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Mi, 10:02 Uhr
02.10.2013

Festival Alter Musik

15. GÜLDENER HERBST 2013 - Festival Alter Musik in Thüringen (27.9. bis 13.10.) - Motto: Musik - Theater, Zweite Woche mit PIMPINONE in Erfurt und CAMILLA in Rudolstadt und Sondershausen


Vor dem Konzert jeweils eine musikhistorische Schlossführung

Samstag, 05.10.2013 um 15.00 Uhr
Sondershausen, Treffpunkt Schloss: Museumskasse
Schlossführung - Musikschloss Sondershausen mit Christa Hirschler

Das Konzert

Samstag, 05.10.2013 um 17.00 Uhr Sondershausen, Achteckhaus (Souterrain)

Im schauerromantischen Ambiente eines halbverfallenen Schlosses lebt ein ältlicher Herzog. Seit vielen Jahren ist er mit der aus einfachen Verhältnissen stammenden und wesentlich jüngeren Camilla verheiratet. Sie haben einen Sohn namens Adolfo. Eines Tages rettet der furchtlose Graf Loredano Camilla aus der Hand von Räubern und verliebt sich. Sie widersteht seinen Werbungen, doch sie schwört, niemals zu verraten, wem sie ihre Rettung verdankt. Da schöpft der Herzog den Verdacht, dass sie ihn heimlich betrogen hat. Er sperrt Camilla im geheimen Gewölbe seines Schlosses ein, ohne dass irgendjemand davon weiß, und will sie damit zwingen, den Namen ihres Retters zu verraten.

Soweit die Vorgeschichte von Ferdinando Paërs (1771–1839) Oper Camilla, ossia Il sotterraneo (dt.: Camilla, oder Das Burgverlies bzw. Das geheime Gewölbe). Der italienische Komponist und Kapellmeister österreichischer Abstammung wirkte in Venedig, Wien, Dresden und Paris. Camilla – ein Dramma serio-giocoso, ernst und heiter zugleich, war die beliebteste und meistgespielte Oper (ital. Libretto: G. Carpani, UA: 1799 Wien) von über vierzig weiteren. Echte Popularität erlangte eine Oper damals vor allem durch rein instrumentale Fassungen für gemischte Holz- und Blechbläserensembles. Diese Harmoniemusiken ermöglichten mobile Aufführungen außerhalb des kostspieligen Opernbetriebs, im Freien oder bei Tisch.

Die Schwarzburger Fürsten in Sondershausen und Rudolstadt hegten eine große und weithin bekannte Vorliebe für Blasinstrumente und Harmoniemusik. An beiden Orten hielt man sich neben der Hofkapelle eine Bläserharmonie. Einer der berühmtesten Klarinettenvirtuosen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Johann Simon Hermstedt, war Musikdirektor und Soloklarinettist des Sondershäuser „Militärmusikcorps“, persönlicher Klarinettenlehrer des Fürsten Carl und ein enger Freund von Louis Spohr. Das musikalische Leben an den beiden Residenzen stand in lebhaftem Austausch, zum Beispiel auch des Notenmaterials.

Die Academia Musicalis Thuringiae e.V. hat 2012 den Stimmensatz einer Harmoniemusik nach Paërs Camilla (datiert: um 1805) in den Notenbeständen der Rudolstädter Bläserharmonie (Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt) "ausgegraben", der im Konzert zu einer neuzeitlichen Erstaufführung gelangt. Das groß besetzte Stück (1 Flöte, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Hörner, 2 Fagotte, 1 Quartfagott) gibt ein repräsentatives Beispiel für die Blütezeit der Harmoniemusik am Rudolstädter Hof. Auf dem Material findet sich nur der lakonische Vermerk „1 Kopist“. Da sich keines der bekannten mit dem Rudolstädter Arrangement deckt, ist anzunehmen, dass dieses speziell für die Rudolstädter Bläserei gefertigt wurde. Es gibt mehrere Anhaltspunkte, u.a. eine Personalliste der Rudolstädter Hofkapelle, die den Hofoboisten Heinrich Christoph Koch (1749–1816) als Arrangeur vermuten lassen. Der gebürtige Rudolstädter spielte schon als Jugendlicher in der dortigen Hofkapelle. Christian Gotthelf Scheinpflug erteilte ihm Geigen- und Kompositionsunterricht, er studierte in Weimar, Dresden, Berlin und Hamburg, um schließlich nach Rudolstadt zurückzukehren, wo er 1772 Kammermusikus und 1792 Kapellmeister wurde. Er wirkte auch als Instrumentensachverständiger, Musiktheoretiker, Lexikograph und Komponist. Sein Musikalisches Lexikon (Frankfurt 1802) war wohl das einflussreichste nach dem von Johann Gottfried Walther (1732). Darin erwähnt er das als Bassinstrument der Harmoniemusik verwendete Quartfagott als eine Rudolstädter Spezialität. Ein solches Instrument hat sich bis heute in Rudolstadt erhalten. Wolfgang Wenke wird es vor dem Konzert in einer musikhistorischen Schlossführung durch die Heidecksburg dem Publikum zeigen. Christa Hirschler führt durch das Musikschloss Sondershausen.

Das Ensemble Schwarzburgische Harmonie (Debut im GÜLDENEN HERBST 2011) bringt auf historischen Instrumenten das Werk erstmals wieder zum Erklingen. Der innovative One-Man-Theatermacher Henning Hacke inszeniert dazu den Opernstoff wirkungsvoll als Schattenspiel. Die eigens dafür verfassten deutschen Sprechtexte interpretiert der vielseitige Bühnenkünstler Markus Seidensticker, der sowohl Theaterliebhabern als auch, unter seinem Pseudonym „El Bosso“, den Freunden deutschsprachiger Ska-Musik ein Begriff ist.
Autor: khh

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