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Mo, 07:04 Uhr
30.03.2015

Was fressen Wölfe?

Seit gut 150 Jahren galt der Wolf in Thüringen als ausgestorben. „Nun ist Thüringen wieder Wolfsland. Die Menschen müssen sich aber erst wieder an die Anwesenheit dieses faszinierenden Beutegreifers gewöhnen“, erklärt Silvester Tamás ein Sprecher der Landesarbeitsgruppe Wolf im NABU Thüringen...


„Vor allem gibt es zu viele Spekulationen in Bezug auf das Beutespektrum des Wolfes und viele Rissspuren werden dem Wolf einfach nur angedichtet ohne wissenschaftliche Beweise hierfür zu nennen.“

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Das Schalenwild, die Hauptbeute des Wolfes, ist über lange Zeiträume, im komplexen Wechselspiel zwischen Jäger und Gejagtem erst zu dem geworden, was es heute ist. Attraktiv für die Jagd und für schmackhafte Gaumenfreuden. Wolf und Mensch teilten
sich lange Zeit die selben Lebensräume und Ressourcen. Heute jedoch entstehen in unserer dichten Siedlungslandschaft dort Konflikte mit der Natur, wo Verkehr Wildtiere bedroht und Weidetiere ungeschützt oder gar herrenlos in der Landschaft weiden.

„Wiederholt kam es in der Vergangenheit in Thüringen zu Übergriffen von Füchsen und streunenden Hunden auf ungeschützte Weidetiere, nämlich immer dann, wenn Herdenschutzmaßnahmen, wie zum Beispiel ausreichend hohe und spannungsführende Elektronetzzäune fehlten“, weiß Silvester Tamás. Wölfe als Verursacher von Nutztierschäden konnten in Thüringen bislang nicht amtlich nachgewiesen werden.

Was der Wolf wirklich frisst, dass zeigen wissenschaftliche Untersuchungen am Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz. Mehrere Tausend in Deutschland
gesammelten Kotproben des Wolfes belegen: Wölfe ernähren sich zu über 94 Prozent von wildlebenden Schalenwildarten, wie Reh-, Rot- und Schwarz-, örtlich auch von Dam- und Muffelwild. Seltener von Hasen, Nutrias, Füchsen, Marderhunden, Kleinsäugern, Vögeln, Fischen und Früchten. Die geschätzte Schalenwildnutzung eines Wolfsrudels mit einem Rudelterritorium von zirka 250 Quadratkilometern in der Lausitz liegt nach derzeitigen Erkenntnissen bei etwa 2,2 Stück Schalenwild auf 100 Hektar und Jahr.

Jäger in der Oberlausitz erlegen auf der gleichen Fläche etwa zehnmal soviel Rot- und Schwarzwild wie die Wölfe. Viel seltener dagegen nutzen Wölfe auch Weidetiere. „Der Anteil liegt aber deutlich unter einem Prozent! Zu Übergriffen auf Weidetiere kommt es häufig dann, wenn besagter Schutz der Nutztiere durch Zaun und Herdenschutzhunde fehlt“, so der Sprecher der Landesarbeitsgruppe Wolf. Dieser präventive Schutz vor potentiellen Übergriffen von streunenden Haushunden, Füchsen, Wölfen und Luchsen ist aufwendig und teuer. Für die Weidetierhalter bedeutet dies eine zusätzliche zeitliche, wie finanzielle Belastung.

Laut NABU Thüringen ist es deshalb wichtig, jetzt schnell zu handeln und betroffene Weidetierhalter in ausgewiesenen Wolfsgebieten mit finanziellen Mitteln für den präventiven Herdenschutz zu unterstützen. Dort wo die Maßnahmen schnell und unkompliziert umgesetzt werden, ist auch die Akzeptanz der betroffenen Weidetierhalter gegenüber den wildlebenden Beutegreifern wie Luchs und Wolf vergleichsweise groß, so der NABU.

Eine sachliche, faktenbezogene und vernetzte Auseinandersetzung mit der Thematik Wolf wird auf der NABU-Fachtagung unter dem Titel „15 Jahre Wölfe in Deutschland - Rückkehr nach Thüringen“, am 18. April in Jena, stattfinden. Besondere Beachtung wird den Anliegen von Weidetierhaltern und Gehegewildbetreibern auf der Fachtagung geschenkt. Die Fachtagung soll deshalb den Blick auch auf ihre Anliegen und Belange lenken, um gemeinsame Lösungsansätze in Bezug auf die zukünftige Zusammenarbeit und Maßnahmen im Herdenschutz zu erörtern. An der Fachtagung wird auch Anja Siegesmund, die Thüringer Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz, teilnehmen.

Weitere Informationen zur Fachtagung und Anmeldungen finden Sie unter www.NABUThueringen.
de.
Autor: red

Kommentare
Bodo Schwarzberg
30.03.2015, 19.06 Uhr
Zu viel Tamtam Wolf und Luchs!
Ich persönlich begrüße den Wiedereinzug des Wolfes in Thüringen und schüttele oft den Kopf für die Rotkäppchenängste in Teilen der Bevölkerung. Allerdings verstellt die Fixierung der Medien und auch der Naturschutzverbände auf prominente Tierarten den Blick auf die eigentlichen Umweltprobleme: Weder Wolf, noch Luchs oder Wildkatze, prominente Aushängeschilder von NABU bzw. BUND, spiegeln die wirklichen Bedrohungen un deren Auswirkungen wider. Der globale Klimawandel als unhörbare und zunächst schwer sichtbare Katastrophe findet sich in der offiziell zugänglichen Presse viel zu selten, ebenso die Vergiftung unserer Landschaft durch Stickstoffdüngung mit der Folge massiver Artenrückgänge. Die Anwesenheit von "Urwald"-"Raubtieren" suggeriert der Bevölkerung, alles sei ökologisch doch in bester Ordnung. Dabei setzt sich das Artensterben ungebremst fort! Nichts ist wirklich in Ordnung. Das wissen die Umweltverbände ganz genau. Ich fordere sie auf, der Bevölkerung viel mehr als bisher die globalen Probleme und deren Verwurzelung im persönlichen Verhalten eines jeden Menschen in den Medien zu vermitteln und auch das klägliche Scheitern der nationalen und internationalen Politik bei der Lösung der wirklich existenziell entscheidenden Umweltprobleme.
Herzlich willkommen lieber Wolf, aber lass Dich nicht von den Umweltverbänden missbrauchen.
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