Mo, 15:58 Uhr
11.04.2016
Kulturszene aktuell
SDH: Ausstellungseröffnung am Sonnabend
Wie gelangen Tiere, Pflanzen, Bakterien und Pilze von einem Lebensraum in einen anderen? Eine Ausstellung in Sondershausen wird sich ab Samstag mit diesem Thema beschäftigen...
Spätestens seit 1492 wurde mit der Entdeckung Amerikas ein Mechanismus in Gang gesetzt, der die natürlichen Barrieren für in sich geschlossene Ökosysteme außer Kraft setzt. Weltweiter Handel, Entdeckertum, Tourismus, rasante Entwicklung von Transport- und Verkehrswegen ermöglichen seitdem die Ankunft von Organismen in neuen Domizilen. In der Regel wird ein Neuankömmling nicht bemerkt, insbesondere wenn Überlebensmöglichkeiten nicht gegeben sind. Findet ein Organismus eine Nische im vorhandenen Ökosystem, kann es zur Bildung starker Populationen kommen. Stark genug, um einheimische Lebewesen zu verdrängen.
SDH: Ausstellungseröffnung am Sonnabend (Foto: Stadt Sondershausen) Vom 16. April 2016 bis zum 27. November 2016 haben Besucher des Schlossmuseums Sondershausen die Möglichkeit, sich über dieses spannende Thema zu informieren. In einem Projekt der Stadt Sondershausen wird in der Alten Hofküche im Schloss die Wanderausstellung Biologische Invasion. Verschleppte Tiere und Pflanzen verändern die Welt gezeigt.
Invasive Arten können weitreichende Auswirkungen auf die biologische Vielfalt haben, aber auch große ökonomische und gesundheitliche Probleme verursachen, sagt Dr. Gunnar Brehm, der die Ausstellung im Phyletischen Museum der Universität Jena konzipiert hat. Gut bekannt sind eingeschleppte Arten, wie z.B. der nordamerikanische Waschbär oder die Kanadische Goldrute. Die eingewanderte Pflanze ist mittlerweile an fast jeder Böschung zu finden, wie auch in den letzten Jahren z.B.. die Bestände der Orientalischen Zackenschote und des Drüsigen Springkrautes in vielen Gebieten nahezu explodiert sind.
Weil Waschbären so putzig aussehen und weil viele invasive Pflanzen ursprünglich von Gärtnern eingeführt wurden, wird ihr stetiges Vordringen oft zunächst gar nicht als störend wahrgenommen. Invasive Arten verdrängen aber heimische Tier- und Pflanzenarten, deren Lebensraum immer weiter eingeschränkt wird, erläutert Brehm. So gehen beispielsweise die Bestände anderer Marienkäferarten signifikant zurück, seit der Asiatische Marienkäfer Anfang des Jahrtausends seinen Siegeszug in Europa angetreten hat.
Die Zahl der gebietsfremden Tier- und Pflanzenarten in Europa liegt bereits bei über 12.000, Tendenz steigend. Laufend werden neue Arten eingeschleppt. In jüngerer Zeit etwa der gefürchtete Laubholzkäfer, die allergene Beifuß-Ambrosia oder Pilze, die für das Eschenaustriebssterben und das Ulmensterben verantwortlich sind. Der wachsende Verkehr und der weltweite Handel mit Pflanzen und Holz sind bei diesen Beispielen ursächlich. Die ökonomischen Schäden liegen in zweistelliger Milliardenhöhe. Sie gehören zu den messbaren Nebenkosten einer sich immer weiter globalisierenden Welt.
Dabei hat Europa keineswegs die größten Probleme mit invasiven Arten. Isolierte Inselgruppen wie Hawaii oder Neuseeland weisen den größten Anteil gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten auf, sagt Brehm. Eingeführte Ratten, Hunde, Katzen und Hermeline bedrohen unmittelbar seltene und weltweit einmalige Arten, wie zum beispielsweise die neuseeländischen Kiwis. Ursprünglich gab es auf den Inseln keine räuberischen Säugetiere, auf die sich die heimische Fauna evolutionär hätte einstellen können. Der Mensch ist gefordert, den von ihm selbst angerichteten Schaden einzudämmen bzw. wieder rückgängig zu machen. Und tatsächlich wurden bereits auf vielen Inseln die eingeschleppten Invasoren erfolgreich entfernt.
Dank der Leihgaben vom Phyletischen Museum Jena, den Museen der Naturkunde in Gera, Erfurt und Stuttgart sowie Objekten aus der Naturkundlichen Sammlung des Sondershäuser Museums können in der Ausstellung Biologische Invasion über 60 Vertreter invasiver Arten aus Europa und Neuseeland, sowohl auf dem Land als auch im Wasser gezeigt werden. Eine anschauliche Darstellung regional spezifischer Aspekte wird dank Leihgaben der Unteren Naturschutzbehörde des Kyffhäuserkreises und des Thüringer Forstamt in Sondershausen möglich.
Die Ausstellung will jedoch nicht nur informieren. Die Besucher werden gleichzeitig gefordert, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen: Wer ist wie an der Verschleppung beteiligt? Welche praktischen, aber auch ethischen Fragen stellen sich beim Umgang mit invasiven Arten? Was kann jeder einzelne gegen den scheinbar unumkehrbaren Trend biologischer Invasionen tun? usw.
Die Ausstellung Biologische Invasion wird am 16. April 2016, um 16.00 Uhr im Vestibül des Sondershäuser Schlosses eröffnet und kann bis zum 27. November 2016 dienstags bis sonntags von 10.00 bis 17.00 Uhr im Schlossmuseum Sondershausen besichtigt werden.
