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Do, 08:05 Uhr
04.07.2013

Trotz Spitzenposition Nachholebedarf

Es fehlt an Erzieherinnen: Während im Westen der Personalmangel in der Kinderbetreuung die Erfüllung des ab August geltenden Rechtsanspruchs für Kinder ab dem vollendetem ersten Lebensjahr erschwert, steht der Osten vor ganz anderen Herausforderungen. Auch Thüringen...


Hier ist der Bedarf nach zusätzlichen Kita-Plätzen zwar deutlich geringer, aber die Betreuungsrelation erheblich ungünstiger. Das geht aus dem diesjährigen "Länderreport Frühkindliche Bildungssysteme" hervor, den die Bertelsmann Stiftung heute veröffentlicht. Stichtag für die Datenerhebung war der 1. März 2012.

In Thüringen betreut demnach in den Krippengruppen eine Vollzeitkraft rechnerisch fünf Ganztagskinder. Das ist der günstigste Personalschlüssel aller ostdeutschen Bundesländer. Der Rückstand gegenüber den Westländern, von denen Bremen mit dem Personalschlüssel von 1:3,1 am besten dasteht, ist jedoch immer noch erheblich. Thüringen weicht damit auch deutlich von dem von der Bertelsmann Stiftung empfohlenen Personalschlüssel von 1:3 ab.

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Die Bildungschancen der unter Dreijährigen verschlechtern sich zusätzlich, wenn sie statt einer Krippe andere Gruppenformen besuchen, in denen auch ältere Kinder betreut werden. Das trifft in Thüringen auf 24 Prozent der unter Dreijährigen zu, die in Gruppen mit Kindern unter vier Jahren mit einem Personalschlüssel von 1:7,2 betreut werden. Weitere fast 13 Prozent müssen sich in einer altersübergreifenden Gruppe mit einem durchschnittlichen Personalschlüssel von 1:8,6 begnügen.

„Für alle ostdeutschen Bundesländer gilt: Der Ausbau der Kita-Plätze ist weit vorangeschritten, aber in Qualität muss erheblich mehr investiert werden“, sagte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Für die Qualität von frühkindlicher Bildung ist es von entscheidender Bedeutung, wie viele Kinder eine Erzieherin zu betreuen hat. Studien zeigen: Bessere Personalschlüssel ermöglichen mehr bildungsanregende Interaktionen und Aktivitäten für die Kinder. Zudem hat sich gezeigt, dass bei vergleichsweise guten Personalschlüsseln Kinder ihre sprachlich-kognitiven und sozialen Fähigkeiten besser entwickeln.

In der Gruppe der Kinder zwischen drei Jahren und Schuleintritt nehmen in Thüringen 97 Prozent aller Kinder eine Kindertagesbetreuung in Anspruch. Auch bei den Kindergartengruppen ist jedoch die Personalausstattung mit 1:10,5 erheblich schlechter als im Bundesdurchschnitt und liegt deutlich über der Empfehlung der Bertelsmann Stiftung von 1:7,5. Im Vergleich der östlichen Bundesländer liegen Thüringens Kitas jedoch mit ihrer Betreuungsrelation auch für diese Altersgruppe an der Spitze.

Positiv vermerkt der Länderreport der Bertelsmann Stiftung das Qualifikationsniveau des Kita-Personals im Osten. In Thüringen verfügen fast 94 Prozent mindestens über einen Abschluss als Erzieherin. Im Westen gilt dies durchschnittlich nur für 72 Prozent.
Wie fast überall im Osten geht auch in Thüringen die Mehrzahl der Kita-Kinder mehr als 35 Stunden wöchentlich in ihre Kindertageseinrichtung. Rund 90 Prozent der thüringischen Kita-Kinder nutzen ein Ganztagsangebot. „Das spricht für die Quantität des Betreuungsangebots, macht aber eine bessere Personalausstattung noch dringlicher. Denn je mehr Zeit ein Kind in der Kita verbringt, desto wichtiger wird die Qualität der Betreuung“, sagte Dräger.

Hintergrund des ReportsGrundlage des jährlich erscheinenden Reports sind Auswertungen von Daten der statistischen Ämter des Bundes und der Länder aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik und weiteren amtlichen Statistiken sowie einer Befragung aller zuständigen Fachministerien der Bundesländer durch die Bertelsmann Stiftung. Die Berechnungen hat der Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut / Technische Universität Dortmund durchgeführt.

Der Länderreport bietet für jedes Bundesland ein Profil seines frühkindlichen Bildungssystems. Diese Profile sowie alle weiteren Daten und Fakten zu den frühkindlichen Bildungssystemen finden Sie im Internet unter www.laendermonitor.de.

Der Personalschlüssel umfasst die Gesamtarbeitszeit einer Erzieherin, die sie einerseits direkt mit Kindern verbringt und darüber hinaus für weitere Aufgaben benötigt wie z.B. Elterngespräche, Teamsitzungen, Fortbildungen oder die Kooperation mit anderen Institutionen. Für diese Aufgaben benötigt sie mindestens 25 Prozent ihrer Arbeitszeit. Hieraus ergibt sich bei einem Personalschlüssel von 1:3 eine Fachkraft-Kind-Relation von einer Vollzeitkraft zu vier Ganztagskindern.
Autor: red

Kommentare
WR-NDH
04.07.2013, 14.22 Uhr
Ich wüsste
eine Möglichkeit, wie man dem Personalmangel abhelfen könnte.
Es gibt gewiss Frauen und Männer, die bereits Erfahrung in der Kinderbetreuung haben und gern als (Hilfs-)Erzieherin arbeiten würden. Ich kenne jedenfalls jemanden, der mehrere Jahre in Jugendclubs und als Hortnerin gearbeitet hat und sowohl von Eltern und Lehrern sehr für die Ausführung der Tätigkeit gelobt wurde, an der die Kinder sehr hingen und zu der sie Vertrauen hatten. Leider waren die Einsätze nur als ABM-Kraft oder 1 €-Job möglich, weil der Schule Geld für eine ordentliche Einstellung fehlte. Als die Möglichkeit der 1 €-Beschäftigung auch nicht mehr bestand, bot man ihr an sich selbständig zu machen und auf Honorarbasis weiterhin als Hortner zu arbeiten. Da aber die angebotene Arbeitsstundenzahl und der angebotene Stundensatz zu einem Einkommen geführt hätte, von dem man nicht leben kann wurde nichts daraus.

Solche erfahrenen Seiteneinsteiger könnte man doch als Hilfserzieherinnen mit einem entsprechend niedrigeren Gehalt den Erzieherinnen zur Seite stellen. Das würde die angesprochene Fachkraftlücke schließen helfen und zum Abbau von Arbeitslosigkeit beitragen.
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