eic kyf msh nnz uhz tv nt
Do, 00:34 Uhr
21.03.2019
Meldungen aus der Region

Die Dürre 2018 im Kyffhäuserkreis

Der Verein "Statt Urwald-Kulturwald an Possen und Hainleite" hatte zu einer Veranstaltung in den Bürgersaal der Cruciskirche Sondershausen und die zahlreichen Besucher erlebten eine lebhafte Diskussion...

Die Dürre 2018 im Kyffhäuserkreis (Foto: Karl-Heinz Herrmann) Die Dürre 2018 im Kyffhäuserkreis (Foto: Karl-Heinz Herrmann)

Am gestrigen Mittwoch im Bürgerzentrum „Cruciskirche“ in Sondershausen eine Podiumsdiskussion zum Thema: “Dürre-Katastrophe 2018: Auswirkungen für Gesellschaft, Land- und Forstwirtschaft im Kyffhäuserkreis” statt.

Die Dürre 2018 im Kyffhäuserkreis (Foto: Karl-Heinz Herrmann) Die Dürre 2018 im Kyffhäuserkreis (Foto: Karl-Heinz Herrmann)

Der Verein "Statt Urwald-Kulturwald an Possen und Hainleite" konnte den MDR-Thüringenjournal Reporter Sebastian Jakob als Moderator gewinnen und dabei einen echten Glücksgriff gelandet. Das Thema fand großes Interesse und der Bürgersaal war dementsprechend gut gefüllt.

Die Dürre 2018 im Kyffhäuserkreis (Foto: Karl-Heinz Herrmann) Die Dürre 2018 im Kyffhäuserkreis (Foto: Karl-Heinz Herrmann)

Der Vereinsvorsitzende Dr. Heinz Scherzberg konnte für die Diskussion einen Landwirt, einen Waldbesitzer des Kyffhäuserkreises, einen Bürgermeister, einen Forstmann und ein Wissenschaftler gewinnen, die zu den Auswirkungen der Wettererscheinungen des Jahres 2018 auf die Landnutzung hinwiesen und darüber diskutierten.

Die Dürre 2018 im Kyffhäuserkreis (Foto: Karl-Heinz Herrmann) Die Dürre 2018 im Kyffhäuserkreis (Foto: Karl-Heinz Herrmann)

Landrätin Hochwind-Schneider (SPD) hatte die Veranstaltung mit einem Grußwort eröffnet.
Das Jahr 2018 hat die Land- und Forstwirtschaft im Kyffhäuserkreis mit dem Sturm „Friederike“ im Januar und dem sich anschließenden heißen und trockenem Sommer vor ernsthafte Probleme gestellt, 500.000 Festmeter Holz waren angefallen, so Hochwind-Schneider. Die Niederschlagsmenge war teils nur die Hälfte und weniger. 28 Betriebe des Landkreises mussten Dürrehilfen beim Freistaat beantragen.

Die Dürre 2018 im Kyffhäuserkreis (Foto: Karl-Heinz Herrmann) Die Dürre 2018 im Kyffhäuserkreis (Foto: Karl-Heinz Herrmann)

An der Podiumsdiskussion nahmen teilnehmen (v.l.n.r.):
Uli Klüßendorf, Forstamtsleiter Sondershausen, Dr. Nico Frischbier, Referent Klimaschutz, FFK Gotha, Dr. Wolfgang Peter, Landwirtschaftsbetrieb „Ziegenhof Peter“ Greußen, Jan Martin Dee, Waldbesitzer in der Hohen Schrecke, Moderator Sebastian Jakob vom MDR und Knut Hoffmann, Bürgermeister Gemeinde Kyffhäuserland.

Welche Probleme wurde angesprochen.

- Starke Insektenvermehrung (Borkenkäfer), Kindererträge für die Produkte der Land- und Forstwirte und kaum zu bewältigende Folgeschäden stellen eine neue Herausforderung für die Akteure dar.

- Das Landschaftsbild hat verändert sich und auch die Wälder des Landkreises haben durch die Trockenheit gelitten. Dort wo Fichten standen sind Lücken geblieben. Teilweise lohnt es sich nicht mal mehr die abgestorbenen Fichten aus dem Wald zu holen, weil der Preis für dieses D-Holz minderer Qualität im Keller ist und das Holz auch nicht mehr abgenommen wird, weil es ein Überangebot gibt.