Zur Ausstellungseröffnung wird seitens der Organisatoren herzlich eingeladen.
Autor: khhSpätestens seit 1492 wurde mit der Entdeckung Amerikas ein Mechanismus in Gang gesetzt, der die natürlichen Barrieren für in sich geschlossene Ökosysteme außer Kraft setzt. Weltweiter Handel, Entdeckertum, Tourismus, rasante Entwicklung von Transport- und Verkehrswegen ermöglichen seitdem die Ankunft von Organismen in neuen Domizilen. In der Regel wird ein Neuankömmling nicht bemerkt, insbesondere wenn Überlebensmöglichkeiten nicht gegeben sind. Findet ein Organismus eine Nische im vorhandenen Ökosystem, kann es zur Bildung starker Populationen kommen. Stark genug, um einheimische Lebewesen zu verdrängen.
SDH: Ausstellungseröffnung am Sonnabend (Foto: Stadt Sondershausen) Vom 16. April 2016 bis zum 27. November 2016 haben Besucher des Schlossmuseums Sondershausen die Möglichkeit, sich über dieses spannende Thema zu informieren. In einem Projekt der Stadt Sondershausen wird in der Alten Hofküche im Schloss die Wanderausstellung Biologische Invasion. Verschleppte Tiere und Pflanzen verändern die Welt gezeigt.
Invasive Arten können weitreichende Auswirkungen auf die biologische Vielfalt haben, aber auch große ökonomische und gesundheitliche Probleme verursachen, sagt Dr. Gunnar Brehm, der die Ausstellung im Phyletischen Museum der Universität Jena konzipiert hat. Gut bekannt sind eingeschleppte Arten, wie z.B. der nordamerikanische Waschbär oder die Kanadische Goldrute. Die eingewanderte Pflanze ist mittlerweile an fast jeder Böschung zu finden, wie auch in den letzten Jahren z.B.. die Bestände der Orientalischen Zackenschote und des Drüsigen Springkrautes in vielen Gebieten nahezu explodiert sind.
Weil Waschbären so putzig aussehen und weil viele invasive Pflanzen ursprünglich von Gärtnern eingeführt wurden, wird ihr stetiges Vordringen oft zunächst gar nicht als störend wahrgenommen. Invasive Arten verdrängen aber heimische Tier- und Pflanzenarten, deren Lebensraum immer weiter eingeschränkt wird, erläutert Brehm. So gehen beispielsweise die Bestände anderer Marienkäferarten signifikant zurück, seit der Asiatische Marienkäfer Anfang des Jahrtausends seinen Siegeszug in Europa angetreten hat.
Die Zahl der gebietsfremden Tier- und Pflanzenarten in Europa liegt bereits bei über 12.000, Tendenz steigend. Laufend werden neue Arten eingeschleppt. In jüngerer Zeit etwa der gefürchtete Laubholzkäfer, die allergene Beifuß-Ambrosia oder Pilze, die für das Eschenaustriebssterben und das Ulmensterben verantwortlich sind. Der wachsende Verkehr und der weltweite Handel mit Pflanzen und Holz sind bei diesen Beispielen ursächlich. Die ökonomischen Schäden liegen in zweistelliger Milliardenhöhe. Sie gehören zu den messbaren Nebenkosten einer sich immer weiter globalisierenden Welt.
Dabei hat Europa keineswegs die größten Probleme mit invasiven Arten. Isolierte Inselgruppen wie Hawaii oder Neuseeland weisen den größten Anteil gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten auf, sagt Brehm. Eingeführte Ratten, Hunde, Katzen und Hermeline bedrohen unmittelbar seltene und weltweit einmalige Arten, wie zum beispielsweise die neuseeländischen Kiwis. Ursprünglich gab es auf den Inseln keine räuberischen Säugetiere, auf die sich die heimische Fauna evolutionär hätte einstellen können. Der Mensch ist gefordert, den von ihm selbst angerichteten Schaden einzudämmen bzw. wieder rückgängig zu machen. Und tatsächlich wurden bereits auf vielen Inseln die eingeschleppten Invasoren erfolgreich entfernt.
Dank der Leihgaben vom Phyletischen Museum Jena, den Museen der Naturkunde in Gera, Erfurt und Stuttgart sowie Objekten aus der Naturkundlichen Sammlung des Sondershäuser Museums können in der Ausstellung Biologische Invasion über 60 Vertreter invasiver Arten aus Europa und Neuseeland, sowohl auf dem Land als auch im Wasser gezeigt werden. Eine anschauliche Darstellung regional spezifischer Aspekte wird dank Leihgaben der Unteren Naturschutzbehörde des Kyffhäuserkreises und des Thüringer Forstamt in Sondershausen möglich.
Die Ausstellung will jedoch nicht nur informieren. Die Besucher werden gleichzeitig gefordert, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen: Wer ist wie an der Verschleppung beteiligt? Welche praktischen, aber auch ethischen Fragen stellen sich beim Umgang mit invasiven Arten? Was kann jeder einzelne gegen den scheinbar unumkehrbaren Trend biologischer Invasionen tun? usw.
Die Ausstellung Biologische Invasion wird am 16. April 2016, um 16.00 Uhr im Vestibül des Sondershäuser Schlosses eröffnet und kann bis zum 27. November 2016 dienstags bis sonntags von 10.00 bis 17.00 Uhr im Schlossmuseum Sondershausen besichtigt werden.
Zur Ausstellungseröffnung wird seitens der Organisatoren herzlich eingeladen.
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