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Mi, 08:19 Uhr
24.10.2018
OECD-Studie zur Chancengerechtigkeit auf den Prüfstand

Schlusslicht Deutschland?

Ein Team um ifo-Forscher Andreas Peichl kritisiert die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) für eine neue Studie zur Chancengerechtigkeit in Deutschland...


„Die Annahmen der Studie weichen vom üblichen Vorgehen in der akademischen Literatur ab. Beispielsweise sind Selbstständige von der Betrachtung ausgeschlossen. Das verzerrt die Ergebnisse negativ. Auch an anderen Stellen entscheiden sich die Autoren für relativ ungewöhnliche Annahmen. In der Summe erhält man ein Ergebnis, das ein echter Ausreißer ist und Deutschland im internationalen Vergleich sehr schlecht aussehen lässt.“

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Als Maß für die Chancengerechtigkeit verwenden die OECD-Forscher die “intergenerationelle Einkommenselastizität (IGE).” Sie gibt an, wie stark das Einkommen der Kinder vom Einkommen der Eltern abhängt. Bei einer IGE von 0 wäre das Einkommen der Kinder komplett unabhängig vom Einkommen der Eltern. Bei einer IGE von 100 dagegen hängt das Einkommen der Kinder komplett vom Einkommen der Eltern ab.

Je höher also die IGE, desto geringer die Chancengerechtigkeit in einer Gesellschaft. Vergleichbare Studien sehen die IGE für Deutschland zwischen 9,5 und 39,1 mit einer Häufung um 20. Die OECD kommt nun aber auf 55,1. Diese IGE ist so hoch, dass es rund sechs Generationen dauert, bis die Nachkommen einer Person aus dem untersten Einkommensdezil das Durchschnittseinkommen erreichen würden.

Verwendet man jedoch zur Berechnung dieser „OECD-Generationenstatistik“ die Bandbreite der Elastizitäten aus der Literatur, so dauert es zwei bis vier anstatt sechs Generationen. Peichl ergänzt: „Vor dem Hintergrund der diskutablen statistischen Annahmen ist das Ergebnis der OECD-Studie mit Vorsicht zu genießen. Selbstverständlich gibt es auch in Deutschland großen Reformbedarf bei der Förderung von Kindern aus benachteiligten Elternhäusern, beim KITA-Ausbau und bei der Integration von Kindern mit Migrationshintergrund. Mit alarmistischen Ergebnissen auf Basis fragwürdiger methodischer Entscheidungen ist dabei aber nicht geholfen.“
Autor: red

Kommentare
Trüffelschokolade
24.10.2018, 14.28 Uhr
Grundproblem
Zweifellos ist eine methodische Kritik an der Studie selbst richtig und wichtig, das lenkt aber relativ stark vom eigentlich wichtigen Thema ab in diesem Artikel: Der Zugang zu Bildung ist in Deutschland enorm von der sozialen Herkunft abhängig. Teilweise viel stärker als in vergleichbaren anderen Ländern. Dazu gibt es unzählige Studien, die immer zum gleichen Ergebnis kommen - die Stärke der Effekte ändert sich etwas, aber die Grundaussagen sind die gleichen.

Das ist doch das eigentliche Thema. Schade, dass das hier so untergeht.
tannhäuser
24.10.2018, 14.43 Uhr
Zugang zur Bildung und soziale Herkunft...
...sind untrennbar verbunden.

Daran wird sich leider in absehbarer Zukunft nichts ändern.

Wenn z. B. Politiker und Journalisten ihre Kinder auf Privatschulen schicken und das nicht mit dem verständlichsten aller Gründe erklären, der heisst:

"Wir können uns das leisten und das ist die beste Lösung!", sondern Ausreden finden wie "Unser Kind soll keinen Kontakt zu AfD-Wähler-Kindern haben!" ist der Gipfel der Verlogenheit erreicht.

Wenn sowas chic ist, sollte sich auch niemand mehr über die so genannte Lehrerdenunziantenplattform der AfD aufregen.

Ich denke mal, ein Lehrer, der sich öffentlich zur AfD bekennt, dürfte eventuell auch Probleme bekommen. Aber natürlich nur von Seiten der Guten. Und hoffentlich ist er ausreichend versichert und steht nicht im Telefonbuch.

Ok, auch egal, dass Internet weiss, wo seine Adresse, Familie und Auto wohnen.
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