Totbäume bleiben auch stehen, weil man kaum noch Transportkapazitäten hat, aus Sicht Arbeitskräfte und an Technik. Stehen lassen ist kostengünstiger, auch wenn es nicht schön aussieht.
Trotzdem muss etwas gemacht werden, so Hoffmann. Für den Tourismus müssen wenigstens die Wanderwege freigehalten werden, so kommen erst kein Touristen mehr.

Eine strategische Waldentwicklung wird immer schwieriger. Man kann wegen der Wetterbedingungen nur noch reagieren.
Dr. Peter: Durch die trockenen Sommer droht eine Verarmung der Landwirtschaft und die Auswirkungen des Klimawandels ist nur die Spitze des Eisberges. Die Landwirtschaft hat gegenüber der Forstwirtschaft noch eine kleinen Vorteil, man kann bei der Fruchtfolge schneller reagieren, als bei einem Waldumbau.

Wegen des fehlenden Futters wird die Viehwirtschaft immer geringer und schwieriger. Die durch die deutlich höheren Temperasturen müssen vor allem die Ställe von Schweinen und Kühen stärker gekühlt werden, was die Kosten weiter in die Höhe treibt.

Bei der Forstwirtschaft ist die Fichte ein Auslaufmodell in der Region und wird bald verschwinden. Und selbst die Buche hat an vielen Standorten schon Probleme. Bei weiterem Temperaturanstieg und mehr Trockenheit werden die Buchenbestände auch bald größere Lücken aufweisen, so Dee.

Da darf man gespannt sein, ob wir da bald auf dem Possen überhaupt noch Wald haben werden. Bei der Trockenheit stockt die natürlich Regeneration des Waldes.

Es ist schon jetzt so trocken, dass auf den Flächen wo Fichten standen nicht nachgepflanzt werden kann. Und in der Tat, im Garten kann man einen neuen Baum mal schnell gießen, aber im Wald?

Und ein weiteres Problem gibt es noch. Es stehen jetzt schon wegen der vielen aufzuforstenden Flächen nicht mehr genügend Bäume zum Pflanzen zur Verfügung. Und man darf die Bäume nicht einfach von irgendwoher holen.

Und die Politik sitzt den Waldbesitzern im Nacken. Kahlflächen müssen innerhalb von zwei Jahren bepflanzt werden, sonst gibt es Strafen laut Thüringer Waldgesetz. Gestern wurde die Politik aufgefordert Ausnahmen zu gewähren und Hilfe für die Pflanzungen zu schaffen.

Von der Forstwirtschaft kam der Hinweis, wir müssen klimaresistentere Bäume Pflanzen, so Eichen und Douglasien, oder auch Schwarzkiefern.
Einig war man sich in einem, die Bevölkerung sollte mehr regional kaufen. Und es gibt regelrechten Irrsinn, denn teils kauft Deutschland Holz im Ausland ein, liefert aber auch Bäume nach China.

Die Forderung eines Bürgers in der Diskussion, Futterpflanzen nicht zur Energiegewinnung einsetzten (Biogas), sondern lieber das Holz für die Energiegewinnung nutzen.

Und wenn man einen Wunsch an den Ministerpräsidenten hätte, so eine der Publikumsfragen? Die Antwort von Dr. Peter lässt tief blicken:

Politik sollte mehr auf Wissenschaft setzen, als auf Ideologie.

Fazit:

Der Winter war schon wieder viel zu trocken. Fast nur die Hälfte des sonstigen Durchschnitt. Wenn jetzt noch die Sonne höher steigt und kein Regen fällt, ist die nächste Dürreperiode bereits vorprogrammiert, mit Schäden in Landwirtschaft und Forstwirtschaft.
Die Dürre 2018 im Kyffhäuserkreis (Foto: Karl-Heinz Herrmann)
Die Dürre 2018 im Kyffhäuserkreis (Foto: Karl-Heinz Herrmann)
Die Dürre 2018 im Kyffhäuserkreis (Foto: Karl-Heinz Herrmann)
Die Dürre 2018 im Kyffhäuserkreis (Foto: Karl-Heinz Herrmann)
Autor: khh

Kommentare

Bisher gibt es keine Kommentare.

Kommentare sind zu diesem Artikel nicht möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr