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Do, 06:55 Uhr
27.10.2016
BUND-Kreisverband Nordhausen

Drei Einsätze in drei Wochen

Den dramatischen Rückgang von Standorten bedrohter Pflanzenarten im Landkreis Nordhausen wenigstens zu bremsen, das hat sich der BUND-Kreisverband Nordhausen als Aufgabe gestellt. An drei Oktobersonnabenden waren die Enthusiasten im Einsatz...


Auf den drei Flächen, die wir am 1., 8. und 15. Oktober mähten und beräumten, siedeln mindestens elf bemerkenswerte Gefäßpflanzenarten. Darunter sind Arten zu verstehen, die nach der Bundesartenschutzverordnung geschützt und/oder in ihrem Bestand zumindest gefährdet sind, also in den Roten Listen gefährdeter Pflanzenarten Thüringens oder des Bundes verzeichnet sind.

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Zudem sind alle Pflanzengemeinschaften der drei Einsatzörtlichkeiten gefährdet oder stark gefährdet. Es handelt sich dabei unter anderem um zwei Bergwiesengesellschaften (Bärwurz-Rotschwingel-Wiese und eine Borstgrasrasen-Gesellschaft) zwei Halbtrockenrasengesellschaften (Sumpfherzblatt-Blaugrasrasen und Halbtrockenrasen der Aufrechten Trespe) und eine nur wenige Quadratmeter kleine, bei uns sehr seltene atlantische (Calluna-)Heide. Allein vom Komplex der letztgenannten, an der im Herbst leuchtend rosa blühenden Besenheide gut kenntlichen Gesellschaften, verschwanden im Landkreis Nordhausen seit der Wende schätzungsweise 50 Prozent der einstigen Flächen. Sie fielen und fallen vor allem der Nutzungsaufgabe mit nachfolgender Verbuschung und Vergrasung zum Opfer.

Vom Artenschutzeinsatz am 1.10. in den Bleicheröder Bergen berichtete bereits die nnz. Am außerplanmäßigen Einsatz vom 8.10. widmeten sich zwei Mitstreiter (Reiner Peix aus Ilfeld und Bodo Schwarzberg) der Mahd eines kleinen Bergwiesenkomplexes im Thüringer Südharz, der eines der letzten Arnikavorkommen des Landkreises beherbergt. Die einst in unseren Mittelgebirgen sehr häufige Arnika, für deren weltweite Erhaltung Deutschland eine besonders hohe Verantwortlichkeit zukommt, erlitt in den vergangenen Jahrzehnten geradezu dramatische Bestandseinbußen infolge Nutzungsaufgabe und Nutzungsintensivierung sowie Gründlandumbruch. Der hier diskutierte seit mehreren Jahren aktiv gepflegte Bestand konnte auf relativ niedrigem Niveau zunächst stabilisiert werden. Eine Anzahl Jungpflanzen deutet möglicherweise eine leicht positive Tendenz an.

Mahd gegen den Gipsabbau

Am 15. Oktober gab es einen ganz besonderen Pflegeeinsatz: Sechs Mitstreiter mähten das BUND-eigene, zwischen den NSG Himmelsberg und Mühlberg gelegene Grundstück. Es dient nicht nur der Bewahrung einer überregional bedeutsamen floristischen Vielfalt, sondern auch als Sperrgrundstück gegen eventuelle Abbaugelüste der Gipsfirmen. Das weitere Voranschreiten des Steinbruchs Rüsselsee soll damit verhindert werden. Mit dabei waren unsere Sondershäuser Freunde Helga und Karl-Heinz Junker, die Ilfelder Reiner Peix und Klaus Liebenrodt sowie die Nordhäuser Heidi Schell und Bodo Schwarzberg.

Längst können zahlreiche Wuchsorte bedrohter Arten heute nur noch durch ehrenamtliche Maßnahmen erhalten werden. Europa, Bund und Land werden hier ihren eigenen Gesetzen, Wünschen und Regelungen kaum gerecht, was sie ab und an selbst zugeben. Etwa dann, als die Bundesregierung 2010 das Scheitern der Bemühungen um einen Stopp des Artenrückganges in Deutschland entgegen der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt verkünden musste. Für 2020 deutet sich eine ähnliche Einschätzung an. - Die Politik stellt sich einfach zu wenig der Tatsache, dass eine Trendwende nicht allein mit einer Fortsetzung der Ausweisung neuer Schutzgebiete zu erreichen ist. Das aktive, artenschutzgerechte Management der Schutzgebiete hinkt dem Wust an Regelungen und Verordnungen meilenweit und wohl für immer hinterher.

Und selbst dort, wo es staatlich finanzierte Maßnahmen gibt, gereichen diese nicht immer zum Vorteil für die zu erhaltenden Arten. Dies liegt nicht nur an der Art und Weise ihrer Durchführung, sondern auch an ihrer oftmals fehlenden Kontinuität. Im Landkreis Nordhausen gibt es hierzu Beispiele: Die faktische Nichtverlängerung des erfolgreichen Artenschutzprojekts „Referenzpojekt Artenschutz“ (2013-2015, Verwaltung Landschaftspflegeverband Südharz-Kyffhäuser) unter Rot-Rot-Grün ist ein solches. Auch wird nicht erkannt oder eher verdrängt, dass nur eine grundlegende Änderung in der Bewirtschaftung unserer Landschaften tatsächlich für die bundesweite Verbesserung der ausweglos erscheinenden Situation wirksam wäre. Dem jedoch stehen das Primat wirtschaftlicher Interessen, vor allem aber der Machtanspruch der Parteien unvereinbar gegenüber. Ich bin schon jetzt gespannt, wie man das erneute überwiegende Scheitern der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt verkaufen wird.

Nicht zuletzt gehörten die gesamte Förderpolitik für landschaftspflegerische Maßnahmen ebenso auf den Prüfstand wie das zugrundeliegende ökologische Fachwissen bei manchen Entscheidern.

Umso wichtiger sind die Fortsetzung und der Ausbau der ehrenamtlichen und gezielt wuchsortbezogenen Landschaftspflege. Behörden und Landesregierung sollten uns dabei eigentlich immer spüren lassen, dass ehrenamtliche und aktive Artenschützer in deren Sinne handeln. Schließlich sind sie zur Erhaltung des Arteninventars per Gesetz und per EU-Regelungen verpflichtet.

Die Fotos entstanden am 15.10. bei der „Mahd gegen den Gipsabbau“ auf dem BUND-eigenen Grundstück.
Die landschaftspflegerischen Einsätze des BUND-Kreisverbandes Nordhausen werden je nach Witterungsverlauf auch während der kommenden Monate fortgesetzt.
Bodo Schwarzberg
Mahd gegen den Gipsabbau (Foto: Bodo Schwarzberg)
Mahd gegen den Gipsabbau (Foto: Bodo Schwarzberg)
Mahd gegen den Gipsabbau (Foto: Bodo Schwarzberg)
Mahd gegen den Gipsabbau (Foto: Bodo Schwarzberg)
Mahd gegen den Gipsabbau (Foto: Bodo Schwarzberg)
Mahd gegen den Gipsabbau (Foto: Bodo Schwarzberg)
Mahd gegen den Gipsabbau (Foto: Bodo Schwarzberg)
Mahd gegen den Gipsabbau (Foto: Bodo Schwarzberg)
Autor: red

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