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Di, 11:14 Uhr
16.10.2018
Meldung aus der Wirtschaftswelt

Aller guten Dinge sind Drei:

3. Schatulle im Oberkirchturm gefunden! Dazu erreichte kn diese Meldung aus Bad Frankenhausen...

Nachdem vom Turm der Oberkirche in Bad Frankenhausen die Kugel mit den darin befindlichen zwei Schatullen den Erdboden erreichte, wurde in der Oberstadt über eine weitere Kugelabnahme in den fünfziger Jahren diskutiert.

Aller guten Dinge sind Drei: (Foto: Peter Zimmer) Aller guten Dinge sind Drei: (Foto: Peter Zimmer)

Aktenmäßig war aber nichts davon bekannt. Doch vor wenigen Tagen wurde das „Geheimnis“ gelüftet. Die Zimmerleute fanden über der zweiten Laterne unter der Verschalung des barocken Übergangs zur Turmspitze („Kaiserstiel“) eine Art „Nistkasten“ mit einer sauber gearbeiteten Schatulle. Im Regionalmuseum wurde diese von Frau Kuchenbecker und Herrn Zimmer im Auftrag der Stadt geöffnet. Zum Vorschein kam nur einem A3 großes, gut erhaltenes Schriftstück, mit zwei aufgeklebten Fotos.

Aller guten Dinge sind Drei: (Foto: Peter Zimmer) Aller guten Dinge sind Drei: (Foto: Peter Zimmer)

Nun konnte auch der Sachverhalt aufgeklärt werden. 1951 wandte sich die ev.-luth. Kirchgemeinde an den damaligen Minister Otto Nuschke zwecks finanzieller Hilfe, um das arg beschädigte Norddach der Oberkirche zu reparieren. Es wurde Geld zur Verfügung gestellt, aber es reichte nur zu einer Dachpappeneindeckung. In diesem Zusammenhang wurden dann auch Schäden am Turm repariert (verursacht höchstwahrscheinlich durch „Schießübungen“ der amerikanischen und russischen Soldaten). Diese Reparatur reichte bis zum unteren Teil des „Kaiserstiels“, wo sich dann die Beteiligten „verewigten“.

Aller guten Dinge sind Drei: (Foto: Peter Zimmer) Aller guten Dinge sind Drei: (Foto: Peter Zimmer)

Das Schriftstück ist im sachlichen Stiel abgefasst. Die Kirchgemeinde war der Auftraggeber. Der damalige Superintendent Dr. Deter berichtet über den eigentlichen Reparaturvorgang. Erstaunlich ist, dass er als Theologe keinen eigentlichen Vor- oder Nachsatz in form eines geistlichen Gedankens formuliert, auch auf ein Bibelzitat wird verzichtet.


Dr. Deter schreibt (in einer gut lesbaren Schrift):
„Nachdem der Turm der Oberkirche 1936 durch Herrn Prof. Dr. Rüht – Dresden mit Hilfe der Reichs- und Landesregierung Thüringen, der Thüringer Evangelischen Kirche und der Kirchgemeinde selbst abgefangen und vor dem inneren Zusammenbruch geschützt war, stellten sich wenige Jahre später schwere Schäden an der Deckung des Turmes und Daches heraus. Sie hatten folgenden Grund:

Bei der Neudeckung 1911 hatte man statt der für solche Arbeiten unbedingt nötigen Kupfernägel an der Nordseite des Daches und am Turm gewöhnliche Eisennägel verwendet. Soviel zu sehen ist, wurden an der Südseite des Daches verzinkte Nägel verwendet. Aber das konnte nur an den Rändern der Luken festgestellt werden. Nachdem die Köpfe der Seitennägel abgerostet waren, fielen die Schieferplatten ab. Eine Erneuerung war seit 1939 wegen des Krieges und Umbruches nicht möglich, sodaß nun der Regen überall in Kirchendach und Turm eindrang und schwere Schäden durch Faulen des Holzes entstanden. Der schiefe Turm, der eine starke Belastung nach Osten hat, stand kurz vor dem Zusammenbruch des Helmes. In der Kirche bildete sich Schwamm, und die Decke an der Nordseite fing an einzustürzen.

Es zeigten sich auch neue Risse zwischen Turm und Kirche. Es wurde 1950 festgestellt, dass sich der Turm 10 mal so schnell von der Kirche entfernt als in den Jahren 1937 – 1949. Das ist vielleicht auf die starken Niederschläge und Auswaschung der unterirdischen Salzlager zurückzuführen. Ein Sachverständiger vertrat die Meinung, dass sich nicht der Turm, sondern die Kirche von ihm fortbewegte. Nach abrutschenden Häusern in der Nähe wäre das auch nicht unmöglich. Genaue Feststellungen waren nicht möglich, da die Messungen von 1925 durch Markscheider Kröber nicht mehr aufzufinden sind.
Um das Baudenkmal und Wahrzeichen der Stadt zu retten, wurde 1951 die Nordseite des Daches zunächst mit Dachpappe abgedeckt. Ferner wurde der stark angefaulte Kranz des Turmhelmes erneuert und fester mit dem Mauerwerk des Turmes abgestützt, nachdem er bisher nur auf dem Fachwerk der Glockenstube ruhte. Die


Arbeiten wurden ausgeführt:
• Zimmererarbeiten: KWU.-Bauhof, hier, Baumeister Picard
• Dachdeckerarbeiten: Meister Immerthal, hier
• Klempnerarbeiten: Meister Erich Große, hier

Kupfernägel erhielten wir für den Turm von dem Hilfswerk der Thür. Evgl.-Luth. Kirche von einer Spende der schwedischen Kirche. Diese vorläufige Sicherung der Kirche soll 1952 abgeschlossen sein. Die Deckung des Daches und die innere Erneuerung der Kirche sind spätere Aufgaben.

Bad Frankenhausen, den 26. Juli 1952“
Unterschrieben von: Dr. Deter, Superintendent und Bruno Finke, Kirchmeister
Auf der folgenden Seite haben persönlich unterschrieben (zum Teil mit Angabe des Geburtsdatums): 8 Dachdecker, 8 Zimmerleute und 6 Klempner. Für die heutige Zeit ist es schon interessant, da sicher ältere Einwohner der Stadt und Umgebung mit den Namen etwas anfangen können.
Aller guten Dinge sind Drei: (Foto: Peter Zimmer)
Aller guten Dinge sind Drei: (Foto: Peter Zimmer)

Auf der letzten Seite zeigt ein Foto Superintendent Deter mit einigen Handwerkern oberhalb der zweiten Laterne, Textangabe: „Am 4. August 1952 vor Abbruch des Gerüstes“.

Man bedenke: 1952 gab es kein Schnellbaugerüst, alles musste mit Stangen und Leitern bis auf etwa 50 Metern errichtet werden, dazu Bohlen als Laufstege, es gab keine Elektroaufzüge!
Da die Schatulle nur ein A3 Blatt enthielt, ist noch viel Platz für weitere Dokumente. Es wird überlegt, ob nicht in diese „Bauschatulle“ Berichte zu aktuellen Turmsicherung eingelegt werden sollten. In der ersten Novemberhälfte wird voraussichtlich die Kugel mit den alten und neuen Schatullen auf der Turmspitze aufgesetzt.

Peter Zimmer
Bad Frankenhausen
Autor: khh

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