GmbH in Österreich extrem stark belastet. Folge der Verluste aus dieser Beteiligung waren Liquidtätsengpässe und daraus resultierend erhebliche Umsatzeinbußen im Geschäftsjahr 2010. Die Probleme wurden durch Beschaffungsprobleme in Folge des Oderhochwassers nochmals deutlich verschärft (Gemüse wurde auf dem Feld vernichtet). Die dadurch auf der Firmengruppe lastenden finanziellen Verpflichtungen und der teilweisen Wegfall bisheriger Finanzierungslinien haben den Geschäftsführer Volkmer Frenzel zu dem Schritt einer Restrukturierung mit den Mitteln der Insolvenzordnung bewogen. Frenzel hat sich für ein Insolvenzplanverfahren in Eigenverwaltung entschieden, das klar auf die Entschuldung und Sanierung des Unternehmens ausgerichtet ist.

Welche weiteren Investoren haben sich für Frenzel TK interessiert?

Es gab verschiedene Interessenten. KTG Agrar gehört mit 30.000 Hektar Ackerland zu den größten Agrarkonzernen Europas und ist der perfekte Partner für die Sicherstellung der Warenbeschaffung. Mit entscheidend ist auch, dass die KTG Agrar AG in Bezug auf ihre Branchenkenntnis und durch das gemeinsame Verständnis Frenzel Tiefkühlkost zu erhalten und zukunftsfähig zu machen, der geeignetste Investor war und ist.

Werden auch für die verbleibenden Anteile Investoren gesucht?

Nein

Wer hält die verbleibenden Anteile von Frenzel TK?

Herr Volkmar Frenzel hält rechtlich weiter eine Minderheitsbeteiligung, die er jedoch für die Befriedigung seiner Gläubiger im Wege einer vergleichsweisen Regelung einsetzen wird. Aufgrund der erst in 2010 erfolgten Umwandlung des Einzelunternehmens ist er den Gläubigern persönlich verhaftet.

Wird sich Volkmar Frenzel zurückziehen?

Nein, er bleibt dem Unternehmen mit seinem know-how erhalten.

Wie lange bleibt Jörg Spies Interims-Geschäftsführer?

Der Sanierungsexperte Jörg Spies begleitet als Geschäftsführer die Restrukturierung von Frenzel bis zum erfolgreichen Abschluss des Insolvenzplanverfahrens.

Wie steht Frenzel aktuell da? Läuft der Betrieb überhaupt?


Ja, der Geschäftsbetrieb wird im Rahmen der Möglichkeiten aufrecht erhalten. Er könnte aber deutlich besser dastehen, wenn das zugesagte und bereitgestellte Massedarlehen schnellstens abgerufen werden kann. Voraussetzung ist die Einzelermächtigung durch das Insolvenzgericht sowie die Zustimmung der vorläufigen Insolvenzverwalter. Diese Voraussetzungen sollen in den nächsten Tagen erfüllt sein. Zudem werden bereits intensive Gespräche mit Lieferanten und Kunden geführt und auf der kommenden Bio-Fach nochmals intensiviert.

Wie sieht die Sanierung von Frenzel konkret aus?

Im Wege eines Insolvenzplanverfahrens wird das Unternehmen auf den wirtschaftlichen Wert des Vermögens der Gesellschaft entschuldet. Das bedingt einen Teilforderungsverzicht der Gläubiger. Über den Insolvenzplan soll bereits Ende April abgestimmt werden. Das setzt voraus, dass in Abstimmung mit dem Insolvenzgericht eine Verständigung hinsichtlich der Terminskette bis zum Abstimmungstermin erfolgt. Damit könnte die Insolvenz bereits in wenigen Monaten beendet sein.

Werden Mitarbeiter entlassen?

Die Umsatzeinbrüche im Jahr 2010 machen es erforderlich, dass die Unternehmensgröße und damit die Mitarbeiterzahl angepasst wird. Letztlich hängt die Personalanpassung davon ab, wie gut die Produkte nachgefragt und abgesetzt werden können.

Wie sehen die nächsten Schritte genau aus?

Derzeit befinden sich die Verfahren noch im Stadium der vorläufigen Insolvenzverwaltung. Die Eröffnung der Insolvenzverfahren wird voraussichtlich zum 01.03.2011 erfolgen.

Danach können die Gläubiger ihre Forderungen zur Insolvenztabelle anmelden. Einige Wochen später findet dann der Prüfungstermin beim Insolvenzgericht statt, zu welchem die Forderungen der Gläubiger geprüft und soweit berechtigt festgestellt werden.

Im Anschluss werden die Insolvenzpläne fertig gestellt. In einem weiteren Termin, wenige Wochen später, können die Gläubiger dann über die Insolvenzpläne abstimmen. Damit haben es die Gläubiger in der Hand, den Sanierungsvorschlag zu bestätigen. Wenn die Gläubigerversammlung den Insolvenzplänen zustimmt, ist das die Grundlage für die Beendigung des Insolvenzverfahrens.

Im Anschluss erhalten die Gläubiger die Quote auf ihre Forderungen und das Insolvenzverfahren wird vom Gericht aufgehoben.


Über das Insolvenzplanverfahren:

Eine Beteiligung in einem Insolvenzplanverfahren lässt sich schnell realisieren, da eine umfangreiche due dilligence nicht notwendig ist. Im Rahmen der Unternehmenssanierung im Insolvenzplanverfahren werden Altrisiken dem Insolvenzplan unterworfen und der Investor erhält ein auf den wirtschaftlichen Wert seines Vermögens entschuldetes Unternehmen ohne Altrisiken.

Über pkl Keller Spies Partnerschaft:

pkl Keller Spies Partnerschaft ist eine auf Insolvenzverwaltung und Unternehmenssanierung spezialisierte Kanzlei. Sie betreut durch Rechtsanwalt Jörg Spies sowie weitere drei Insolvenzverwalter zahlreiche Verfahren und ist insbesondere im Bereich der Insolvenzplanerstellung aktiv. Mit der Erstellung von Sanierungskonzepten und deren Umsetzung im Rahmen von Insolvenzplanverfahren mit Eigenverwaltung bei Eintritt in die Geschäftsleitung ist Rechtsanwalt Jörg Spies einer der wenigen Sanierungsexperten in Deutschland, die in Krisensituationen auch operative Verantwortung in Unternehmen übernehmen.

Beispiele erfolgreicher Restrukturierungen über ein Planverfahren mit Eigenverwaltung sind die Sanierungen der UNYLON Polymers GmbH durch Einstieg eines polnischen Chemiekonzerns, der MacroSystem Digital Video AG mit der Übernahme der Aktienmehrheit durch die Loewe AG, der WBN Waggonbau Niesky GmbH mit dem Einstieg der DB Deutsche Bahn AG in das mit Planan-
nahme entschuldete Unternehmen. Jüngst konnte die Peters-Bildungsgruppe durch Einstieg der ENDURANCE Capital AG innerhalb von weniger als 4 Monaten nach Insolvenzantragstellung entschuldet und nahezu 1000 Beschäftigungsverhältnisse gesichert werden.

pkl Keller Spies Partnerschaft ist mit 16 Berufsträgern und mehr als 50 Mitarbeitern an den Standorten Dresden, Hannover, Berlin und Erfurt vertreten.
Weitere Informationen unter: www.pkl.com
Autor: khh

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